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11Unglaublich bewegend ! Harold Fry erhält eines Tages einen Brief von seiner alten Kollegin Queenie an die er die letzten zwanzig Jahre nicht mehr gedacht hatte. Er ist verwundert und zutiefst traurig. Queenie hat Krebs im Endstadium und wird bald sterben und wollte sich von Harold verabschieden. Kurzerhand schreibt Harold einen kurzen Brief, den er zum Briefkasten bringen will, denn weiter kann er nichts tun... doch dann entschließt er sich einfach weiterzulaufen... Er läuft weiter bis zu Queenie, einem südlichsten Zipfel in England startet er in Kingsbridge und läuft rund 1000 km bis ins schotthische Berwick upon Tweed, wo Queenie in einem Hospital liegt. Unterwegs schreibt er Postkarten an seine Frau, an Queenie sie solle durchhalten, er sei unterwegs und trifft auf dem Weg viele Leute die an ihn glauben und ihm auch Mut machen... doch genauso gibt es dunkle Stunden und Zweifel. Harold kämpft sich zu Fuß vorwärts, 87 Tage lang ist er unterwegs. Viel Zeit um sich über sein Leben und Vergangenheit Gedanken zu machen, aber auch sich selbst zu verändern. Und sein Weg hält noch viele Überraschungen parat,... Seine Frau Maureen ist derweil erstaunt zurückgeblieben und fühlt sich verlassen, doch auch sie fängt an sich genauso Gedanken zu machen... Die Autorin hat eine Figur geschaffen, die mit unglaublich vielen Höhen und Tiefen versehen ist. Harold, der sich aufrafft etwas ungewöhnliches zu tun, ganz aus dem Herzen raus, wie er in einem Moment empfand und sich auf den langen beschwerlichen Weg macht. Unterwegs lernt sich anderen Menschen gegenüber zu öffnen, aber auch wieder zu sich selber und Maureen finden muss. Sich selbst wieder öffnen, da er sein Herz verschlossen hat. Harold ist einen sofort sympathisch und man fühlt mit ihm mit. Natürlich ist das keine einfach Reise und immer wieder kommen ihm Zweifel, die so gut dargestellt sind, dass man sie alle nachvollziehen kann, und was auch natürlich ist bei solch einer langen Reise. Wir Queenie warten ? Wird sie es schaffen ? Mag man nicht glauben, dass es sie retten kann, auch wenn es unmöglich erscheint ? Es gibt viele Hindernisse auf dem Weg und seinem Leben und nach und nach erfahren wir das ganze Ausmaß, ungeahnte Wendungen und Offenbarungen... und doch war alles einfach schlüssig. Und auch das Ende ist bewegend und einfach passend ! Eine unglaublich tief berührende Geschichte, die dem Leser noch lange nachdenken lässt und noch eine Weile in Erinnerung bleiben wird. Zu Tränen rührend (welch ein Buch schafft das schon) und schwer in Worte zu fassen, was man beim lesen empfindet. Für mich persönlich an die Erinnerungen geknüpft einen geliebten Menschen verloren zu haben. Man trauert und hofft mit Harold. Dieses Buch vermittelt soviel, ob Hoffnung, Glaube, Liebe, Freundschaft und füreinander da sein. Eins der besten und bewegensten Bücher seit langem. Ich glaube Leser von "Der 100jährige der aus dem Fenster stieg und verschwand" werden auch hieran gefallen finden, wenn auch nicht skuril, aber eine Geschichte mit viel Herz !
21Dieser Goethe - ein Fuchs. Hallo allerseits! Ich gebe zu, vergleicht man ein Drama Goethes mit einem Poproman von Regener oder Jaud, so handelt es sich bei Goethe um schwere Kost! Allerdigs wäre es auch enttäuschend, wenn der vielleicht größte Autor aller Zeiten leichte Kost wäre. Man benötigt etwas Hintergrundwissen zur Weimarer Klassik generell. Doch hat man sich in diesem Bereich ein gewisses Fundament geschaffen, verschlingt man förmlich die Dramen Goethes. Man ist begeistert von der Sprachkunst wie auch von der Intention, die in diesen Werken steckt! Ist man bereit, sich auf dieses gewiss nicht einfache Niveau zu begeben, so hat man mit dieser Ausgabe ein tolles Sammelwerk, das diesen Preis allemal wert ist!! Also, zugreifen!!!
31Sehr gute Hörspielversion des Theaterstückes. Diese CD gibt den Prinzen von Homburg von Kleist als Hörspiel (Und nicht als bloßen Mitschnitt einer Theateraufführung) wieder. Ich hatte bedenken, daß die Sprache modernisiert, doch das ist nicht der Fall. Die Sprache ist haargenau wie das Original. Die Kürzungen sind moderat. Die CD hat eine Länge von 80 Minuten, eine Theateraufführung dauert etwa 120. Der Vorteil eines Hörspiels ist, daß genug Tonelemente eingebaut werden, um beim Mithören alles verstehen zu können, was mit einem bloßen Mitschnitt einer Theateraufführung nicht unbedingt der Fall ist. Aus diesem Grund kann man diese CD durchaus als Alternative zum Text und zum Theaterbesuch nehmen.
41Eine sprachliche Reise in eine verborgene Welt.. Thomas schafft es in diesem unglaublich spannend geschrieben Buch mit vielen Finessen der Sprache zu glänzen. Es macht Spaß mitzuerleben, wie in diesem walisischen Dorf miteinander umgegangen wird, wie die teilweise sehr schnellen Dialoge die Leben der Bewohner auf eine wundervolle, witzige Art erzählen.
51Ein schöner Klassiker. Nach einem rundum gelungenen Theaterbesuch in Wien habe ich mir das Stück nochmal als Buch zugelegt und die Lektüre lohnt, denn im Buch kommt der geniale Text ganz anders zu tragen. Auch wenn dem Liebhaber dort alles geläufig ist, so kann man sich doch über die kleinen, schönen Pointen freuen, die im Theater einfach untergehen... Schön schön schön
61Cechov halt! Neben den mehr oder weniger bekannten Einaktern "Der Heiratsantrag" und "Der Bär", die Cechovs bösartig-komisches Talent in voller Bandbreite entfalten, enthält dieser Band durchweg interessante Stücke wie "Die Hochzeit" oder "Schwanengesang", die die Lektüre der großartigen Abendfüller Cechovs gut ergänzen. Allerdings würde ich zum Einstieg trotz der übersichtlichen Lesestücke eher eines der großen Dramen wie "Die Möwe" empfehlen. Für bereits entflammte Cechov-Liebhaber ist diese Lektüre allerdings ein Geschenk, vor allem wegen des umfangreichen und informativen Anhangs des behutsamen Übersetzers Peter Urban.
71Dauerhaft aktuell. Gegenüber der Literatur von sogenannten Dissidenten habe ich zunächst immer ein Vorurteil: Dass ihre literarischen Werke Produkte nur für den Augenblick sind, in dem sie eine politische Wirkung entfalten sollen. Ist der Augenblick vorüber, erübrigte sich dann auch dieses dissidentische Schrifttum. Für diese Sammlung von 5 Stücken (3 Einakter und 2 abendfüllende Stücke) von Václav Havel gilt das überhaupt nicht. Auch mehr als 20 Jahre nach dem Zusammenbruch des mittel- und osteuropäischen kommunistischen Blocks, gegen den Havel mit diesen in den 1980er Jahren verfassten und uraufgeführten Werken protestiert hat, sind diese Stücke nicht nur lesenswert und frisch geblieben, sondern sogar weiterhin auf unsere politischen und gesellschaftlichen Landschaften anwendbar. Besonders eindrucksvoll ist das etwa in der Auseinandersetzung um Dirigismus versus Planungsfreiheit bei großen Bauprojekten im Stück "Sanierung", ein Problem, das sich in ähnlicher Weise auch in Demokratien oder Wirtschaftsunternehmen finden lässt - auch wenn die Sanktionen gegen Querulanten im Stück (Einsperren in ein Burgverlies) zum Glück so bei uns nicht mehr vorkommen. Das beste Stück des Bandes ist meines Erachtens "Versuchung", eine Reprise des alten Faust-Stoffs (aus Faust wird hier der Wissenschaftler Heinrich Faustka, Mephisto tritt als Fistula in Erscheinung). Hier geht es um die ganz großen Themen: Das menschliche Erkenntnisstreben, Ehrgeiz, Vertrauen usw. Den drei Einaktern hingegen, die hier zur "Van'k"-Trilogie zusammengefasst sind, merkt man ein wenig an, dass sie als schnelle Skizzen für den Gebrauch in Dissidentenkreisen verfasst wurden. Auch sie sind über weite Strecken amüsant zu lesen, aber mitunter auch etwas plakativ und reißbrettartig: so unterschiedlich die Pointen der Stücke auch in inhaltlicher Hinsicht sein mögen, so gleichartig sind sie andererseits hinsichtlich ihrer Struktur.
81Ein wichtiges Stück Literatur.... "Draußen vor der Tür" ist schlichtweg einzigartig. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht: Einerseits ist das Stück wohl das wichtigste Beispiel für Trümmerliteratur überhaupt, zum anderen beeindruckt es enorm durch die Unerbitterlichkeit, mit der Borchert die Anklage gegen eine Gesellschaft führt, welche die Leiden des Heimkehrers Beckmann (Borcherts Antiheld) einfach nicht wahrnimmt, in der die Menschen unfähig zur Auseinandersetzung mit den im Krieg geschehenen Greueltaten sind. Vorweg: Borchert geht es nicht um Kritik am Nazi-Regime und an dessen Ideologie, dieses Thema wird nur kurz angeschnitten (und fehlt in einer früheren Fassung ganz), Borchert prangert die Anpassungsbereitschaft der Vätergeneration an, welche, kaum ist der Krieg beendet, versucht, weiterzuleben als sei nichts gewesen, während Beckmann, getrieben von Schreckensvisionen, stets kurz vor dem Selbstmord steht. Und so zieht dieser, ausgestattet mit einer alten Gasmaskenbrille und kurzen Stoppelhaaren, für seine Umwelt mehr Witzfigur als ernsthafter Gesprächspartner, von Station zu Station, trifft auf die verschiedensten Personen, vom Oberst (der kein schlechtes Gewissen hat für seine Taten während des Krieges, ganz im Gegensatz zu Beckmann) bis hin zum Kabarettdirektor ("Mit der Wahrheit kommen sie nicht weit!"). Und immer wieder wird er in seiner negativen Auffassung vom Leben bestätigt, immer wieder steht er "draußen vor der Tür". Die vielen expressionistischen Züge, die das Stück in erster Linie in sprachlicher Hinsicht aufweist, machten es schon bei der Uraufführung 1947 in Hamburg vielen Kritikern schwer, zu einem positiven Urteil zu kommen, Friedrich Luft hielt das Stück für "ein neurotisches Lamento bis zum vagen Ende.", an anderer Stelle war zu lesen: "Nun gut, Borchert war ein Anfänger [...] - aber hat er uns wenigstens [...] etwas zu sagen? Nein." Trotzdem ist das Stück bis heute sehr erfolgreich beim Publikum, ist doch die Figur Beckmanns unglaublich faszinierend, sind die Fragen, die Borchert aufwirft, bis heute ungeklärt, da die Aufarbeitung der dunkelsten Epoche Deutschlands noch längst nicht abgeschlossen ist. 1947, so meine persönliche Meinung, war die Zeit einfach noch nicht reif für ein Stück wie "Draußen vor der Tür", so daß es kaum verwundert, daß das Drama in seiner Art fast alleine dasteht und verissen wurde. Gerade zu Borcherts Zeit bestimmten die Klassiker die Spielpläne... Und, trotz der negativen Kritiken: Auch und gerade in künstlerischer Hinsicht ist "Draußen vor der Tür" ein Meisterwerk. Die Sprache und der Stil sind unglaublich eindringlich, die Wortwahl trifft die Situation immer genau, die Figuren sind unglaublich plastisch gezeichnet, der Aufbau (von Tür zu Tür) ist bestens geeignet, um das Aufeinanderprallen Beckmanns mit einer ihm fremden Welt zu zeigen - und das Ende ist keineswegs vage, sondern macht Sinn. Eine Anmerkung noch: Die Tatsache, daß das Stück ursprünglich als Hörspiel für den NWDR erarbeitet (und auch gesendet) wurde, macht sich gelegentlich bemerkbar, wenn Borchert z.B. mit dem Geräusch (!) zuschlagender Türen arbeitet, für die Umsetzung auf die Bühne stellt das aber keine Schwierigkeit dar...
91das leben ist eines der schwersten.... das leben ist theater, ein totentanz sowieso und wir lieben es, das herz in den händen... "was ändert ein äpfelchen schon gemessen an der grauen vorzeit?" fragt henry seine frau sonja entnervt, will er dem heulenden kind arnaud doch endlich nachgeben, hofft auf ruhe. ein apfel trotz der schon geputzten zähne. yasmina reza enttarnt die mechanismen der gesellschaft. welch eine floskel und selten so bitter gelacht dabei. drei mal leben, drei mal ein abend, drei unterschiedliche ausgänge. eine bekannte spielerei, eigentlich,bekannt bei jedem: wie wäre diese oder jene situation abgelaufen, hätte ich nur etwas anderes gesagt oder getan, hätte ich erstmal nachgedacht oder mich näher informiert, ein anruf nur, bevor ich in den wahnsinn ging. "hätte" is nich, sagt das leben, "hätte" ist programm sagt "drei mal leben".
101großartige Übersetzung mit vielen Hintergrundinformationen. Cervantes' Don Quijote von der Mancha ließ mich bis vor Kurzem lediglich an Windmühlen denken. Dabei hat der 400 Jahre alte Ritter, der sich zum Exportschlager Spaniens und einem Klassiker der Weltliteratur gemausert hat, noch Einiges mehr zu bieten. Der Autor hat eine ausführliche Parodie auf die so beliebten Ritterromane seiner Zeit verfasst und wider jedem Erwarten spielen nicht nur Windmühlen eine eher untergeordnete Rolle sondern es lassen sich in diesem potentiell verstaubt anmutenden Werk sogar einige moderne Ansichten wiederfinden. Die Geschichte beginnt mit dem Vorhaben eines verarmten Adligen ein fahrender Ritter werden zu wollen. Er möchte auf diese Weise seinen großen Vorbildern aus diversen phantastischen Romanen nacheifern und durch sein einnehmendes Wesen überzeugt er auch seinen Nachbarn Sancho Panza von der Idee, der ihn daraufhin als treuer Knappe begleitet. Die anschließende Bücherverbrennung durch Bekannte Don Quijotes, die seine Bücher eindeutig als Ursache seines Wahns erkannt haben wollen, ist für wahre Leseratten zwar schmerzhaft, aber durchaus auch eine gelungene Möglichkeit sich mit einigen der parodierten Geschichten vertraut zu machen. Danach geht es auf der zweiten Fahrt so richtig los mit den bunten Abenteuern des fahrenden Ritters von der Mancha. Leider war das der Teil durch den ich mich ein wenig hindurch kämpfen musste, da mir der Humor zunächst nicht richtig zugesagt hat und ich den roten Faden leider einfach nicht erkennen konnte. Ab etwa der Hälfte des ersten Buches, wo sich einige Leute aus Don Quijotes Dorf aufmachen, um ihn zu heilen, änderte sich das aber und ich musste mich wirklich teilweise beim Schmunzeln und in seltenen Fällen sogar bei Lachen erwischen. Vor allem das zweite Buch ist sehr philosophisch und psychologisch angehaucht und das Lesen hat mir große Freude bereitet. Ganz großartig fand ich auch diese von mir gewählte Ausgabe. Die Übersetzerin hat sich vor allem bei den Anmerkungen große Mühe gegeben und ich habe dadurch viel sowohl über das Leben im Spanien des 17. Jahrhunderts als auch über die Lebensumstände und Denkweisen des Autors gelernt. Nach guten 1200 Seiten war ich fast ein wenig traurig schon zum Ende dieses Buches gelangt zu sein und kann es jedem, der ein bisschen Muße und Interesse an den historischen Hintergründen mitbringt, nur ans Herz legen.
111Sehr empfehlenswert! Goethes Faust ist wohl "DAS" Meisterwerk der deutschsprachigen Literatur. Das Buch ist reich an Inhalt und insbesondere der zweite Teil schwer zu begreifen ohne Hintergrundwissen.Trunz hat einen aufwendigen Anhang beigefügt, in dem er die Historie der Entstehung des Faust kommentiert, er die Bedeutung jeder einzelnen Szene erklärt (oft mit Verweisen auf Goethes Freund Eckermann) und sogar viele Verse genauestens erklärt. Mir haben insbesondere die Kommentare zu den griechischen mythologischen Figuren des zweiten Teils geholfen, den Text und die Intentionen Goethes besser zu verstehen.
121Großartig. Es gibt Bücher, die liest man einfach gern. Und es gibt Bücher, die muss man einfach gern lesen. Becketts "Warten auf Godot" ist zweifellos zur letzten Kategorie zu rechnen. Wundervoll absurd wird das vergebliche Warten beschrieben, auf wundersame Weise wird der Leser trotz fehlender Handlung gefesselt. Absolutes Jahrhundertwerk und der richtige Einstieg in Becketts Gesamtwerk - denn das Warten macht süchtig, mag Godot bleiben wo er will!
131Im Quadrat. Ein Quadrat. 4 Weißgekleidete "Schemen"- Menschen?.Sie bewegen sich zum Klang einer Trommel immer am Rand entlang; ihrer Füße erzeugen ein schabendes Geräusch. Das ganze "Stück"(ein Fernsehspiel) dauert nicht lange. Aber es reicht, uns die Sinnlossigkeit jeder Suche zu vergegenwärtigen.
141Eine Komödie des Naturalismus. Diese 1893 erstmals veröffentlichte Komödie gilt zu Recht als ein herausragendes Werk des deutschen Naturalismus. Frau Wolff, ihres Zeichens Waschfrau, versucht, sich und ihre Familie auf der gesellschaftlichen Leiter nach oben zu bringen und setzt dafür ihre ganze Schläue und Schlagfertigkeit ein und schreckt auch vor kriminellen Handlungen nicht zurück. Es ist faszinierend zu sehen, wie sie sich allen Wendungen des Geschehens gleich anpassen und sie zu ihrem Vorteil nutzen kann. Das unmoralische Verhalten der Möchtegern-Aufsteigerin wird aber parallelisiert durch das ebenso unethische Verhalten des Amtsvorstehers Wehrhahn - der Name ist sprechend - der, wie ein stolzer Hahn, sein Revier verteidigt und als konformistisch-kaisertreuer Beamter lieber einem Unbescholtenen staatsfeindliches Verhalten nachweist als wirkliche Verbrecher fängt. Frau Wolff, die das Publikum als Wildererin, Holzdiebin und Einbrecherin kennt, ist ihm eine „fleissige, ehrenhafte Person", die er nicht in ihrer Unehrlichkeit durchschaut. Die Sprache der Figuren entspricht ihrer regionalen Herkunft, einzelne Dialekte und Soziolekte sind erkennbar. Typisch für Stücke des Naturalismus ist das Bestreben, Wirklichkeit in ihrer Fülle abzubilden. Dazu dienen auch die konkreten Anweisungen für ein Bühnenbild und die genauen Regieanweisungen, die der Charakterisierung der Personen dienen und an die Schauspieler wohl nur schwer zu vollbringende Anforderungen stellen - so heisst es z. B. über Frau Wolffs Tochter Adelheid, dass der „Ausdruck ihrer Augen ... frühe Verderbnis" verrate. Insgesamt: ein guter Text, der uns einerseits eine für uns vergangene Zeit bildlich vor Augen führen kann und uns andererseits darüber nachdenken lässt, wo in unserer Gesellschaft sich Typen finden lassen wie Frau Wolff, die aufsteigen, zur guten Gesellschaft gehören wollen um jeden Preis, aber auch solche wie Wehrhahn, die machthungrig sind und damit gleichzeitig der Macht dienen.
151Bedrückende Kriegerlebnisse in Frankreich. Ein bedrückendes, dramatisches und beklemmendes Werk ist dieses Buch der 1942 in Auschwitz ermordeten Schriftstellerin Irène Némirowsky. Wie eine musikalische Fuge ist der Roman angelegt, von dem, ursprünglich fünf Teile vorgesehen, nur zwei Teile fertig gestellt werden konnten. I.N. wurde in Auschwitz ermordet. Ihre Töchter hatten das Manuskript über die Jahre gerettet. Im ersten Teil wird die bevorstehende Besetzung von Paris durch die Nazis Mitte des Jahres 1940 erzählt. In einem ganz eigenen Erzählstil gibt es zuerst kaum Protagonisten, an denen man Schicksale festmachen könnte. Wie eine wabernde, dumpfe Menschenmenge rafft jeder an sich, was er nur kann, sucht zu retten, was möglich ist. Charaktere unterschiedlichster Couleur werden beschrieben: rücksichtslose, verbitterte, egoistische, mitfühlende, traurige, verzweifelte und hilfsbereite. Die ganze Palette menschlicher Eigenschaften wird zum Leben erweckt und vermittelt eine Stimmung ratloser und rastloser Hast, mit dem man dem Untergang zu entrinnen versucht. Ich fühlte eine dumpfe Bedrückung beim Lesen, die mir fast den Atem nahm. Im zweiten Teil wird ein Dorf in Frankreich beschrieben. Man hat sich mit der Besetzung durch die deutschen Soldaten einzurichten. In jedem Haus ist einer von ihnen stationiert. Es ist der Sommer 1941 und wunderbare Stimmungsbilder der Natur, der Gerüche und der Jahreszeit auf einem herrlichen Fleckchen Erde wechseln ab mit der einen grausamen Tatsache: es ist Krieg, man kann nichts machen. Es gibt Soldaten, die im Netzwerk des Kriegsablaufes stecken und Franzosen, die den Feinden Abneigung und zuweilen zögerliches Wohlwollen entgegen bringen Ein adliges Haus, ein Bürgerhaus und eine Bauernfamilie bieten nähere Einblicke in die Lage. Im Gegensatz zum ersten Teil kann man an der Gefühlswelt einzelner Personen teilhaben. Es gibt u.a. die totale Ablehnung und den Hass der Dorfbewohner auf die Besatzer. Es gibt aber auch den einzelnen, der als Rädchen eines Ganzen beschrieben wird: Menschen, deren Empfindsamkeiten sich gleichen, die Glück, Liebe, Zuneigung und Eifersucht empfinden, unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zur einen oder anderen Seite. Letzteres wird dargestellt in der Person von Lucile, einer unglücklich verheirateten jungen Französin, die sich zu einem liebenswerten und attraktiven deutschen Offizier durch zarte Bande hingezogen fühlt. Hier begegnen sich zwei Menschen, die zu einer anderen Zeit ihrer Liebe Ausdruck geben dürften. Unter den gegebenen Umständen bleibt dieses Fühlen für Lucile sträflich, sowohl in den Augen ihrer Mitbewohner als auch vor dem eigenen Gewissen. I. Némirowsky beschreibt nüchtern und doch mit Empathie, klar und unparteiisch, wie es Menschen ergeht, die in unmenschlicher Zeit in ihrem Denken und Fühlen blockiert bleiben, weil Krieg die Völker entzweit. Beim Leser bleibt der Gedanke an eine irrationale, irrwitzige und unmenschliche Kategorie von Leben, das eigentlich von niemandem mit rationalem Verstand begriffen werden kann. Das scheint für mich die Größe dieser Kriegserzählung auszumachen: dass vieles aus der Sicht des Individuums nicht zu verstehen und im Ablauf der Geschichte nur als Wahnsinn zu betrachten ist, ---was es im Kern ja wohl auch war. Wahrlich ein großartiger Roman von hohem inhaltlichen und literarischem Wert.
161Irrungen und Wirrungen im Elfenwald. Shakespeares Komödie "Ein Sommernachtstraum" gehört zu den wohl berühmtesten Werken des Dramatikers und zu den wenigen Stücken, die regelmäßig auf deutschen Bühnen inszeniert werden. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass von diesem Stück ein ganz besonderer Zauber ausgeht, der entsteht, wenn sich Wunderbares mit Komischem vereint. Um diesen Zauber auch schon den Jüngsten zugänglich zu machen, hat die Erzählerin und Herausgeberin Barbara Kindermann die wesentlichen Handlungsmerkmale sowie zahlreiche Zitate der in den siebziger Jahren durch A.W. von Schlegel entstandenen Übersetzung in einen Prosatext überführt. Entstanden ist eine wunderschöne Nacherzählung, die nicht nur das Beziehungsdilemma zweier Liebespaare beschreibt, sondern vor allem den zwischen dem Herrscherpaar des Elfenreichs entstandenen Streit. Königin Titania und König Oberon ringen um einen indischen Jungen, den Titania in ihrem Gefolge hat und den Oberon gern in seinem Gefolge hätte. Am Rande der Streitigkeiten wird Oberon den verzweifelten Liebespaaren gewahr, die zu später Stunde im Wald herumirren, und beschließt diesen zu helfen. An dieser Stelle kommt Oberons Diener Puck ins Spiel, der in seinem Auftrage eine rote Zauberblume beschaffen soll. Diese Blume besitzt magische Kräfte und vermag es Lebewesen ineinander verliebt zu machen. Mit Hilfe der Blume soll Puck die beiden Liebespaare von ihrem Kummer befreien und nebenbei auch Titania, der sturen Gattin Oberons, einen Streich spielen. Einige unglückliche Zufälle und auch seine Liebe zu Späßen tragen dazu bei, dass der kleine Elf erst für viel Durcheinander sorgt, bevor sich alles zum Guten wendet. Untermalt wird die komische und oft turbulente Erzählung von den wunderschönen Illustrationen Almud Kunerts. Diese machen das Kinderbuch nicht nur zu einem Kunstwerk, sondern tragen gerade bei den Kleinsten zum besseren Verständnis der Geschichte bei. Empfohlen für Kinder ab 5 Herausgeberin: Barbara Kindermann Titel: Ein Sommernachtstraum Verlag: Kindermann Verlag (2005) ISBN: 3-934029-14-0
171"Faust" des 20. Jahrhunderts. Auf den ersten Blick ist der Steppenwolf die simple Geschichte eines Intellektuellen, der lernen muss, dass der geistige Elfenbeinturm, in den er sich verbittert zurückgezogen hat, nichts taugt. In Wahrheit steckt dann doch noch einiges mehr dahinter. Wie immer bei Hermann Hesse, dem meistgelesenen deutschen Schriftsteller weltweit, der zu den klügsten und tiefgründigsten (nicht nur) deutschen Schriftstellern gehört und nicht umsonst von manchen als Goethes wahrer Erbe gesehen wird, ist auch dieser Band eine Fundgrube origineller und verblüffender Erkenntnisse, deren möglicherweise autobiografischen Kern Hesse hinter einer Reihe stilistischer Tricks verbirgt. So gibt es einen Erzähler, bei dessen Tante die Hauptperson des Buches, "Harry Haller", den die Kritik später als literarisches Alter Ego Hesses zu erkennen meinte, zur Untermiete wohnt, und dessen Memoiren der Junge beim Auszug findet. In den Memoiren berichtet der unabhängige, aber im Grunde vereinsamte Haller davon, wie er von einem Jahrmarktsburschen ein Büchlein zugesteckt bekommt, nämlich das "Steppenwolf-Traktat", das sozusagen seine eigene Geschichte enthält. Diese Geschichte macht den Kern des "Steppenwolf" aus, der Generationen von Lesern in aller Welt zu Recht beeindruckt hat. Man kann den Steppenwolf vielleicht in ein paar Grundgedanken zusammenfassen: * Das erste zentrale Motiv des Steppenwolf ist die Unabhängigkeit von den Zwängen des bürgerlichen Lebens, von Ordnung, Wohlanständigkeit und Sauberkeit. Harry Haller hat es in der Tat zu einem solchen Grad an Unabhängigkeit gebracht, dass auch die Enge und die Bindungen der bürgerlichen Existenz verloren gingen und er in einer umfassenden Einsamkeit gelandet ist, die das Wiederherstellen solcher Bindungen schon nicht mehr zulässt. * Der zweite wichtige Gedanke ist der des "Selbstmörders als Typus". Der Gedanke an Selbstmord als ruhender Pol, als immer möglichen Rückzugspunkt, auf dessen Basis sich ausprobieren lässt, welches Maß an Leiden der Mensch in der Lage ist zu ertragen, ist in der Tat bestechend und Hesse selber stand diesem Gedanken wohl nicht fern, wie der späte Briefwechsel zeigt. Auch wenn zu dieser Maßnahme nie gegriffen werden muss, reicht es, sie als stetige Möglichkeit zu sehen, um aus ihr Kraft zu schöpfen. * Das dritte Kernmotiv ist die Wandlung des Steppenwolf zu einem Lebemann. Die Verachtung des einfachen Lebens und des Nichtintellektuellen am Beispiel der Musik weicht einem Eintauchen in diese Welt des Profanen, des Tanzes und der Liebe. Der Steppenwolf lernt das einfache Leben schätzen und erweitert seine Persönlichkeit dadurch immens. * Zu guter letzt steht das Motiv des "magischen Theaters", in welchem Hesse seinen Protagonisten auf eine phantasievolle Reise durch sein gesamtes Leben schickt und an dessen Ende ein Diskurs mit Mozart über die Unsterblichen und über den Humor steht. Humor als wichtigstes Gestaltungsprizip des Lebens war wohl für Hesse ein entscheidender Ansatzpunkt zur Interpretation des Buches - zumindest hat er seinen Kritikern vorgeworfen, dass sie diesen Aspekt links liegen gelassen hätten. Man könnte den Steppenwolf insgesamt als eine Art Faust des 20. Jahrhunderts bezeichnen, mit dem Unterschied, dass im Steppenwolf nicht zwei, sondern "tausend Seelen" wohnen. Der intellektuelle Unfug jedoch, sich als Kommentar deklarierend, mit dem Heribert Kuhn hauptsächlich seine eigene Beleseneheit demonstriert und Hesse mit allen verfügbaren Geistesströmungen des beginnenden 20. Jahrhunderts in Zusammenhang zu bringen sucht, spricht der Kernaussage des Steppenwolf, Humor als Grundprinzip des Lebens zu akzeptieren, Hohn, und ist von der öden und lebensfernen Machart, die mich vor Jahrzehnten aus dem Deutsch-Leistungskurs vertrieb. Meine Empfehlung daher: den Text für sich sprechen lassen und die Erklärungen und Kommentare, die permanent versuchen, den Steppenwolf mit Hesses autobiografischen Daten zu verknüpfen, so weit es geht ignorieren.
181Cechov halt! Neben den mehr oder weniger bekannten Einaktern "Der Heiratsantrag" und "Der Bär", die Cechovs bösartig-komisches Talent in voller Bandbreite entfalten, enthält dieser Band durchweg interessante Stücke wie "Die Hochzeit" oder "Schwanengesang", die die Lektüre der großartigen Abendfüller Cechovs gut ergänzen. Allerdings würde ich zum Einstieg trotz der übersichtlichen Lesestücke eher eines der großen Dramen wie "Die Möwe" empfehlen. Für bereits entflammte Cechov-Liebhaber ist diese Lektüre allerdings ein Geschenk, vor allem wegen des umfangreichen und informativen Anhangs des behutsamen Übersetzers Peter Urban.
191Super Schreibstil, super Geschichte einfach perfekt.. Dieses Buch habe ich mir gekauft nachdem ich einige Rezesionen bei anderen Läden durchgelesen habe und muss echt sagen es ist der Hammer! Der Schreibstil der Schriftstellerin ist so ausgewogen, dass ich das Buch schon innerhalb zwei Tage durch hatte. Auch die Geschichte ist so mitreissend und erfüllend, dass man nach dem Ende noch das Gefühl hat man lebt darin mit. Es fehlt absolut nichts an diesem Buch und das Ende ist auch nicht zu kurz. Wie gesagt, einfach perfekt. Wenn ich das Buch nur geliehen hätte würde ich es spätestens jetzt kaufen um meine Büchersammlung mit diesem kostbaren Juwel noch zu erweitern. Auf jeden Fall werde ich mir noch mehr Bücher dieser Schriftstellerin holen.
201Die Verantwortung des Individuums. Heinar Kipphardt ist einer der bedeutendsten Vertreter des sogenannten dokumentarischen Theaters, der Zuschauer wird dabei mit einer Welt konfrontiert, in der Authentisches und Fiktives innig miteinander verflochten sind. Das Stück "Bruder Eichmann" stellt die Figur des Organisators des Genozids an den europäischen Juden, Adolf Eichmann, uneingeschränkt in das Zentrum der Betrachtung. Eichmann, der die Judendeportation als sogenannter Schreibtischtäter nicht nur verwaltet, sondern wohl auch maßgeblich vorantreibt, flüchtet nach Ende des Zweiten Weltkrieges nach Argentinien und führt dort über eine Dauer von 15 Jahren ein unauffälliges Leben. Im Jahre 1960 wird Eichmann dann vom israelischen Geheimdienst Mossad gefasst und nach Israel gebracht. Dort wird er nach intensiven Verhören am 31. Mai 1962 hingerichtet. Die Protokolle und die Tonbandaufzeichnungen dieser Verhöre dienen dem Schauspiel als Basis; alles das, was Eichmann auf der Bühne sagt, ist diesen Notizen entnommen, wenngleich teilweise stark verdichtet. Beeindruckend und abstoßend zugleich, wie sich der Protagonist selbst belastet, die Diskrepanz zwischen der Realität und der eigenen Wahrnehmung, letztendlich auch zwischen dem gesprochenen Wort und dem dahinter stehenden Gedanken. All dies mündet in der absurden und zynisch anmutenden Selbstaussage Eichmanns, er sei nie Antisemit gewesen, habe Juden niemals persönlich gehasst - die Grauen der Vernichtungsmaschinerie habe er niemals ertragen können und zu keiner Zeit unterstützt. Eichmann erfüllt, so sagt er selbst, nur seine Pflicht. Alle Verantwortung für die grausamen Geschehnisse weist er weit von sich. Und in diesem Aspekt liegt die Modernität und die Stärke des Schauspiels von Kipphardt. Denn über die Darstellung der konkreten und in ihrem Grad der Barbarei auch ganz singulären historischen Situation hinaus wird Eichmann pars pro toto als die Figur des ich-schwachen, des blind gehorchenden Mittäters greifbar, dem jede Form der Reflexion und der Kritik fremd ist. Wer ihn in all seiner Unbeholfenheit sieht, der weiß, warum Hannah Arendt in diesem Zusammenhang von der "Banalität des Bösen" sprach. In aller Dringlichkeit wird die Frage aufgeworfen, in welchem Verhältnis Befehl und Gehorsam stehen dürfen, implizit wird aufgezeigt, dass das Gewissen in einer Zeit der Diktatur zur einzig legitimen gesetzgebenden Instanz werden muss - anderenfalls wird der sture Bürokrat zum Massenmörder. Gleichzeitig ahnt der Betrachter nicht ohne Erschrecken, wie schwer es sein kann, dem Gewissen zu folgen. Aktualität, Modernität oder letztendlich gar Zeitlosigkeit erreicht das Schauspiel durch das durchdachte Einbinden von Analogie-Szenen, in denen Kipphardt auf einer anderen Ebene ein Verhalten aufzeigt, das dem von Eichmann verkörperten durchaus entspricht. Dem Prinzip der Collage folgend, evoziert Kipphardt Situationen, in denen sich Menschen ebenfalls als letzte Instanz dem Gebot der Menschlichkeit und der Verantwortung zu stellen haben - und sie alle versagen: ein amerikanischer Bomberpilot im Vietnamkrieg, ein Gentechniker und viele andere. In diesem Sinne formuliert Hauptmann Chass, Vertreter des israelischen Geheimdienstes, die zentrale Erkenntnis des Werkes: »Das Monster, es scheint, ist der gewöhnliche funktionale Mensch, der jede Maschine ölt [...] .«
211Die Geschichte einer leidenschaftlichen Liebe! Jane Eyre, ein Name, der einem in der Literatur immer wieder begegnet. Als große Heldin der Frauen wird sie gefeiert, als romantische Protagonistin geliebt, von mir aber vor allem für ihre Standhaftigkeit und dafür, dass sie stets auf ihre Prinzipien bestanden hat.Aufgewachsen in einer alles andere als liebevollen Umgebung, ausgegrenzt von der einzigen Familie, die ihr noch bleibt, ist Jane froh, ins Internat zu dürfen, wo es ihr zwar wenig besser geht, sie jedoch zumindest unter Gleichen ist. Nach 8 Jahren an dieser Schule zieht sie aus um als Gouvernante im Haus von Mr. Rochester zu arbeiten. Zwischen den beiden entwickeln sich zarte Gefühle, zuerst noch verborgen, dann voller Leidenschaft. Doch Mr. Rochester hütet ein Geheimnis, welches sein und das Glück Jane Eyres auf eine harte Probe stellen soll. Man fiebert von der ersten bis zur letzten Seite mit Jane mit und kann sich weder dem Bann der Geschichte noch dem außergewöhnlichen Charme Edward Rochesters entziehen. Für Frauen ist dies ein Muss unter den klassischen Werken der Literatur. Die Sprache hat mich ebenfalls fasziniert, weil sie, obwohl altmodisch, wie ja zu erwarten, in einem fast modernen Stil die Geschichte dieser modernen Frau erzählt. Charlotte Bronte spart nicht an Details, Beschreibungen wirken jedoch nie überladen. Man hat stets das Gefühl, genug zu wissen, aber auch nichts zu verpassen. Besonders schön fand ich das Ende, das obwohl im Großen und Ganzen gut, doch einen tragischen Unterton mitschwingen lässt und dadurch das Buch nicht wie ein Hollywood-Skript wirken lässt. Für Jane Eyre gibt es von mir die volle Punktezahl, denn dies ist ein Buch, was ich bestimmt noch viele Male lesen werde.
2212 x Fred Düren: ein interessantes Projekt! Es ist bereits über zwanzig Jahre her, dass man Fred Düren auf der Bühne des Deutschen Theaters Berlins sehen konnte. Mitte der 1980er Jahre ging er von der DDR nach Israel. Er hängte somit 40 Jahre Schauspielerei an den Nagel, wurde Rabbiner und widmete sich fortan tätiger Menschenliebe und der Suche nach religiöser Erleuchtung. 1968 spielte er den Faust in der Inszenierung von Adolf Dresen und Wolfgang Heinz. Die damalige Aufführung kurz nach der Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Truppen des Warschauer Paktes war gezeichnet von einer allgemeinen Desillusionierung der fortschrittlichen Reformkräfte in der DDR. Adolf Dresen erinnert sich: Ich glaubte nicht mehr daran, dass es mit der DDR oder dem Sozialismus noch gut enden könne. Der positive Held" sah jetzt anders aus. Düren war ein solcher positiver Held, sein Heldentum war die kompromisslose menschliche Wahrheit. Er war der Faust für diese Zeit. Da wurden auch unsere Klassiker zu Helden der neuen Art, nicht mehr Matadore von Weiheveranstaltungen, sondern Klassiker als Widerstand." Bei den Kulturfunktionären stieß Dresens Inszenierung auf heftige Kritik. Allzu deutlich unterschied sich seine Aufführung von dem allgemeinen Verständnis des Klassikers. Und so gab es über 60 Änderungswünsche auf der Liste, die die Kulturbehörde der DDR dem Deutschen Theater vorlegte. Man arrangierte sich, doch der Faust" blieb trotz der Änderungen in seinem Grundanliegen auch während der 118 Abende im Spielplan unverändert. 1968 war man auch der Meinung, dass Fred Düren als Faust eigentlich zu jung sei. Aus diesem Vorwurf und der Frage, wie Fred Düren den Faust wohl heute - gut 40 Jahre später - spielen würde, entstand das Projekt, das zu der Produktion des vorliegenden Hörbuches führte. Fred Düren war 40, als er 1968 den Faust spielte. Als er 2004 aus Israel vorübergehend in seine zweite Wahlheimat nach Berlin zurück kehrte, entstand der Plan, dem Faust/Düren von 1968 einen zweiten Faust/Düren von 2004 gegenüber zu stellen. Natürlich war nicht an eine ganze Inszenierung zu denken, und so fand man die Lösung in einer Studioaufnahme. Zugeschnitten auf den zentralen Konflikt und die treibenden Kräfte in Goethes Faust", wurde eine radikale Strichfassung von Faust I+II hergestellt. In ihrer Konzentration auf die Auseinandersetzung zwischen Mephisto und Faust öffnet sie den Blick auf bis heute bewegende Menschenfragen nach Sinn und Fortschritt in der Geschichte, nach den moralischen Implikationen geschichtlichen Handelns und nicht zuletzt nach der Zukunft der menschlichen Gesellschaft. Jörg Gudzuhn als Mephisto und Dieter Mann als Sprecher der Zwischentexte begleiten Fred Düren als Faust in diesem einzigartigen Hörerlebnis. Die Textcollage wird musikalisch verbunden durch die einfühlsamen Kompositionen von Tobias Morgenstern. Unter der Regie von Gerda Zschiedrisch entstand diese Aufnahme im November 2004 in Berlin. Fazit: sehr empfehlenswert! Mehr über andere gute Hörbuücher und Bücher erfahren Sie auf meiner Homepage (s. Name).
231Prima Fortsetzung. Ich finde es ist ne tolle Fortsetzung einer Geschichte von einem etwas anderen Jungen der nicht verstanden wird, macht Spass zu lesen und wenn man angefangen hat lässt einen dieses Buch auch schlecht wieder los.
241Tschechow - ein Menschenkenner. Es menschelt heftig in Tschechows Erzählungen und so vergißt der Leser schnell, daß er keine realen Personen vor sich hat und daß zwischen ihm und den Helden dieser Geschichten gut 120 Jahre liegen. Man trauert mit dem Kutscher Iona Potapov um seinen verstorbenen Sohn, man bedauert Anna Pavlovna, deren despotischer Ehemann ihr mißgönnt, daß sie sich auf einem Ball vergnügt und man staunt darüber wie aktuell Tschechow heute noch ist: In "Der Reisende erster Klasse" beklagt sich der Ingenieur Krikunov darüber, daß niemand seinen Namen kennt, obwohl er ein gebildeter Mann ist, viele herrliche Brücken gebaut und zahlreiche Artikel publiziert hat und obwohl das von ihm erfundene chemische Verfahren in allen Chemie-Lehrbüchern der Welt zu finden ist. Stattdessen heimsen dumme und völlig talentfreie Schauspielerinnen, Sängerinnen, Akrobaten, Clowns und sogar Verbrecher den ganzen Ruhm ein und sonnen sich im Licht der begeisterten Öffentlichkeit. Tschechow ist ein Humanist, er kennt die Menschen und trotzdem liebt er sie. Selbst in den Geschichten, in denen er auf ironische Weise die Schwächen und auch die Schlechtigkeit der Menschen entlarvt, wirkt er nie bösartig oder verbittert. Das macht all seine Erzählungen so liebens- und so lesenswert.
251Hammer-Stück. Der Walsertochter ist hier ein Hammer-Stück gelungen. Wer jemals in einem Altersheim gearbeitet hat, weiß, was dort im Schwesetrnzimmer abgeht: Zynismus pur. Unbedingt lesen, und unbedingt im Theater gucken.
261Der Schrecken der Gemütlichkeit. Eigentlich ist die Welt in dieser stillen Straße im achten Bezirk von Wien ja ganz in Ordnung: ein Metzger, eine Tabakbudenbesitzerin und ein Spielwarenhändler gehen ihren alltäglichen Geschäften nach. Da wird gesungen und geschunkelt, geflirtet und geflucht, sich gepaart und getrennt. Ein naives Mädchen, längst verlobt, wirft sich einem ausgemachten Schurken an den Hals, bezahlt ihren Ausbruch mit dem Tod ihres Kindes und landet am Ende doch in den Armen ihres ungeliebten, aber braven Bräutigams. Eine ganz normale Geschichte, möchte man meinen, wie sie fast täglich in der Zeitung steht. Doch genau in dieser scheinbaren Alltäglichkeit und in der zur Schau gestellten Gemütlichkeit liegt ihr Schrecken. Hinter den Masken gesitteter Kleinbürger glotzen uns albtraumhafte Ungeheuer an: Da sticht ein Metzger wonnevoll eine Sau ab und denkt dabei an seine verflossene Verlobte. Eine alte Frau stellt ihren unehelich geborenen Urenkel in die Zugluft und behauptet, ein "Bankert" habe kein Lebensrecht vor Gott. Kritiker warfen Horváth bitterbösen Zynismus vor. Seine Antwort darauf: Er schildere die Welt nur so, wie sie "halt leider ist". Und tatsächlich: Personen, Dialoge und Situationen kommen uns auch heute noch merkwürdig bekannt vor. Eigentlich sind unsere Nachbarn, Eltern und Kollegen ja ganz in Ordnung. Aber was, wenn sie einmal die Masken fallen lassen?
271Ein erfrischendes Stück THEATER-Literatur. Zur Abwechslung sollte vielleicht einmal jemand ein paar Worte zu dem Text verlieren, der ihn nicht nur (wortklauberisch?) gelesen, sondern tatsächlich auf der Bühne gespielt hat... Und als solcher kann ich den heiligen Eifer von "Ein Kunde" B.R. nicht nachvollziehen... Es ist schon geraume Zeit her, dass wir damals in einer Inszenierung eines Jugendtheaters R&J; auf die Bühne gebracht haben. Vieles mag nicht mehr präsent sein. Was ich jedoch genau erinnere, ist, dass wir uns bewusst gegen die angestaubte Schlegel/Tieck-Übersetzung gewandt haben, weil die vielleicht in den Mündern in Ehren ergrauter Stadttheater-Mimen noch einen gewissen historischen Reiz entfaltet, ganz bestimmt aber nicht als Rohstoff für ein Jugendtheater. Und ebenso erinnere ich die begeisterten Reaktionen des Publikums und der regionalen Presse ob der Kraft und Lebendigkeit der Inszenierung (von der, so ein Zeitungs-Zitat, "sich manches Stadttheater (sic!) eine Scheibe abschneiden" könne...). Ob das nur daran lag, dass auf unserer Bühne ein Haufen blutiger Laien zugange war??? Nein - genau das ist das Verdienst Thomas Braschs: einem absoluten Klassiker der Theaterliteratur jene Kraft und Mächtigkeit wiederzugeben, die er im Original noch immer besitzt, die in den bisher vorliegenden Übersetzungen jedoch unter lauter historischem Bewusstsein und ehrfürchtiger Erstarrung begraben lag. Brasch hingegen hat den Klassiker in die heutige Zeit hinübergeholt - und es damit ermöglicht, dass R&J; auch heutigen Generationen wieder etwas zu sagen hat (zumindest im Fall unseres Jugendtheaters und seines - beileibe nicht nur jugendlichen - Publikums war das in sehr hohem Maße der Fall). Welch größeres Verdienst um einen Meilenstein der Literatur kann man sich eigentlich erwerben? Und all jene, die Anstoß daran nehmen, dass Brasch seine Übersetzung auch im Kontext moderner Aufführungspraxis vorgelegt hat, seien daran erinnert, dass die ureigenste Bestimmung von Shakespeares Dramen die Bühne war, nicht das Bücherregal. Insofern ist auch durchaus legitim, einen weniger literarischen, dafür mehr dramatischen Zugriff auf den Text zu wagen. Und selbst der große Shakespeare-Verehrer Goethe hat schon im 18. Jahrhundert darauf hingewiesen, dass nicht die Literatur, sondern die Aufführung Gegenstand des Theaters sei. Aber vermutlich hätte die Art und Weise, wie wir damals den so skandalös schlechten Text von Brasch verwendet haben, dem Rezensenten erst recht die Zornesröte ins Gesicht getrieben: Denn wer noch immer werktreue und historisierende Inszenierungen als den einzig wahren Umgang mit den Großen der Theater-Literatur ansieht, für den muss eine radikale Streichung aller zweifelsfrei erwachsenen Figuren im Stück ein Sakrileg sondergleichen sein. Der Authentizität der Inszenierung hat es gut getan - weil eine 18-Jährige nun mal nicht überzeugend eine alternde Gräfin, ein Teenager keinen authentischen Fürsten geben kann. Ein Lorenzo hingegen muss nicht alt sein, und eine Amme kann auch zur Freundin Anne werden - ihre Rollen im Stück und dessen Botschaft ändern sich keinen Deut, die Darbietung und Greifbarkeit fürs Publikum dafür gravierend. Das ist moderner Umgang mit Theater - genauso wie Braschs Übersetzung ein moderner Umgang mit Theaterliteratur ist. Poetisch, kraftvoll, bildgewaltig, bisweilen auch bodenständig und derb, aber vor allem spielbar - und damit so nah am Original wie selten eine Übersetzung zuvor.
281Ein Thriller, eiskalt! Der Autor spielt mit der Faszination, die Hauptfigur abartig erscheinen zu lassen und zugleich anziehend: anziehend für den Leser in Form eines Voyeurs. Die manipulative Art und Weise des Protagonisten, die Figuren in seinem Umfeld einzuspannen und wie Marionetten zu führen, wird auktorial und teilweise sehr detailliert geschildert. Der Leser wird stets über die Denkweise der Hauptfigur informiert. Diese Informationsebene bildet eine Ebene parallel zum Handlungsgeschehen. Dadurch wird dem Leser der Eindruck vermittelt, dass er ' genau wie der Protagonist ' über die Manipulationstechniken Bescheid weiß. Kontrolle, Kapital und Macht sind dabei entscheidende Handlungsmotive. Eine Kombination im Verwirrspiel von sexuell-abartigen Trieben, verschiedenartigen Drogen und einer tiefgründigen Denkweise in einem kranken Geist. Dabei werden geschickt die Verhaltensweisen, die erahnbar zu sein scheinen, in andere Verhaltensweisen verkehrt. Diese Überraschungseffekte werden im Vorfeld, parallel oder im Nachfeld von Handlungsepisoden eingeflochten. Dadurch ist der Leser auf der gleichen Wissensebene wie der Ich-Erzähler. Die faszinierenden Detailschilderungen der Abartigkeiten führen zu regelmäßigen Spannungsbögen. Letztlich scheint im Sinne des kranken Geistes des Protagonisten alles zusammen zu passen. Es handelt sich bei dem Roman um eine Art Persiflage der heutigen Gesellschaft: Kontrolle, Kapital und Macht bestimmen immer mehr das gesellschaftliche Miteinander. Alles erscheint kontrollierbar, voyeuristisch seh- und erfahrbar zu sein; auch wenn nur virtuell. Aber ist das wirklich so? Ist die Gesellschaft durch das Verwirrspiel von Kontrolle, Kapital und Macht nicht auch geblendet und merkt es nicht. Der Autor gibt eine Antwort, die den Leser faszinierend und gleichzeitig nachdenklich stimmt.
291Macht, Wissen und Gewissen. Die von Friedrich Dürrenmatt verfasste Komödie "Die Physiker" thematisiert die verheerenden Folgen, welche die Wissenschaft zur Folge haben können. Trotz humorvoller Anklänge stellt Dürrenmatt jene Dimensionen dar, die die Vernichtung der Menschheit bedeuten können. Schauplatz der Handlung ist ein Heilsanatorium für Geisteskranke, in dem sich kurz nacheinander drei Mordfälle ereignen. Die Täter sind die drei Patienten - besser bekannt als die drei Physiker Newton, Einstein und Möbius. Nacheinander stellen sie den Inspektor vor eine schier unlösbare Aufgabe, da es so scheint, als habe keiner der Täter ein Motiv, seine ihm zugeteilte Krankenschwester zu ermorden. Im zweiten Akt allerdings werden die Dinge klarer und der Leser wird zum Nachdenken angeregt. Der Leser wid mit der Auseinanderstzung mit der Frage der Verantwortlichkeit der Wissenschaftler konfrontiert. Er soll sich fragen, wer die Verantwortung tragen soll, wenn nicht die Physiker. Alles in allem kann man sagen, dass die "Komödie" ihrem Charakter nur im ersten Akt gerecht wird und insgesamt gesehen eher ein sehr philosophisches Werk ist, das zum Nachdenken und "Nochmal-lesen" anregt. (Schülerin des Gymnasiums Rahden)
301Mehr als nur eine gängige Schullektüre. "Jugend ohne Gott" gehört zu den umstrittenen Werken, die wegen ihres Inhaltes auf den Index in der Zeit des Nationalsozialismus gesetzt worden sind. Eigentlich kein Wunder; Ödön von Horváth konnte sich damals nicht mit diesen Gedankengut identifizieren. Seine kritische Sichtweise dieser Zeit wird mit diesem Werk mehr als deutlich gemacht. In dem epischen Roman "Jugend ohne Gott", welches 1937 von Ödön von Horváth geschrieben wurde, geht es um einen 34 Jahre alten Lehrer an einer oberbayerischen Schule, der eine Klasse zu Zeiten des Dritten Reiches unterrichtet. Dieser versucht den Jugendlichen, die eine überzeugte Gemeinschaft der Hitler-Jugend darstellen, die moralischen Werte des Menschen näher zu bringen, geratet dabei jedoch in Schwierigkeiten mit deren Eltern und letztendlich auch mit der Schulbehörde. Ein schlechtes Verhältnis zu den Schülern entsteht. Dann nach nur wenigen Tagen macht die Klasse einen Ausflug in ein Waldgebiet, um dort in einem Zeltlager zu verweilen und über die Tage militärische Kenntnisse zu sammeln. Während des Aufenthaltes kommt es zu einem tödlich endenden Anschlag auf den Schüler N. Unter Tatverdacht fallen der Schüler Z, der zuvor einen Streit mit N gehabt hatte und dessen neue Freundin Eva, die sich mit einer Räuberbande in den Wäldern herumtreibt. Es kommt zu einem andauernden Mordprozess, an dem auch der Lehrer beteiligt wird. Doch die Wahrheit erweist sich als komplexer und tiefgründiger, als zueinst gedacht. Auf dem Weg zur Wahrheit verhilft dem Lehrer der entlassene Altphilologe Julius Cäser der versucht, die Ursachen und das Empfinden der Jugendlichen nachzuvollziehen. Er bezeichnet dabei das nationalsozialistische Regime als "Zeitalter der Fische", in welchem die Jugend ohne individuellem Denken der von den Medien verbreitenden Propaganda Glauben schenkt. Dabei bekommen diese die kalten, ausdrucksleeren, starren Augen eines Fisches. Des Weiteren fördert der Dorfpfarrer dem Lehrer seinen Glauben an Gott, den er zu Beginn des Buches noch vollständig ablehnt, doch nicht viel später immer mehr von Gottes Handeln überzeugt wird. Diese anfänglich nichts sagenden Gespräche wirken sich dann auch gegen Ende des Buches auf das Herausfinden der Wahrheit aus. Dieser zeitkritische Roman hat bis heute nicht an Aktualität verloren. Seien es die Misshandlungen, die sich Schüler und Jugendliche untereinander antun, Handeln aus Eifersucht, Einzelgänger (hier: der Lehrer), die wegen individuellen Denkens missachtet werden, die Frage nach Verantwortung und Schuld... all das sind noch gegenwärtige Probleme. Der in Prosa geschriebene Text ist sehr leicht, flüssig und verständlich zu lesen. Man bekommt damit einen durchschaubaren Einblick in das Weltbild Horváths, welches in vergangenen Zeiten sehr kontrovers betrachtet worden ist. Dieses Buch sollte man unbedingt gelesen haben.
311Besser hätte.... ... keiner dieses wunderbare Werk von Jane Austen (vor)lesen können. Eva Mattes' wohlklingende, samtweiche Stimme, mit der sie nicht zu schnell und akzentuiert das Buch vorträgt ist Balsam für die Ohren und dem Stil von Jane Austen perfekt angepasst. Das erste Hörbuch - obgleich die Dauer über sieben Stunden beträgt - was ich in einem durch gehört habe. Fabelhaft!
321Eines der besten Bücher der Welt in einer hervorragenden Aufmachung. Das Goethe mit seinem "Faust" eines der wichtigsten und bedeutungsvollsten Werke der Literatur geschaffen hat, dürfte jedem klar sein. Wie kaum ein anderes Werk beschreibt (vorallem Faust der Tragödie zweiter Teil) einen eigenen Kosmos, den ganzen Kreis der Schöpfung innerhalb des engen Bretterhauses. Doch meine Rezension soll sich nicht auf den Inhalt (der selbstverständlich 5 Sterne verdient) sondern auf diese spezielle Ausgabe beziehen, denn bei einem solchen Meisterwerk, bleibt immer auch die Frage in welcher Form soll es in meinem Bücherregal stehen? Von den kleinen gelben Bändchen bis hin zu anständig gebundenen versionen, findet man sehr viel Faust Veröffentlichungen, welcher also den Vorzug geben? Ich persönlich tendiere zu dieser hier, neben Faust 1, Faust 2 sind in dieser zweibändigen Ausgabe verschiedenste Erklärungen, Goetehs Leseanweisungen, eine unterdrückte fassung der Walpurgisnacht, orginal Skizzen Goethes und insgesamt 2000 Seiten Faust Material vorhanden, eine wirklich anschauliche Ausgabe mit viel Inhalt und zusatzinformation zum urspünglichen Original. Einzig die taschenbuchform stört mich etwas, man hätte ruhig Hardcover verwenden können, (der Preis wäre dann wohl allerdings noch teurer ausgefallen), ansonsten ist diese Faust fassung, allumfassend und sehr hilfreich da es viele zusätzliche Informationen (auch über entstehung, etc.) beinhaltet.
331Peter Handkes Immer noch Sturm ' fertig.. Die Sprache schöpft aus dem Unterbewussten, ist traumhaft und visionär. Ich hatte erst Mühe, mich darauf einzulesen. Peters Handkes Buch wurde für mich ein Stethoskop, um die tieferen Schichten unseres kollektiven Unterbewusstseins in Kärnten abzuhören. Als ehemaliger Mitschüler im Gymnasium Klagenfurt interessierte mich dieses Werk ganz besonders! Ich stieß dabei auf die Moskauer Erklärung, die Peter im Zusammenhang mit den Partisanen auf der Saualm erwähnt. Zu bemerken ist, dass die Partisanen in Südkärnten wie auch andere Widerstandskämpfer in Österreich schon vor 1943 gegen die Deutsche Wehrmacht gekämpft haben. Es hätte also nicht der Moskauer Erklärung bedurft, ihren Untergrundkampf zu rechtfertigen. Doch auch so haben sie schließlich zu den Verlierern gezählt. Denn die Generation unserer Väter und auch teilweise wir Nachfahren haben lieber zu den Starken gehalten. Ich kann erst heute einsehen und verstehe, wie sehr diese Haltung Peter Handke gestört haben muss! Bei der Lektüre dieses Buches wurde mir bewusst, dass die Kärntner Slowenen für Österreich gegen die Nazis kämpften. Als ich das Buch endlich weglegen konnte, war ich erschüttert und - erleichtert. Fertig! M.Tonhauser
341Zweibändiges Werk. Dieses zweibändige Werk gehört zu Mays frühem Schaffen. Es handelt sich um eine weiträumig angelegte Familiensaga, die gewisse Anklänge an das "Waldröschen" - einen seiner Kolportageromane - zeigt. Es ist auf jeden Fall spannend, wenngleich es manchmal an 1001 Nacht erinnern mag. Ein Roman, der auch oder vielleicht sogar hauptsächlich Frauen interessieren könnte.
351unmenschlicher Kapitalismus. Die heilige Johanna der Schlachthöfe von Bertholt Brecht veranschaulicht auf brutale Weise, wie Unternehmen im kapitalistischen System ihre Macht ausnutzten ohne auf menschliche Verluste zu achten. Viele Metaphern und Vergleiche mit den Schlachthöfen in Chicago verstärken das Gefühl des Grauens und der Ausweglosigkeit in Brechts Drama. Der einzige Weg scheint der Kommunismus zu sein, doch dafür sind die Menschen zu egoistisch und noch nicht bereit. Besonders gut hat mir die DArstellung der menschlichen Abgründe und Zwispältigkeit gefallen, die Brecht wirklich gut beschreibt. Wie Menschen sich verändern wenn es um ihre Existens geht....
361A pfuindige Gschicht! Die Geschichten aus dem Wienerwald von Ödon von Horvath, ist ein Theaterstück in drei Teilen das sich um das leben von mehreren Personen in und um Wien herum dreht. Es ist ein schnitt durch die damalige Gesellschaft, durch die "Wiener Gemütlichkeit", beleuchtet verscheidenste personen und Vorurteile über eben solche. Horvath schafft dies mit einer sehr subtilen aber teilweise brüllenden Komik (wienerische Kraftausdrücke tun das ihrige) und einer aufschürfenden Tragik. Ein Vorrezensent konnte sehr vieles in diese Werk hineininterpretieren, von demaskierung des bewusstseins und entfremdung etc. war die rede, und ich denke man kann diese aspekte wohl erkennen. Aber daraufhin wurde auch geschrieben wer auf eine spannende und sich entwickelnde Handlung wert legt sollte einen Bogen um dieses werk machen. Der eindruck eines nur für germanisten interessanten völlig am Volk vorbei gehenden Theaterstückes wird impliziert und das ist einfach nur falsch. Es gibt sehr wohl eine spannende Handlung, diese entwickelt sich äußert stilistisch mit immer wiederkehrenden Rückschritten, und die Handlung endet (wie nach lehrsatz) mit einer Katastrophe, die den Leser berührt. Während man dieses Buch liest empfindet man verschiedenste Emotionen, einmal natürlich und ganz oberflächlich Komik, dann reflektiert man die ausssagen und das wesen von manchem typen dann hat man mitleid mit dem schicksal der akteure und am ende ist man wirklich traurig. Eine herrausragende Leistung ist es meienrseits so viele verschiedene Facetten zu verbinden, die Komik mit der Tragik (erfolgreich) zu verknüpfen gelingt nicht jedem, Ödon von Horvath ist es mit diesem Stück gelungen. Zur Ausgabe: Ich will hier nicht viele Worte verlieren; wie immer empfehle ich den Anaconda verlag für seinen unverschämt günstigen Preis und lobe ausserdem die sehr schöne optik ihrer Werke (reclam als vergleich). Besonders das Cover zu den Geschichten ist wunderschön (auch wenn es ganz und gar nicht der wienerwald ist).
371Wunderbares Buch zum Lachen und Weinen. Dieses Stück ist humorvoll und macht zugleich betroffen: vielleicht beinhaltet Komik immer auch ein Stück Tragik. Wenn das "weiße" Bild auftaucht und zum Auslöser für nie ausgesprochene Wahrheitsbekundungen wird, gleitet man vom Lachen ins Weinen. Am Ende, nach vielen boshaften Äußerungen und manchmal beleidigender Offenheit, wagen die drei alten (und neuen) Freunde einen Neuanfang, eine Zeit des Versuches - das wird in dem Moment glaubhaft, wenn Marc einen Mann auf dem Bild beschreibt, der vorübergeht und im Nichts verschwindet. Was bleibt, ist ein verhaltenes, aber doch frohes Lächeln.
381"Das deutliche Kennzeichen der Weisheit ist ein stetes Vergnügt sein.". "Mit Lust auf der Erde leben! Wenn ich tanze, tanze ich und wenn ich schlafe, schlafe ich." Dieses bewusste Leben fordert Michel de Montaigne (1533-1592) von jedem Menschen! Er gehört zu den bedeutenden Philosophen des Späthumanismus in Frankreich. Aus seinen Essais wurden die treffendsten ausgewählt, um dieses Buch "Von der Kunst das Leben zu lieben" zu schreiben. Themen in diesem Buch: Lachend die Wahrheit sagen; Lesen; Lieben;Pflege von Freundschaft und Geselligkeit; Reisen; Essen und Trinken; Tanzen; Mode und Luxus; Geld; Praxisbezogen philosophieren; der eigenen Erfahrung vertrauen; Schlafen und Träumen; Kultur und Kunstsinn der Wilden bewundern; dem Lehrmeister Tier folgen; die Krankheiten höflich behandeln; den Tod nicht fürchten. Fazit: Eine Bereicherung! Seine Gedanken sind frisch, frech und treffend. Er war Vorbild für Lichtenberg, Schopenhauer und Nietzsche. Zitate aus dem Buch: "Ich habe bisher kein ausgeprägteres Monster und Mirakel gesehen als mich selbst." "Der Lehre Epikurs bediente ich mich, der zufolge man die Gedanken von den unerfreulichen auf die erfreulichen lenken solle." "Gibt man mir Kontra erregt das meine Aufmerksamkeit nicht meinen Zorn. Dem, der mir widerspricht, öffne ich mich: Ich lerne ja von ihm. Wir wollen beide die Wahrheit suchen."
391Eine idealisierte Historie. Schiller gelingt es in seinem Werk ein komplizierten historischen Stoff, der eigentlich nicht viel Ideales bietet, in ein wundervolles erhebendes Schauspiel umzuformen. Er stellt die Situation Wallensteins und das seines Heeres im Jahre 1632 dar. Nachdem sich Schiller selbst lange mit der Geschichte des dreißigjährigen Krieges speziell mit der Wallensteins beschäftigt hat, formt er diese epische Geschichte in ein Drama um . Am Anfang zeigt er durch das Schauspiel von eifachen Soldaten die nackte Wirklichkeit vom Söldnerleben, von deren Gier und Zügellosigkeit und ihrer Bewunderung Wallensteins. im weiteren Verlauf schildert er die Umstände warum Wallenstein gezwungen wird sich vom Kaiser abzuwenden und warum sein engster Vertrauter Octavio gezwungen ist ihn an den Kaiser zu verraten . die Ideale Person wird durch die Jugend und Unschuld von Max Piccolomini dargestellt. Und es ist bewundernswert wie er , obwohl zerrissen zwischen Vater und Wallenstein trotzdem der einzig Moralische im Stück bleibt. Leider sind wir nicht mehr zu solchen Empfindungen wie Max fähig. Ein sehr bewegendes und lesenswertes Buch
401Das einzige deutsche Musical. Es liegt ein Hauch Anarchie in der Luft, wenn ich an die Dreigroschenoper denke. Bert Brecht stellt in seinem Stück die korrupte bürgerliche Gesellschaft dar. Peachum ist der Bettlerkönig. Er benutzt die Armen um seinen Profit zu gewinnen. Seine Tochter verliebt sich in den Verbrecher Mackie Messer. Peachum zwingt den Polizeichef Tiger Brown Mackie Messer einzubuchten, obwohl er sein bester Freund ist. Eine Hure verrät Mackie Messer und er baumelt am Galgen. Seine Kumpanen wollen ihm am Ende nicht freikaufen und lassen ihn am Galgen baumeln. Nur durch die Königin wird Mackie Messer begnadigt. Die Dreigroschenoper beschreibt die Unzulänglichkeiten des Lebens. Es ist eine Skizze für die korrupte Gesellschaft, in der die Moral nach dem Fressen kommt. In der heutigen Zeit hat sich nicht viel verändert, daher ist es ein zeitloses Stück. Das Stück könnte heutzutage in der Politik, Verwaltung oder in der Wirtschaft spielen. Die Korruption tritt in Abständen immer wieder zutage. Die Dreigroschenoper ist eine eigene Kunstform. Durch die Vertonung von Kurt Weill ist sie zeitlos und poetisch zugleich.
411Mittelalterliche Weisheit in Vor-Weltkriegs-Gewand. 1911, noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde es uraufgeführt. Hugo von Hofmannsthal beschreibt in Versen einen "Jedermann", der sich scheinbar von nichts abhalten lässt, dem Geld und dem Profit zu frönen. Seiner Seele tut er nichts Gutes, auch nicht im drohenden Angesicht des Todes, der ihn ruft. Oder kann ihn doch noch etwas zur Umkehr bewegen? Die Motive sind nichts Neues: im Mittelalter wusste man noch, dass Geldsucht die Seele empfindlich annagen kann. Habgier war eine der Todsünden. Entsprechend gab es Belehrungsstücke, die dies betonten. Hofmannsthal - selber zeitlebens in verheimlichten Geldsorgen - geht über diese jedoch noch hinaus, doch mehr sei wirklich nicht verraten. :-) Um sich einmal selbst kurz durchzulesen, was die da in Salzburg immer so spektakulär aufführen, mit "Buhlschaften" wie der Veronika Ferres, ist die Reclam-Ausgabe zum einen wohlfeil, zum anderen handlich und mit einem kleinen Nachwort versehen. Vier bis viereinhalb Sterne.
421Romeo und Julia. "Kabale und Liebe" heißt Schillers "bürgerliches Trauerspiel" aus den Jahren 1782/1783 und die primäre Frage lautet: Was heißt "Kabale"? Dieses Wort ist mit Intrige zu übersetzen - also geht es um Liebe und Intrigen in diesem Stück. Die Liebe besteht zwischen Luise und Ferdinand, einem für damalige Verhältnisse ungleichen Paar, ist doch Ferdinand von Adel und Sohn des Präsidenten, Luise hingegen zwar hübsch, aber die Tochter eines armen bürgerlichen Musikers. Beider Eltern fürchten diese Beziehung und so entstehen aus der Liebe die Intrigen. Während sich Luises Mutter durch diese Beziehung noch geschmeichelt fühlt, hintertreibt vor allem Ferdinands Vater - der Präsident von Walter - die Verbindung und fädelt eine Intrige ein, um die beiden Liebenden zu trennen. Da es sich um ein Trauerspiel handelt, ist das Ende schrecklich traurig - Romeo und Julia lassen grüßen. Allerdings geht es Schiller nicht nur um die Darstellung einer tragischen Liebesgeschichte, sondern vor allem auch um die Offenlegung sozialer Konflikte des späten 18. Jahrhunderts, die vor allem in der Zementierung gesellschaftlicher Zustände (Adel und Bürgertum), aber auch in der Willkürherrschaft adliger Despoten (Verkauf von Landeskindern als Soldaten) deutlich werden. Lesens- und sehenswert macht dieses Trauerspiel besonders aber seine Sprache, die heute zwar einerseits antiquiert erscheinen mag, andererseits aber Momente suggestiver Kraft und unendlicher Poesie aufschimmern lässt. Eine traurig-schöne Geschichte in wunderschöner Sprache: man sollte es lesen und hoffen, eine gute Aufführung sehen zu dürfen.
431beide teile - in einer edlen aufmachung.. bitte lest dieses buch. es ist die vollständige ausgabe von robinson crusoe. das heißt, erster und zweiter band. aus dem englischen übersetzt von franz riederer, mit einem essay von hans-rüdiger schwab, und mit den illustrationen der amsterdamer ausgabe von 1726/1727. ein wunderschönes taschenbuch mit 688 seiten, einer liebevoll und edlen aufmachung sprich, einer sehr schön gemachten umschlagsgestaltung. der erste band ist schon von sehr vielen leuten gelesen worden. den zweiten teil, über das leben robinson crusoe's nach seiner rettung, kennen wahrscheinlich nur wenige. hat man sich an die schreibweise einmal gewöhnt, lässt es sich ähnlich lesen wie der erste teil. ein schönes literarisches gegenstück zu unserer heutigen hektischen und schnellebigen zeit. mir gefällt, daß man beide teile in einem bekommt, und sie so auch lesen sollte. auch die illustrationen sind wunderschön. begebt euch auf euere insel und lest dieses schöne buch. bitte!
441Sehr aktuell, sehr gut. Ich habe mir das STück von Ibsen bestellt, weil ich es demnächst in Irland mit Alan Rickman in der Hauptrolle sehen werde. Mir hat es gut gefallen. Ich hoffe allerdings, dass die Regie sich nicht zu einseitig auf die modernen Parallellen -Banker reißt seine Familie durch wilde Spekulationen ins Unglück - festlegen wird. Interessanter sind die seelischen Verstrickungen der Hauptakteure, die nur noch zu warten scheinen. Auf was? Auf Rache, dass die Zeiten besser werden, auf die große Liebe? Aber sie warten nur und tun nichts.
451Als Menschlichkeit noch echt war. Tolstoi erzählt in diesem Buch sieben Geschichten, ich meine Methaphern, vom Umgang mit anderen Menschen und Gott. Diese, jeweils etwa 20 Seiten umfassenden Erzählungen, sprechen von einer Zeit als Zivilcourage noch bedeutete einen Penner einzuladen und mit Ihm zu teilen, als man Sozialität und Recht nicht einer Behörde übelies sondern sich dem selbst Menschen annahm. Natürlich merkt man in diesem Buch, dass Tolstoi ein Gottesfürchtiger Christ war und würde man ein paar seiner Geschichten stillschweigend in die Bibel einfügen - sie würden nicht auffallen. Ich lege dieses Buch jeden Menschen auf Gottes grüner Erde, egal welcher Religion, ans Herz. Einfach weil es von echter Menschlichtkeit erzählt und von der Zufriedenheit des Gebenden. Auserdem glaube ich, dass es mich "Menschlicher" im Umgang mit Problemen machte. Die aufgeteilten Geschichten würden es ermöglichen das Buch (über fünf Jahre) in Etappen zu lesen. Wen solch eine Sammlung von Kurzgeschichten aus der näheren Vergangenheit interessiert ist evtl. "Eigensinn macht Spaß" von Herman Hesse zu empfehlen. Liebe Grüße Franzi
461Das Scheitern eine begabten Charakters. Das Buch handelt von dem Bootsmann und späteren Hafenagenten Jim, dessen Lebensgeschichte aus Sicht von Kapitän Marlow, dem alter ego des Autors Joseph Conrad, rückblickend erzählt wird. In Conrads Buch ist das beherrschende Thema das Versagen eines Menschen, der stets davon überzeugt ist, für besondere Aufgaben bestimmt zu sein, ohne außergewöhnliche Fähigkeiten zu besitzen.Die Geschichte spielt in den Gewässern des Fernen Ostens in den Kreisen von Seefahrern, die Problematik könnte ebensogutauf einen Mediziner, einen Journalisten oder Piloten zutreffen, der in schwerer Bedrängnis eine folgenschwere Fehlentscheidung trifft. Dennoch sind Conrads Schilderungen von Meer, Küsten Inseln, Kapitänen, Hafenagenten, Seefahrergerichten und kleinen Gaunern meisterhaft und brillant und überragen sämtliche anderen Autoren (wie Herman Melville und Jack London), die sich mit den Abenteuern des Meeres auseinandergesetzt haben. Der Roman ist ein spannendes, aus vielerlei Perspektiven geschildertes Psychogramm eines tragischen Helden und doch zugleich eine Art Abenteuerroman, der durch einen enormen Spannungsbogen, durch die Exotik der dem Autor wohlbekannten Schauplätze und durch die ungeheuer reale Brutalität der geschilderten menschlichen Schicksale besticht. Conrad erweckt im Leser Sympathie für den Protagonisten Lord Jim, dem sein Versagen als junger Mensch tragischerweise den Rest seines Lebens nachhängt. Der Leser fühlt sich geneigt, Jim zu verzeihen, ihm zuzurufen, daß das Leben weitergeht, und sieht den Helden doch wiederholt mit seinerUnfähigkeit konfrontiert, die "Tatsache", wie der Autor sie nennt, zu vergessen oder sie zu verarbeiten, was ihn immer wieder dazu bewegt, davonzulaufen, immer weiter nach Osten und es scheint stellenweise fast als "wäre die Welt nicht groß genug für Lord Jim". Das Buch ist als Reiselektüre bei Fahrten in die Gewässer des Fernen Ostens wie geschaffen, die Thematik wird jeden Leser zusammenzucken lassen, auch wenn er daheim im Wohnzimmer sitzt und nie zur See gefahren ist und selbiges nicht vorhat. Ein zeitloses Meisterwerk von einem großartigen englischen Erzähler!
471Auf der Bühne ist dieses Stück unschlagbar. Dürrenmatts Stück"Frank der fünfte"Kam wegen der Musik nie besonders gut an!Doch als ich gestern dieses Stück von einem Schultheater gesehen hatte,war ich begeistert!Die Schüler der Klasse(eine besonders musikalische Klasse)Hatte die Songs neu und selber komponiert!So kam Dürrenmatts Zerrspiegelbild wirklich gut an!
481Dieser Goethe - ein Fuchs. Hallo allerseits! Ich gebe zu, vergleicht man ein Drama Goethes mit einem Poproman von Regener oder Jaud, so handelt es sich bei Goethe um schwere Kost! Allerdigs wäre es auch enttäuschend, wenn der vielleicht größte Autor aller Zeiten leichte Kost wäre. Man benötigt etwas Hintergrundwissen zur Weimarer Klassik generell. Doch hat man sich in diesem Bereich ein gewisses Fundament geschaffen, verschlingt man förmlich die Dramen Goethes. Man ist begeistert von der Sprachkunst wie auch von der Intention, die in diesen Werken steckt! Ist man bereit, sich auf dieses gewiss nicht einfache Niveau zu begeben, so hat man mit dieser Ausgabe ein tolles Sammelwerk, das diesen Preis allemal wert ist!! Also, zugreifen!!!
491ein sommernachtstraum/was ihr wollt. Die Handlung des Buches "Ein Sommernachtstraum" ist lustig und spannend. Die Übersetzung von Erich Fried ist moderner und besser als die der anderen. Der Schreibstil in dem man zu Shakespeares Zeiten geschrieben hat,ist jedoch schwer zu lesen. Ich denke das dieses Buch besser von Erwachsenen gelesen werden sollte. Da ich,mit 14 Jahren,doch ein wenig genervt von der geschwollenen Sprache war. Was ich auch jedem empfehlen kann ist den Film zu anzusehen,da dieser sehr lustig und schön ausgeführt wurde!
501Ausschweigungen im alten Rom, derb-ironisch beschrieben. Die Welt steht unter der Herrschaft des Fruchtbarkeitsgottes Priapus - so jedenfalls erscheint es Enkolpius, der im Römischen Reich zur Zeit des Kaisers Nero lebt. Enkolpius liebt den Knaben Giton und lebt mit ihm zusammen. Leider nicht ungestört: Andauernd hat er Grund zur Eifersucht. Zusammen erleben Enkolpius und Giton haarsträubende Abenteuer und lernen einen ganzen Reigen skurriler Figuren kennen: die Priesterin Quartilla, die ihren Dienst für Priapus allzu wörtlich nimmt; den neureichen Trimalchio, der auf einem Festmahl seine eigene Beerdigung inszeniert und dabei versehentlich die Feuerwehr auf den Plan ruft; den verarmten Dichter Eumolpus, den seine Dichterei immer wieder in Lebensgefahr bringt. Als dann Enkolpius bei dem Fruchtbarkeitsgott in Ungnade fällt, hat er ein Problem - und Viagra gab es damals noch nicht ... Im "Satyricon", dem Roman des römischen Politikers und Schriftstellers Petronius, wird die Welt der Antike wieder bunt und lebendig. Mal derb, mal mit feiner Ironie schildert Petronius die Neureichen und Sklaven, die Villen, Bäder und Bordelle und nimmt die Schwächen seiner Mitmenschen aufs Korn, die auch uns recht bekannt vorkommen.
511Schwierig, aber es lohnt sich .... Mich hat in dieser Sammlung von vier (!) Theaterstücken besonders das über Clara S. berührt - überzogen dargestellt, aber Jelinek trifft den richtigen Ton. Die Darstellung des irren Robert Schumann und der hin- und hergerissenen Clara Schumann gelingt. Interessant auch Jelineks "Fortsetzung" des "Nora" Stückes von Henrik Ibsen. In der Schlußszene bei Ibsen verlässt Nora das Haus, um das Leben und sich selbst kennen zu lernen - Jelinek zeigt, wie diese Suche verlaufen sein könnte. Nora arbeitet, sie unterwirft sich wieder, wird benutzt - zwar zeichnet Jelinek damit nicht unbedingt ein positives Bild - aber vielleicht ein realistisches ?!
521China verstehe.... Sehr interessant, ich habe das gefühl ich könnte 100 bücher über China von damals bis heute und wird immer was neu erfahren...
531Kurz Inhalt und Wissenswertes zum Roman. Das Buch "Erfolg", übrigens einer der besten Romane, die ich je gelesen habe, erzählt in Feuchtwanger typischer Manier anhand einer privaten Geschichte die Geschichte einer Epoche. In diesem Buch erleben wir die relativ liberale Zeit kurz nach dem ersten Weltkrieg, als unter der Bevölkerung und den Kunstschaffenden eine in diesem Jahrhundert einzigartige Aufbruchstimmung herrschte. Doch diese Stimmung zerstören wie ein Menetekel die alten reaktionären Kräfte, die zehn Jahre später die Nationalsozialisten an die Macht bringen. Der Roman handelt in München, in Bayern und in der Schweiz. Es wird erzählt wie ein Museumsdirektor ein der Stadt nicht genehmes Gemälde erwirbt, und da man den Mann und das Kunstwerk anders nicht loswerden kann, wird ihm eine Sexgeschichte angehängt, die ihn ins Kittchen bringt. Seine Freundin hält zu ihm und wir erleben ihren Weg durch die Instanzen der Weimarer Zeit und erfahren dabei viel über das Heraufdämmern des Nationalsozialismuses in München. Das Buch handelt 1921/22 und erschien im Jahr 1927. Es ist damit eines der ersten oder das erste Buch, das sich mit den Nazis und Adolf Hitler beschäftigt. In kaum verschlüsselter Weise treten in dem Roman,außer Hitler, viele Personen der Zeitgeschichte auf. So erkennt man die Schriftsteller Thoma und Ganghofer, den Sprachverdreher Karl Valentin, den jungen Bert Brecht und die wichtigsten Politiker, die in all ihrer machtgierigen Hinterhältigkeit und Rafinesse aufs Genaueste gezeichnet sind. Der Roman ist kein Historienroman, denn er handelt in der Zeit, in der er geschrieben wurde. Aber er ist wichtig und interessant um die Geschichte Bayerns und Deutschlands in diesem Jahrhundert zu verstehen. Und erstaunlich, trotz aller Schwere des Themas ist das Buch leicht lesbar und verständlich, eben typisch Feuchtwanger, mit ein Grund auch, warum er, für mich, einer der besten deutschen Schriftsteller dieses Jahrhunderts ist.
541Sehr ergreifende Fassung des Antigone-Stoffs. Die Antigone des Sophokles erscheint als zeitlos: in unerreichbarer darstellerischer Dichte wird der Konflikt aus entgegengesetzten Standpunkten entwickelt und in unerschütterlicher schicksalhafter Konsequenz vorgeführt. Kreon als die m. E. eigentliche tragische Figur verliert alles, während Antigone mehr oder weniger standhaft ihrem selbstgewählten Ende entgegentritt. Aufgrund seiner Geschlossenheit ist dies in meinen Augen eines der bedeutendsten und konzentriertesten Ideendramen überhaupt. Mit Hochhuths Novelle verhält es sich ganz anders. Motive aus dem Antigone-Stoff (Bestattung des Bruders, Schwiegertochter, Tod des Verlobten...) werden aufgegriffen, auch die Standhaftigkeit der Antigone (hier Anne) ist durchaus vorhanden, doch überträgt Hochhuth das Geschehen in die Zeit der nationalsoizialistischen Dikatatur und des Krieges, wie dies auch andere getan haben (Anouilh, Brecht, auch Elisabeth Langgässer). Was unterscheidet Hochhuths Antigone von der berühmten Vorlage? Zunächst gibt es hier keine wirklich klar entgegengesetzten Positionen. Die Erzählung konzentriert sich nahezu ganz auf die moderne Antigone, die Hitlers Verbot zum Trotz ihren toten Bruder aus der Anatomie stiehlt und ihn während eines Bombenangriffes bestattet. Die Handlung setzt beim Prozess gegen Anne ein. Und hier liegt der Hauptunterschied: das, was bei Sophokles weitestgehend ausgeblendet wird, wird von Hochhuth plastisch dargestellt. Die Handlung wird psychologisch. Man erfährt eine Menge über den Seelenzustand von Anne, die in der Zelle auf ihre Hinrichtung wartet, die dieser nicht wie Antigone klaren Blicks entgegensehen kann, sondern die in ihrem menschlichen Elend zusammenbricht und sogar ihre Tat zu bereuen beginnt. Wenn es religiöse Gründe für ihr Handeln gegeben hat, so verliert sie in den Begegnungen mit dem Geistlichen auch diesen Boden unter ihren Füßen. Am Ende bleibt dem Leser ein tiefer Schauder über die Hinrichtung, deren gesamte Begeleitumstände in verstörender Intensität geschildert werden. Antigone konnte nicht siegen, das Dritte Reich hat sie zermalmt. Der Text von Hochhuth ist sehr plastisch geschildert. Es handelt sich um eine sehr kurze Novelle, die mich auch beim Mehrmaligen Lesen immer wieder stark ergriffen hat. Positiv ist für mich auch, dass der Moralist Hochhuth schildert, aber hier nicht - wie etwa im "Stellvertreter" zu direkt moralisiert, sondern in und mit dieser Novelle ein eindringliches Mahnmal gegen den Faschismus setzt. Das alles erinnert sehr an Haushofers "Moabiter Sonette" und kommt diesen in der verstörenden Wirkung sehr nahe. Unbedingt lesen!
551Ein MUSS für jeden Twain-Liebhaber und eine echte Entdeckung. Als Twain-Fan war ich der Meinung, zumindest alle größeren Werke dieses Autors zu kennen - bis ich auf dieses Buch stieß, das in Deutschland tatsächlich noch nie erschienen war. Es handelt sich um Reisebriefe bzw. Artikel, die Mark Twain als junger Korrespondent von den Sandwich-Inseln schrieb, und zum größten Teil sind sie einfach hinreißend und so unterhaltsam und witzig, dass ich sie in einem Zuge durchgelesen habe. Hier wurde ein echter Schatz gehoben, den man jedem Twain-Liebhaber ans Herz legen muss!!
561Inhalt. Der Band enthält 7 frühe Dramen aus den Jahren 1891 bis 1897: Gestern, Der Tod des Tizian, Der Tor und der Tod, Die Frau im Fenster, Das kleine Welttheater oder Die Glücklichen, Der weiße Fächer, Der Kaiser und die Hexe
571Eine idealisierte Historie. Schiller gelingt es in seinem Werk ein komplizierten historischen Stoff, der eigentlich nicht viel Ideales bietet, in ein wundervolles erhebendes Schauspiel umzuformen. Er stellt die Situation Wallensteins und das seines Heeres im Jahre 1632 dar. Nachdem sich Schiller selbst lange mit der Geschichte des dreißigjährigen Krieges speziell mit der Wallensteins beschäftigt hat, formt er diese epische Geschichte in ein Drama um . Am Anfang zeigt er durch das Schauspiel von eifachen Soldaten die nackte Wirklichkeit vom Söldnerleben, von deren Gier und Zügellosigkeit und ihrer Bewunderung Wallensteins. im weiteren Verlauf schildert er die Umstände warum Wallenstein gezwungen wird sich vom Kaiser abzuwenden und warum sein engster Vertrauter Octavio gezwungen ist ihn an den Kaiser zu verraten . die Ideale Person wird durch die Jugend und Unschuld von Max Piccolomini dargestellt. Und es ist bewundernswert wie er , obwohl zerrissen zwischen Vater und Wallenstein trotzdem der einzig Moralische im Stück bleibt. Leider sind wir nicht mehr zu solchen Empfindungen wie Max fähig. Ein sehr bewegendes und lesenswertes Buch
581"O ein Gott ist der Mensch, wenn er träumt". Den Deutschunterricht in der Oberstufe empfinden viele Schüler als monoton und langweilig. Die Klassiker erreichen mit ihrer "antiquaren" Sprache die Schüler nicht. Wenn dann auch noch ein fader Lehrer den Stoff zu vermitteln versucht, ist es ganz aus. Goethe, Schiller, Hölderlin... gähn. Doch manchmal sollte man den "steinigen" Weg noch einmal beschreiten, um die Schönheit am Wegesrand wahrzunehmen. Und siehe da: "Ich schlug sein göttlich Gedicht mir auf, und es war, als hätt ich es nie gekannt, so ganz anders wurd es jetzt lebendig in mir. (...) Bestehet ja das Leben der Welt im Wechsel des Entfaltens und Verschließens, in Ausflug und in Rückkehr zu sich selbst...", heißt es im einzigem (Brief)Roman Friedrich Hölderlins, des bekanntlich bald darauf (vermutlich) geistig erkrankten literarischen Einzelgängers. Man erliegt dem Zauber dieser verdichteten Sprache, den bleibenden Schilderungen der Landschaft und der Stimmungen. Aus der Rückschau korrespondiert der Titelheld mit einem gewissen "Bellarmin" über Ereignisse in Griechenland zur Zeit der Griechisch-Türkischen Kriege. Eine große, rückwärtsgewandte Sehnsucht nach einem verlorenen Ideal, ist Hyperion, dem literarischen Helden, zu Eigen, die das "Geschehen" in einem zentralen Konflikt leitet. Diotima und Alabander inszeniert Hölderlin als Kontrastfiguren, an denen sich Hyperion aufreizt. Da ist zum einen die Inbrunst an die Geliebte und Rückzug in das private Glück des Idylls versus militanter Einsatz für eine bessere Welt im Bund mit dem besten Freund. Die Disharmonien und Kontroversen führen zur Auslöschung der Kontrastfiguren, so dass schließlich der desillusionierte Hyperion allein überlebt und in Deutschland unter all den "Barbaren von alters her (...), tief unfähig jedes göttlichen Gefühls, verdorben bis ins Mark zum Glück der heiligen Grazien (...), dumpf und harmonielos wie die Scherben eines weggeworfenen Gefäßes" sein Credo resignativ gebrochen zu Papier bringen kann. "Wo ein Volk das Schöne liebt, wo es den Genius in seinen Künstlern ehrt, da weht wie Lebensluft ein allgemeiner Geist, da öffnet sich der scheue Sinn, der Eigendünkel schmilzt, und fromm und groß sind alle Herzen, und Helden gebiert die Begeisterung." Hölderlins "Hyperion" entfacht wahrhaftig eine freudige Erregung, ob der wunderschönen Sprache und der tiefen Reflexionen über die Frage nach der Selbstverwirklichung im Spannungsverhältnis von Ideal und Wirklichkeit. "Wie die Zephyre irrte mein Geist von Schönheit zu Schönheit selig umher. (...) Und all dies war die Sprache eines Wohlseins..." Fazit: "Die Sprache ist ein großer Überfluss. Das Beste bleibt doch immer für sich und ruht in seiner Tiefe wie die Perle im Grunde des Meers.", schreibt Hyperion an Bellarmin. Friedrich Hölderlin macht diese Perle seinem Leser zugängig. Man muss gar nicht so tief nach ihr tauchen. "Es ist ein köstlich Wohlgefühl in uns, wenn so das Innere an seinem Stoffe sich stärkt, sich unterscheidet und getreuer anknüpft und unser Geist allmählich waffenfähig wird."
591Eindrucksvoller Roman über die Rassenprobleme in den Südstaaten. Kaum war der Farbige Lucas Beauchamp festgenommen, wusste die ganze Stadt davon. Der alte Mann soll am Abend zuvor einen Weißen hinterrücks niedergeknallt haben. Hier in den Südstaaten sprach man allerdings verächtlich vom 'N*****' Lucas, während jeder Weiße mit 'Sir' oder 'Mister' angeredet wurde. Die Bevölkerung des kleinen (fiktiven) Städtchen Yoknapatawpha ist aufgebracht und möchte den schwarzen Mörder am liebsten gleich hinrichten. Wenn er erst ins Gefängnis überführt und dort einem Richter vorgeführt wird, kommt er vielleicht mit dem Leben davon. Keiner glaubt Lucas, dass er mit seinem Revolver in einem üblen Handel zwischen zwei Weißen nur als Richter auftreten wollte. Also lieber gleich kurzen Prozess machen, es ist doch bloß ein N*****. Nur dank eines Gendarmen, der die Meute zurückhält, ist Lucas am nächsten Tag noch am Leben. Allein der 16jährige Charles Mallison interessiert sich für das Schicksal des verdächtigen Lucas. Mit seinem Freund Aleck Sander und Miss Habersham versucht er, den Mutmaßungen und Lynchabsichten der Volksmenge entgegenzutreten. Auch Charles' Onkel Gavin, von Beruf Advokat, der zunächst 'keine Mörder, die Leute hinterrücks erschießen', verteidigen wollte, unterstützt schließlich das Trio. Außerhalb der Stadt erbrechen sie sogar ein Grab. Doch darin liegt nicht der Ermordete. Inzwischen ist selbst Sheriff Hampton von der Unschuld des Farbigen überzeugt und so können Charles und seine Helfer eine Exhumierung erwirken. Dabei offenbart sich, dass der Mord nicht mit Lucas' altem Colt sondern mit einer deutschen Luger Pistole begangen wurde. In dem Augenblick, als davon auszugehen ist, dass nicht Lucas der Mörder ist, sondern er aus ihrer Mitte kommt, zerstreut sich der Pöbelhaufen. Später wird sich herausstellen, dass es Brudermord war. 'Griff in den Staub' erschien 1948, also kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Ein Jahr später wurde William Faulkner (1897-1962) der Nobelpreis für Literatur zuerkannt. Der Autor schildert in dem Roman nicht nur den Rassenwahn in den amerikanischen Südstaaten, der noch einige Jahrzehnte andauern sollte, immer wieder gibt er auch persönliche Einschätzungen (meist kursiv gesetzt) zu politischen gesellschaftlichen Problemen seiner Zeit. Fundiert und höchst aktuell ist auch seine Analyse der aufgebrachten und leicht lenkbaren Volksmenge, für die alles Fremde von vornherein verdächtig und schuldig ist. Doch Faulkner appelliert in klaren Worten: 'Es gibt Dinge, die man nie dulden sollte: Ungerechtigkeit, Kränkung, Entehrung und Schande'. Anliegen des Romans ist es, das teuflische Klischee zu durchbrechen 'N***** handeln wie N*****, und die Weißen handeln wie Weiße'. Kein Mensch kann größeres Leid verursachen als einer, der blind an den Lastern und Vorurteilen seiner Vorfahren festhält. Es bedarf zunächst etwas Geduld, sich in den dichten (mitunter ohne Absätze), ja wuchtigen Erzählstil hineinzulesen, doch dann wird man von der Handlung, der detailreichen Beschreibung der Menschen und der unmissverständlichen Haltung des Autors gefesselt. 'Griff in den Staub' gehört zwar nicht zu den großen und umfangreichen Werken von William Faulkner, dennoch nimmt der Roman mit seinen gerade einmal 200 Seiten eine Schlüsselposition in seinem Gesamtschaffen ein. Eindrucksvoll belegt er, warum Faulkner einer der größten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts ist. Manfred Orlick
601Jane-Austen-Klassiker mit neuen Bildern. „Es ist eine Wahrheit, über die sich alle Welt einig ist, dass ein Junggeselle von einigem Vermögen unbedingt auf der Suche nach einer Ehefrau sein muss". So sieht es auf jeden Fall Mutter Bennet. Sie wünscht nichts sehnlicher, als ihre Töchter (immerhin fünf an der Zahl) „gut zu verheiraten". Tochter Elisabeth dagegen ist entschlossen, nur aus Liebe zu heiraten. Und lieben kann sie auf keinen Fall diesen stolzen und überheblichen Mr. Darcy, der sie schon bei der ersten Begegnung brüskiert. Aber vielleicht machen hier Vorurteile blind?! Der Jane-Austen-Klassiker ist hier neu verpackt, aber (zum Glück) inhaltlich gleich geblieben. Zu dem ansprechenden Cover, welches dem Kinoplakat entspricht, findet man in der Buchmitte einige schöne Filmbilder, die gleich beim Durchblättern ins Auge fallen. Ansonsten muss der Leser bald feststellen, dass die Buchvorlage im Detail wenig mit der filmischen Umsetzung gemeinsam hat. Schmachtblicke sucht man hier vergebens, dafür bekommt man eine geballte Ladung Wortwitz und selbstbewusste Hauptfiguren. Dieses Buch habe ich einer Freundin geschenkt, die zwar den Film gesehen hatte, aber vorher noch nie einen Jane-Austen-Roman in der Hand hatte. Obwohl sie zunächst irritiert darüber war, dass Personen und Handlung doch sehr stark abweichen, hat sie das Buch mit viel Begeisterung gelesen. Wer auch gerne auf diesem Weg vom Jane-Austen-Fieber angesteckt werden will, dem sei eine Nachahmung empfohlen.
611"Wie soll ich denn leben?". .. Ein Briefroman aus dem Jahre 1846 machte Dostojewski (1821 -1881) mit einem Mal berühmt. Dieser Roman wurde hymnisch gefeiert, ihm, dem Sohn eines Armenarztes ist vielleicht etwas gelungen, was ihn aus seiner engen Situation vermeintlich befreite. Und doch gilt auf die Frage: Wie soll ich den leben? ,dass Dostojewski schon vor der Frage mit der Antwort geboren wurde. Sein Wort der Worte war die Liebe, die Liebe zu allen Menschen. Und hier in diesem Briefroman zeigt er erstmalig seine hohe, psychologisch geschulte Beobachtung von Menschen und deren intimste Regungen. Sein Ringen, unabhängig jedweder Herkunft, um die ureigensten menschlichen Bedürfnisse, durchzieht sein Werk von Arme Leute bis zu den Brüdern Karamasoff. Zwei Menschen, Makar und seine Warwarna, schreiben sich, obwohl sie nahezu vis a vis wohnen. Sie schreiben sich und lernen sich in diesen Begegnungen trotz anfänglich distanzierter Anrede kennen, sie schreiben, wie sie leben, welche Menschen neben ihnen wohnen und sie schreiben, was sie am Fenster des jeweils anderen beobachten. Sie schreiben von den ersten Vorstellungen, von dem Bedürfnis nach Nähe, die aber nicht real wird, weil er der Einladung der Frau nicht Folge leisten kann, da er das Gerede der Nachbarn fürchtet, nicht für sich, sondern für sie. Er schreibt immer in einer im hohen Masse rücksichtsvollen Art, falsch verstandene Aussagen, die ironisch ihrerseits hinterfragt werden, kann er nur mit allerliebsten Worten erklären, weil ihm an dieser Beziehung, genau in dieser Art etwas liegt weil es für ihn Alles ist. " ... ging ich zum Dienst so stolz, es war so ein Leuchten in meinem Herzen, es war so wie ein Feiertag der Seele." Und dieses Etwas ist das Einzige und doch auch Alles, was er spürt an Nähe zu anderen Menschen. Sie schreibt von ihrer Familie, sie gibt ihm ihre Kindheitserinnerungen als Tagebuch, er berichtet von Büchern und seiner Meinung, was sie gern lies. "Sie wollen wohl nur Poesie haben, die von Liebe und Sehnsucht handelt, - deshalb werde ich Ihnen auch Gedichte verschaffen, alles, alles, was Sie nur haben wollen." Die Briefanreden werden persönlicher, von sehr geehrte Herr / Frau zu mein Täubchen, mein Lieber. An dem Sie halten beide fest. Der Briefwechsel begann am 8.April. Als er bemerkt, dass seine Briefliebschaft durch Dritte gestört wird, einem reichen Landbesitzer, versucht er sie von der Abreise nach vereinbarter Hochzeit der beiden, mit einem Schwall von Gefühlen zu hindern. Sie schreibt am 30. September: "Nun ist es geschehen! Mein Los hat sich entschieden. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringen wird, aber ich füge mich dem Willen des Herrn. Morgen reisen wir. [... Meine Seele ist so voll, so voller Tränen. Vergessen Sie nicht Ihre arme Warinka." Er: "Sagen Sie ihm einfach, dass Sie hierbleiben, dass Sie nicht mit ihm fahren können! [...] Wodurch ist er Ihnen plötzlich so lieb und so viel wert geworden? Er hat Ihnen bestimmt nur Fabeln gekauft. Hier aber sitzt ein Menschenleben. [...] Soll dies denn wirklich der letzte Brief sein? Nein, Sie müssen mir schreiben, ich werde Ihnen schreiben. Fängt doch gerade mein Stil an, besser zu werden, nein, was ich schreibe, ich weiß nichts, gar nichts weiß ich, ich schreibe und schreibe und werde auch nichts mehr durchlesen nur schreiben ... nur schreiben, es gibt immer noch mehr zu schreiben .... Mein Täubchen, Mein Liebling, mein Kind." Sein letzter Brief ist ein einziges Zeugnis eines in eine schriftliche Freundschaft und Liebschaft übertragenes Leben. Ihm scheint nichts zu bleiben. Nichts. Dostojewski ist in seinem Erstling alles gelungen, die Empathie zwischen Menschen, ihre Nähe, ihren Wunsch, sich aneinander zu halten, sich beizustehen, diese Liebe als Freiheit zu begreifen. Er beschreibt selbst aus der Sicht eines Armen, er lebt auch selbst in einer Illusion und dieses Zusammenspiel von eigener Realität und geschriebene Fiktion macht diesen Briefwechsel zu einem Erlebnis für den Leser. Nichts wird ihm entgehen, entstehen wird der Eindruck einer Langsamkeit in der Entstehung von Beziehungen, die es heute nicht mehr gibt. Und dieses wohlwollende Reifen von Wollen zum anderen ist das Terrain von Dostojewski, daher sei "Weiße Nächte" und "Die Sanfte" als jeweils kurze Erzählung ebenso empfohlen. Diese Welt des Außen, in Briefen verfasst, die zum Nachlesen, immer wieder neu lesen permanenten Unterschlupf gewährt, soll abhalten von dem Leiden des aktuellen Daseins beider Personen. Dostojewski sieht die Menschen nicht als soziale arme Wesen, sondern ob sie seelisch reich sind, nicht, ob sie sozial erniedrigt sind, sondern seelisch Höherstehende. Im Sinne von Sitte und Ethik fragt er niemals nach Schuld, sondern nur danach, ob sie unglücklich sind. Schuld bedarf einer äußeren Verzeihung, für Dostojewski tragen die Menschen die Verzeihung bereits in sich. Damit gibt es gegenüber dem Menschen nur einen Standpunkt, es ist nicht Schuld oder Unschuld, nicht Moral oder Unmoral, für ihn gilt nur das Leiden. Nach dem Gehalt des Leidens können sie für ihn beurteilt werden, nach dem Leiden, dass sie durchmachen mussten, um zu werden, der sie sind.
621Meisterhaft. Es verwundert nicht, dass das Werk in der Donaumonarchie mit einem Aufführungsverbot belegt war, stößt es doch in das Herz der damals herrschenden gesellschaftlichen Ordnung vor. Doch Schnitzler versteht es dabei nicht nur, auf unmissverständliche Weise subtilen wie auch offenen Antisemitismus darzustellen, er liefert gleichzeitig ein Sittenbild politischer Machenschaften, wo zur Erreichung 'höherer' Ziele Werte wie Wahrheit und Aufrichtigkeit schlicht zurücktreten müssen. So hat die Kernaussage dieses Werks auch 100 Jahre nach seinem Erscheinen kaum an Relevanz eingebüßt, und es sollte im Kanon der deutschsprachigen Literatur einen erheblich prominenteren Platz einnehmen.
631Entdeckungsreise. zugegeben, ich war da skeptisch, besonders als mein Siebenjähriger unbdeingt dieses Buch haben wollte, so dass keine andere Möglichkeit als die Anschaffung blieb. Na gut, dachte ich, wenn ein Siebzehnjähriger der Autor ist, warum soll dann ein Siebenjähriger nicht (zusammen mit den Eltern) das auch lesen. Jetzt, haben wir das Buch immer noch nicht aus - wie auch, mehr als 600 Seiten - und machen jeden Tag eine neue Entdeckungsreise, eine spannender als die andere, die nächste amüsanter als die jetzige. Wo lag dieses geniale Werk so lange verschollen herum (na klar, bei den Engländern :-) ), darf man sich fragen und wird wieder im Entdeckerdrang bestätigt: Es gibt immer wieder noch unentdeckte Schätze auf dieser Welt, fast besser als Geschichten aus 1001er Nacht, die aufgeklärten Beobachtungen aus 1111 Tagen Weltumseglung. Es ist tatsächlich auch eine Abenteuergeschichte - und meine Skepsis, die ist - wie hier jeder heraushören kann - längst einer Begeisterung gewichen.
641Eine packende Familientragödie. Hauptmanns Drama schildert das Zerbrechen einer Familie. Matthias Clausen ist ein alternder Patriarch, der nach dem Tod seiner Frau nach und nach die Freude am Leben verliert. Doch als er die junge Inken kennenlernt, zeigt sich für ihn das Leben wieder von der sonnigen Seite. Zwischen den beiden entsteht trotz des immensen Altersunterschiedes eine wunderbare Liebesbeziehung. Plötzlich tritt der Rest seiner Familie auf den Plan, die das Erbe der Mutter zerbrechen sieht und aus Neid und Missgunst eine Verschwörung plant. Auch der machtbesessene Schwiegersohn von Matthias Clausen, der die Leitung des Familienbetriebes an sich reißen will, hat seine Finger mit im Spiel. Es kommt zu einem spannenden Handlungsverlauf, die Eriegnisse überschlagen sich...- Spannende, tragische und absolut empfehlenswerte Lektüre-
651Von Palmar bis zur Pampa de las Salinas. Dies Buch Karl Mays aus dem Jahre 1890 ist der zweite Teil des spannenden Zweibänders, der ursprünglich mit "El Sendador II: Der Schatz der Inkas" betitelt war. Der 'Sendador' nennt einen geheimnisumwobenen 'Führer' (über die Anden) und dort, in den Kordilleren, soll auch ein Schatz der Inkas zu heben sein. Die Reise Old Shatterhands und seiner Gefährten in die Anden in den siebziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts, ürsprünglich in Uruguay begonnen, und die Schatzsuche dort sind zusätzlich, wie so oft in Karl Mays Reiseerzählungen, von einer Suche nach Aufklärung eines schweren Verbrechens durchwoben. In hoher Spannung geht die beschwerliche Reise bis in die Gebirgshöhen Boliviens, wo Alles geklärt werden soll.
661Herzzerreißend, hoffnungsvoll, romantisch - einfach wundervoll! Klappentext: England, Cotswolds, 1815: Olivia Keene läuft vor ihrem eigenen Geheimnis davon und stolpert dabei über das Geheimnis eines anderen. Obwohl sie zum Schweigen verdammt ist, nimmt sie der junge Lord Bradley mit auf sein Anwesen, denn das, was sie weiß, darf niemals bekannt werden. Sein Ruf, sein Erbe, selbst sein Zuhause stehen auf dem Spiel. Während sie sich um die Kinder auf Brightwell Court kümmert, behält er die schöne Fremde genau im Auge - mit ungeahnten Folgen... Meine Meinung: Von "Das Geheimnis der Apothekerin" von Julie Klassen, war ich schon ziemlich begeistert und dachte, dass das ganze schwer zu toppen sein könnte. Doch natürlich hat die Autorin mich eines besseren belehrt. Weiterhin mit dem Talent von Klassen, zarte Charaktere in eine ausdrucksstarke Geschichte zu packen, begeisterte mich "Das Schweigen der Miss Keene" genauso durch authentische Beschreibungen jeglicher Art und ein kleines Wechselbad der Gefühle. Zu Beginn wird man von Julie Klassen etwas in die Geschichte eingeführt, lernt Protagonisten und kennen und erhält Hintergrundinforamtionen. Bereits zu Anfang merkt man den tollen Schreibstil. Die Autorin beschreibt noch so kleine Detail, sei es ein Ort, eine Person oder Gefühlsregungen und das alles, ohne dass es zu dick aufgetragen ist oder gerade unpassend erscheint. Aprospos Gefühle: Ihr seid auf der Suche nach Romantik, Drammatik und das Ende soll nicht vorhersehbar sein? Dann habt ihr noch mehr Gründe, "Das Schweigen der Miss Keene" zu lesen. Ihr kennt das Problem bei einigen Lektüren, wenn ihr bereits nach wenigen Seiten denkt: "Ich weiß, wie die Geschichte ausgeht." und möchtet das Buch am liebsten wegwerfen oder hofft, dass eure Vorahnung widerlegt wird? Tja, das Problem habt ihr bei diesem Buch nicht. Julie Klassen füttert den Leser immer nur soweit, dass man das Buch weiterlesen möchte, verrät dabei aber nicht zu viel und zeigt auch noch keine Richtung, in welche das Buch enden könnte. Mit oder ohne Happy End. Diese Mischung fand ich besonders gelungen. Augenscheinlich sind die Geschichten von Julie Klassen etwas für "zwischendrin". Meiner Meinung nach jedoch, ist das nicht der Fall. Denn die Autorin macht dem Leser durch die Darstellung der weiblichen Charktere und dem damit verbundenen Schicksal klar, wie der gesellschaftliche Stand der Frauen im 18. Jahrhundert war. Dies macht Klassen gekonnt, indem sie das ganze mit Liebe, Hoffnung, Angst und Freude paart. Es ist also so - zumindest ging es mir so-, dass ich mir Gedanken darüber machte, wie es wohl damals für Frauen war. Verglichen mit heute, leben wir im Paradies. Auch, wenn wir uns manchmal beschweren, so kämen wir im 18. Jahrhundert gar nicht zurecht. Gleichberechtigung? Männer am Herd? Frauen haben leitende Posten? Fehlanzeige. Ihr seht also, die Geschichte bietet nicht nur Unterhalten, sondern nachhaltig auch ein bisschen "Kopfstoff", wie mein Vater zu sagen pflegt. Man macht sich also Gedanken : ) Tja, auf ein Neues das Problem: Meine Begeisterung in Kleider zu packen ist nicht einfach. Aber lasst euch eines gesagt sein: "Das Schweigen der Miss Keene" von Julie Klassen ist ein absolut tolles Buch! Fazit: Ihr sucht ein Buch für Einsteiger in das historische Genre, gepaart mit sympathischen und vorallem authentischen Charakteren? Dann ist dieses Buch ein Must have für euch!
671sehr zufrieden. Mit der Lieferung und dem Produkt bin ich sehr zufrieden, das Buch ka schnell an und ist in einem einwandfreien Zustand! Immer wieder gerne!
681gekonnte Gesellschaftskritik. Die Seele ist ein weites Land. Und dieses Buch bietet verschiedene Ansätze, sie zu ergründen. Es sucht nach den "chaotischen Triebimpulsen", die uns Menschen so handeln lassen, wie wir handeln. In dieser Zielsetzung steht das weite Land nah bei Freuds Psychoanalyse. Es soll eine Tragigkomödie sein. Ich kann mich jedoch an mehr tragische und traurige Momente erinnern als an lustige. Natürlich gibt es an manchen Stellen eine gewisse Situationskomik zum Schmunzeln, aber die Todesfälle und sonstige Zwischenfälle haben einen tieferen Eindruck hinterlassen. Anders als bei früheren Werken kritisiert Schnitzler nicht bloß den impressionistischen Lebensstil, sondern betrachtet das Zusammenleben in der Familie und übt indirekt auch soziale bzw. politische Kritik an den "oberen 10.000". Das teils oberflächliche Gplänkel der Figuren läßt nämlich tief blicken. Einige Überraschungen im Verlauf der Handlung sorgen dafür, daß das Theaterstück nicht langweilig wird und man es an einem Abend durchlesen kann - wenn man die Zeit mitbringt. Es endet - so viel kann ich getrost verraten - mit einer Entladung in Aggression, hervorgerufen durch den Lebensneid gegenüber der Jugend und der Desillusionierung des alternden Protagonisten Friedrich Hofreiter. Kurz: durchaus eins der empfehlenswerten Bücher Schnitzlers! (Dies ist eine Amazon.de an der Uni-Studentenrezension.)
691Eine geniale Komödie. Gogols Revisor, entstanden 1835, 1836 uraufgeführt und erstveröffentlicht, gehört noch immer zu den meistgespielten Stücken auf den Spielplänen auch deutscher Bühnen. Tatsächlich läßt sich mit diesem Stück auch heute "etwas anfangen". Es stammt aus einer relativ komödienarmen Zeit, in der etwa das deutsche Lustspiel von den in der Qualität eher zweifelhaften Machwerken eines August Kotzebue dominiert wurde. Dessen bekannteste Komödie, Die Deutschen Kleinstädter, stand übrigens auch für Gogols Revisor u.a. Pate. Trotz solcher deutlich erkennbarer Einflüsse ist Gogols Stück aber v.a. innovativ. Er verbindet erstmals und in dieser Form einmalig die satirische Beamtenkomödie mit einer Form der Verwechslungskomödie, die sich auf Molière zurückverfolgen läßt. Dabei verzichtet er - ein Novum - auf die Identifikationsfigur eines poisitiven Helden, die konventionelle Liebesintrige und den sich daraus ergebenden positiven Abschluß. Stattdessen wird den durch die Bank korrupten Beamten einer russischen Kleinstadt als Gegenspieler ein Luftikus und Windbeutel gegenübergestellt, ein Typ, der in den Tag hineinlebt und nichts anderes genießt als sich - in aller Unschuld - in Szene zu setzen und zu fabulieren... (Eine Gestalt, deren Analyse schon Aufsätze gefüllt hat.) Dieser Chlestakov wird von den Beamten für den angstvoll erwarteten Revisor gehalten, einen incognito reisenden Vorgesetzten, der die Stadtverwaltung überprüfen soll. Aus diesem Stoff machte gogol seine Komödie, die "lustiger" sein sollte "als der Teufel selbst", ohne es dabei an Ernst ganz vermissen zu lassen. Gleichzeitig zeigt das Stück Mißstände auf, gibt das Portrait eines unvergessenen literarischen Charakters, parodiert die klassisch gewordene Liebesintrige in einer Nebenhandlung und führt so die Gattung heraus aus der harmlosen Privatheit ohne zu reiner Satire zu werden. Ein Meilenstein. Und dabei höchst amüsante Lektüre, in dieser Ausgabe zusammengestellt mit einigen wichtigen Dokumenten und einem Nachwort des ausgewiesenen Gogol-Kenners Bodo Zelinsky.
701Ein großartiges Aufgebot an allerhand Figuren und Szenen. Dylan Thomas hat ein neues Sprachgewand um die Literatur geworfen und präsentiert nun in linguistischen Rauschzuständen den Tag und die Nacht 'unter dem Milchwald'. Dort leben eine Menge Menschen, alle so normal wie jeder von uns, und doch mit einer oder mehreren Eigenarten, die sie erst interessant machen. Jeder einzelne taucht mit seinem ganz eigenen Leben auf und stellt sich in den Mittelpunkt, um darauf wieder von einem weiteren Charakter verdrängt zu werden. Doch alle eint das Leben 'Unter dem Milchwald' Dylan Thomas zählt m.E. nach zu einem der wichtigsten englischen Dichter, die die Literatur der Insel und des Kontinents nachhaltig geprägt haben und weiter werden. Wer sich mit komischer Lieratur anfreunden kann ohne dabei jede Art von Anspruch verlieren zu müssen, dem sei Dylan Thomas wärmstens empfohlen. P.S. Allein der Titel verpflichtet.
711Die Tiefe des Basses. Das Buch handelt vor allem um die Beziehung eines Kleinstädters zur Musik. Dieser Mann ist auch gleichzeitig die einzige Person in dem Theaterstück Süskinds - ein Normalbürger der Moderne, Kontrabassist in einem städtischen Orchester, Niemand und Jemand, verliebt in die junge Sopranistin Sarah, verhasst in sich selbst. In einem Monolog erzählt er von seiner abgöttischen Liebe zu seinem Instrument, das gleichzeitig sein schlimmster Widersacher und Spiegel des Abgrunds seiner Seele ist, schürt seinen Selbsthass mit Grübeleien über seine unspektakuläre Vergangenheit und berichtet von seiner Hoffnung auf den Aufstieg zum Generalbassisten. Die Ironie der Geschichte steckt hinter jedem Wort, so wie bestürzende Einsicht sein Leben in Wirklichkeit als Beobachter zu leben, als hilfloser Zuschauer. Zur Zielgruppe dürfte sich wohl jeder dazuzählen, es ist nicht nur ein Stück für fanatische Streicher oder die Biographie eines unbekannten Bassisten. Es ist mehr als das. Eine Musikstunde der etwas anderen Art, kurzweilig, melancholisch, genial.
721Die große historische Gangsterschau. Dieses Parabelstück Brechts wurde erst drei Jahre nach dessen Tod uraufgeführt. Brecht dachte, die Menschen seien für dieses Drama noch nicht bereit und bedenkt man, dass 1958 das Ende des 2. Weltkrieges erst dreizehn Jahre zurücklag, hatte er wahrscheinlich Recht. ,,Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui'' zeigt auf beispielhafte Weise den Aufstieg Hitlers und der Nationalsozialisten bis zum Jahr 1938. Doch da es sich um ein Parabelstück handelt, wird die Handlung von Berlin ins Gangstermilieu Chicagos verlegt. Aus Hitler wird Arturo Ui, Hindenburg wird zu Dogsborough, Göring wird zu Giri und Goebbels zu Givola. Da dieses Stück ein episches Stück ist, arbeitet Brecht ganz bewusst mit Verfremdungseffekten, um dem Leser eine objektive Sicht auf das Geschehen zu ermöglichen und eine Identifikation mit den Figuren zu verhindern. So lässt er alle Figuren beispielsweise in jambischen Blankversen sprechen, wie im klassischen Theater. Zuweilen wird man einigen Eigenarten der Hauptcharaktere gewahr und so ernst das Thema auch sein mag, so konnte ich mich eines Schmunzelns nicht immer erwehren. Im Nachhinein hat mir die Lektüre geholfen, die Ursachen der Möglichkeit des Aufstiegs Hitlers besser nachzuvollziehen. Da Brechts Werke allgemein gesellschaftskritische Züge haben, bleibt dieses auch hier nicht aus. Gilt jedoch seine Hauptkritik dem Handeln oder Nichthandeln der Hauptfiguren, so uretilt er auch die damalige Gesellschaft im Epilog des Stückes ab: Ihr aber lernet, wie man sieht statt stiert/ Und handelt, statt zu reden noch und noch. Ich denke, dass jeder dieses Parabelstück Brechts gelesen haben sollte, da es zur Problematik Nationalsozialismus gehört, über die, so tragisch diese Ereignisse waren, jeder Deutsche Bescheid wissen sollte, und wunderbar zum Verständnis derselben beiträgt
731UND JETZT IN DEN KINOS UND BALD ALS DVD !!!!!!!!!!!!! "ich spiele nicht...Ich bin das.."(Zitat Kinski). So wie das Gesamtkunstwerk Kinski und Dauerfaszinosum sich (berechtigterweise)als Reinkarnation von Villon und Paganini sah, so gibt er hier den einzig authentischen Jesus Christus wieder. Das die meisten von den damaligen störenden Provokateuren und Schwachmatten ihn nicht verstanden oder verstehen wollten, gilt mit Sicherheit auch für die Jetztzeit der Glattgebügelten und Angepassten. Einziger Schwachpunkt ist die teilweise unausgewogen ausgesteuerte Klangqualität. Die erste in den Neunziger veröffentlichte Jesus Christus Erlöser Doppel-CD, die wegen einstweiliger Verfügung seiner Witwe Minhoi Kinski - Streit wegen Urheberrechte und wegen Intervention der ach so heiligen Institution Kirche - fast inquisitorisch verboten wurde, hatte in grossen Teilen einen brillianteren Klang. Klaus Kinski ist auch durch dieses Werk unsterblich. Es ist so wie er in seinem letzten Liebesbrief an seinen überalles geliebten Sohn schrieb - kurz vor seinem Ableben -...an seinen Sohn, den diese Minhoi ihn zum Schluss immer mehr entzog: "Die Leute werden behaupten, ich bin tot. Glauben ihnen nicht! Sie lügen! Ich kann nicht sterben...."
741Die Lehre muss jeder selbst ziehen. Biedermann ist geprägt von der bürgerlichen Doppelmoral, als er am Stammtisch sitzt ist er der große Mann der Tat, der die Brandstifter alle aufhängen möchte - all dies sagt er mit dem Hintergedanken ohnehin nie in die Situation zu kommen über die Brandstifter richten zu können. Doch als dennoch dazu kommt, als die Brandstifter in seiner Wohnung auftauchen, ist er zu feige etwas gegen sie zu unternehmen.Das Stück löste viele unterschiedliche Reaktionen aus. So fühlte sich das Zürcher Prämierenpublikum vor kommunistischer Infiltration gewarnt, in der Bundesrepublik Deutschland deutete man das Stück nach Hinweisen des Autors eher als Parabel auf die faschistische Machtergreifung 1933. Das Wort „Machtergreifung" birgt genau jenes Paradoxon, welches das Stück behandelt. Kann man wirklich von einer „Machtergreifung" sprechen? Sind es nicht vielmehr die Biedermanns selbst, die den Brandstiftern zur Macht verhelfen? Und die Brandstifter machten - wie die Nationalsozialisten - nie einen Hehl aus ihren Absichten. Doch da diese so abwegig und undurchführbar scheinen können oder wollen es die Biedermanns - die deutsche Bevölkerung - nicht glauben. „Es wird schon nicht so schlimm werden!" (Dies ist eine Amazon.de an der Uni-Studentenrezension.)
751Gutes Stück in sehr guter Ausgabe. Ähnlich wie z.B im Sommernachtstraum dreht sich alles um eine Art Verwechslung. Viola und Sebastian, ein Zwillingspärchen, sind Opfer eines Schiffbruchs und und halten sich gegenseitig für tot. Viola, als Frau in einer ihr fremden Umgebung, schlüpft in die Rolle eines Mannes und tritt in den Dienst des Herzogs Orino. Der heuert Viola, die sich nun Cesario nennt, direkt an, um für ihn bei seiner Herzensdame Olivia zu werben. Diese wiederrum hat vielmehr Gefallen an dem vermeintlichen Jüngling Cesario, als an dem Herzog. An dem ist allerdings Viola/Cesario sehr interessiert. Man ahnt schon was als Leser und obwohl man ja die Wahrheit kennt ist es alles andere als uninteressant weiterzulesen. Zusätzlich hat Shakespeare noch ein Nebenhandlung eingeflochten, die 1. dazu beiträgt sämtliche Fäden in dieser Komödie noch enger miteinander zu verwirren und 2. auch noch für einige Lacher zuständig ist, während die Haupthandlung eher die dramatischen Aspekte zeigt. Als Beispiel für die Komik möchte ich die 5. Szene im 2. Akt nennen, in der mit dem recht arroganten Haushofmeister Malvolio ein kleiner Streich gespielt werden soll. Er findet einen gefälschten Brief, der ihn annehmen lässt, dass sein Herrin Olivia in ihn verliebt sei. Die 3 Übeltäter Tobias von Rülp, Christiph von Bleichenwang und Fabian sitzen derweil im Gebüsch und belauschen Malvolio, um zu sehen, ob er auch tatsächlich darauf hineinfällt. Allerdings hören sie somit auch Malvolios Lästereien die drei betreffend, was sie dazu bringt vor Wut kaum noch in Ihrem Gebüsch sitzen bleiben zu können. Das ist wirklich sehr amüsant. Dramatisch wiederrum wird es, wenn zum Beispiel Violas/Cesarios Verkleidung aufzufliegen droht, weil Christoph von Bleichenwang sie/ihn zum Duell fordert. Es ist also rundherum eine tolles Drama, was alles beeinhaltet, um den Leser auch heute noch zu erfreuen. Zusätzlich möchte ich aber auch noch ein paar Worte zu dieser Ausgabe im Speziellen schreiben: Für alle Skeptiker, die den Übersetzungen nicht so recht trauen wollen, ist diese Ausgabe durch ihre Zweisprachigkeit natürlich perfekt geeignet. Ist man dem Altenglisch nicht mächtig, so findet man im Anhang noch hilfreiche Erklärungen, was denn im Original wie gemeint war oder zumindest gemeint sein könnte usw. Das Nachwort des Übersetzers weisst auch nochmal etwas ausführlicher auf diese Problematik hin und durchleuchtet "Was ihr wollt" nochmal etwas genauer, in dem er beispielsweise darauf hinweist, dass zu Shakespeares Zeiten dieses Stück noch verwirrender auf den Zuschauer wirkte, da damals alle Frauenrollen sowieso von Männern gespielt wurden. Somit hatte man einen Mann (Schauspieler), der eine Frau (Viola) spielt, die sich wiederrum als Mann (Cesario) verkleidet. Interressanter Gedanke! Abschließend folgt dann noch ein überaus interessanter Essay der auch wieder sehr ins Detail geht und erst den Titel des Stückes erklärt, dann die Bedeutung der Namen der Figuren unter die Lupe nimmt, danach dann über den Ort des Geschehens (Illyrien) referiert und dann, für mich als Theatergänger sehr interesant, Bühnebilder, Kostüme, Alter der Figuren u.ä. am Beispiel einiger Inszenierungen erklärt. Man sieht somit, inwiefern Shakespeare den Regiesseuren Freiraum lässt oder was man wie interpretieren kann. Sehr gutes Drama in gelungener Ausgabe, daher 5 Sterne!
761Wer Texet von Elfriede Jelinek kennt .... ..., wird beim Lesen der "Winterreise" nicht von etwas substanziell Neuem überrascht werden, aber vielleicht von der Intensität, mit der Jelinek bestimmte Aspekte der äußeren, aktuellen(?) und ihrer inneren (vergangenen?) Welt mit den vielgestaltigen Seziermesserchen ihrer dichterischen Assoziationskraft vor uns bloßlegt - schonungslos mutig vor allem dort, wo es um persönliche, schmerzhafte Erlebnisstränge geht, die durch die Fähigkeit des künstlerischen Ausdrucks verarbeitet und bloßgelegt werden. So wie es auch Schubert - meist ebenfalls unter Schmerzen - tat.
771Nachdiktatur. La muerte y la doncella de Ariel Dorfman es una novela muy interesante. Tiene lugar en los años depues de la dictatura y describe muy bien la situacion y los sentimientos de las personas principales. Este drama merece leerselo como la pelicula y la musica de Schubert tambien tenían un suceso mux grande. Der Tod und das Mädchen - un titulo muy famoso!
781Eins der besten Stücke Schnitzlers. Ein wirklich amüsantes Theaterstück, das tiefe Einblicke in die Zeit der Jahrhundertwende bietet. Ich war doch sehr überrascht, wie "modern" die Gedanken und Redearten zu jener Zeit schon waren. Schnitzler thematisiert zwar den Subjektivismus, der unter anderem zur Zeit des "Fin de Siècle" das Verhalten der Menschen bestimmte, kritisiert diese Strömung aber auf unterhaltsame und leicht übetriebene Weise: Anatol entfernt sich durch die Hingabe zum Subjektivismus vom praktischen Leben. Er ist der typische impressionistische Lebemann: er wechselt fließend seine Partnerinnen und will ihnen in keinster Weise verpflichtet sein. Gleichzeitig sucht er in seinen Beziehungen Selbstbestätigung. Anatol lebt einfach in den Tag hinein, der nichts als eine "Illusion" ist. Und genau diese Selbstillusion ist ihm wichtig. Vor der Realität fürchtet ersich, weil sie ja seine Vorstellung zerstören könnte. Interessant ist die Beziehung von Frauen und Männern in diesem frühen Werk von Schnitzler. Hier ist das "süße Mädl" noch tonangebend: das naive, aber natürliche Vortsadtdummchen. In späteren Werken begegnet man selbstbewußten, zielstrebigen, gebildeten Frauen, die nicht mehr viel vom süßen Mädl haben. Wer nette Unterhaltung sucht, die mit viel Intellekt und Witz angereichert ist, sollte Anatol auf alle Fälle lesen! Ist auch ganz kurz und läßt sich in ein paar Stündchen durchlesen. (Dies ist eine Amazon.de an der Uni-Studentenrezension.)
791Goodby, Arthur! Die ganze Welt ist eine Bühne. Und wer das Gegenteil behauptet, der weiß nicht, was gespielt wird. Arthur Miller hat davon gewusst. Jetzt ist er tot. Gestorben am 10. Februar 2005 in Roxbury im US-Staat Connecticut. Willy Lomann bleibt hier. Auch wenn dieser seit 1949 zigmal auf der Theaterbühne seinem Leben ein freiwilliges Ende setzen musste. Schade auch um ihn. Aber er bleibt unsterblich. Und damit Arthur Miller. Sein 1949 mit dem renommierten Pulitzer-Preis ausgezeichnetes Theaterstück „Tod eines Handlungsreisenden" habe ich am Todestag des US-Dramatikers nochmals gelesen. Erzählt wird die Geschichte von Willy Loman, der sich mit seinem fanatischen Glauben an den amerikanischen Kapitalismus letztlich selbst zerstört. Die eigene Existenzauslöschung am Ende des Stückes soll wenigstens der Familie einen naturgemäß bescheidenen Anteil am „American way of life" (freilich im besten Sinne) ermöglichen. Willy Lomann scheitere auch am amerikanischen Traum mit seinen Chancen und seinen Grausamkeiten, hat Miller gesagt. Damit bleibt dieses Stück tatsächlich bis heute und auch außerhalb der USA beunruhigend aktuell. Scheitern kann man überall. Auch davon hat Arthur Miller gewusst. Sah er doch die politische Weltbühne in seinen letzen Lebensjahren wenig euphorisch und gar die US-amerikanische Politik spätestens nach der Bestätigung von George W. Bush in seinem Amt mit großer persönlicher Verbitterung. In dem hervorragenden Nachruf „Sein Herz schlug links" (Zeit 08/2005) notierte die langjährige Bekannte des US-Dramatikers Barbara Ungeheuer die Aussage Millers „Wenn ich nicht mehr schreiben könnte, würde ich verrückt". Er ist nicht verrückt geworden. Und vielleicht spielt dort, wo er jetzt ist (und schreibt), das größte Theater überhaupt? Wünschen wir es ihm. Und begnügen wir uns (was bleibt uns auch übrig?) mit der hervorragenden Lektüre des „Tod eines Handlungsreisenden". Oder wir gehen gleich ins Theater. Dafür funkeln prahlerisch fünf Sterne am Firmament (siehe oben). Mach's gut, Arthur!
801Ein Skandalstück des 20. Jahrhunderts. In dem berühmten Stück von Frank Wedekind geht es vordergründig um die Notlage pubertierender Jugendlicher im ausgehenden 19. Jahrhundert, die sich wehrlos der Dressur der Schule ausgesetzt fühlen, während gleichzeitig ihre dringendsten Lebensfragen, ausgelöst durch ihre aufkeimende Sexualität, unbeantwortet bleiben. Da auch im Elternhaus keine Aufklärung stattfindet, weil im wilhelminischen Obrigkeitsstaat das Thema Sexualität als Tabu gilt, sehen sich die Kinder beim schwierigen Übergang zum Erwachsenenalter allein gelassen. Ihre hilflosen Versuche, sich gegenseitig bei ihren Problemen zu helfen und ihre Sexualität in vernünftige Bahnen zu lenken, führen zu tragischen Entwicklungen. Wedekinds Stück prangert die Tendenz von Gesellschaft und Elternhaus an, die Kinder, statt ihnen wirklich auf ihrem Lebensweg zu helfen, lediglich zu instrumentalisieren, sie zum "Funktionieren" zu bringen. Ihr eigenes Wohl bleibt dabei Nebensache, ihre Probleme, Wünsche und Nöte zählen nicht, und der Lernstoff der Schule bietet ihnen keine Hilfe. Natürlich hat sich die Gesellschaft seit Wedekinds Zeit stark verändert, ist aufgeklärter, liberaler und toleranter geworden. Trotzdem erfreut sich das Stück nach wie vor großer Beliebtheit, da es in vielen Aspekten immer noch erstaunlich aktuell ist.
811Thomas Mann: Joseph und seine Brüder. Eine Entdeckung. Großartige und zugleich spannend geschriebene Literatur. Unpraktisch der kleine Druck und die Zusammenfassung der 4 Bücher in einem Band.
821Shakespeare für Liebahber und Profis. Der Autor wirkte viele Jahre im Management einer großen Firma, ehe er sich ausschließlich seinen privaten Interessen widmete, was sich in bemerkenswerten Büchern äußert. Dieser Shakespeare ist im Vergleich zu Kölschs anderen Büchern auffallend locker geschrieben; fast in (ausführlichen) Stichworten. Das verführt zu der Vorstellung, es handele sich um eine Art Schauspielführer für den Schnellleser. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn man die Anregungen des Buches ausschöpfen will, dann ist es keinesfalls einfach, sondern erfordert viel eigenes Mitdenken und Weiterdenken. Der Shakespeare-Neuling wird es nicht bemerken und wird die zahlreichen Einblicke in Hintergründe der Dramen als interessanten Einstieg empfinden. Das ist sicher beabsichtigt. Aber danach muss man das Buch noch einmal lesen: zum Einstieg auf höherem Niveau. Dann erschließen sich diese vierhundert Jahre alten Höhepunkte des Welttheaters erst in ihren menschlichen Abgründen und Lebenshilfen. Allerdings hätte man dem lockeren und scheinbar leicht lesbaren Buch ein ausführlicheres Vorwort gewünscht, um auf die Vielschichtigkeit der Interpretationsansätze konkret aufmerksam zu machen. Aber ein Manager aus der Wirtschaft ist eben Herausforderungen gewohnt und bietet sie auch seinen Lesern. Dr. C. L. Mannhardt, Anglist
831die bernhardsche landschaft. ich hab bisher sehr vielvon bernhard gelesen, aber bevorzugt prosa und keine theaterstück. nun, wer die prosa gerne liest und gefallen daran finden, wird in den theaterstücken noch viel direkter mit den einstellungen des autors konfrontiert, aber auch verschleierter.viele aussagen der theaterpersonen sind amfangs nicht ganz nachzu- vollziehen, jedoch 5 sterne wert, wenn man sich damit ernsthaft auseinandersetzt.
841Himmlisch? Eher teuflisch..... Dürrenmatt, von einer guten Idee verlockt, vermochte es nicht, sie befriedigend in die Tat umzusetzen --- und verbrannte eigenhändig das begonnene und ins riesenhafte gewachsene Werk "Der Turmbau zu Babel". Später entschloß er sich, das Thema doch noch einmal aufzugreifen und rekonstruierte den Anfang des "Turmes" - seine Entstehungsgeschichte - unter dem Titel "Ein Engel kommt nach Babylon".Ein Engel kommt nach Babylon mit dem Auftrag, ein gottgeschaffenes Wesen mit Namen Kurrubi dem ärmsten Menschen der Welt, einem Bettler, auszuhändigen, damit es ihn unterstütze. Der Zufall will es, daß Nebukadnezar, König von Babylon, als Bettler verkleidet auf diesen echten Bettler trifft; da er schlechter bettelt als das "Original", entschließt sich der Engel, Kurrubi dem König und falschen Bettler zu schenken... Dieser verblüffende Akt steht am Anfang der Geschichte um den Turmbau zu Babel. Hier findet Dürrenmatt zu seiner Perfektion, das Sprachspiel wird zusehends verwirrender, täuschender, perfider. In einer Doppel-Logik führt er seine Figuren vor, und jede Sinnebene wird durch weitere ad absurdum geführt. Ein Lesespaß ohnegleichen. (Dies ist eine Amazon.de an der Uni-Studentenrezension.)
851Und die Liebe höret nimmer auf. Der bekannte österreichische-ungarische Autor Ödön von Horváth verfasst sein Drama Kasimir und Karoline während der Weltwirtschaftskrise der dreißiger Jahre. Deutschland leidet unter einer immer weiter steigenden Arbeitslosigkeit. Auch der Proletarier Kasimir verliert seinen Job und steht nun am Existenzminimum. Dennoch geht er mit seiner Freundin Karoline aufs Münchner Oktoberfest. Dort kommt es jedoch zum Streit, da die beiden das Verhalten des jeweiligen anderen nicht nachvollziehen können, und Kasimir und Karoline trennen sich. Während Karoline sich amüsiert und neue Bekanntschaften macht, versucht Kasimir seinen Schmerz im Bier zu ertrinken. Die fröhliche farbenfrohe Stimmung die auf den Festwiesen herrscht, bildet einen Starken Kontrast zur der deprimierten Stimmung der Bevölkerung. Alltägliche Probleme lassen das Stück vertraut wirken und ermöglichen das Mitfühlen der verschiedenen Charaktere. Ödön von Horváth ist es durchaus gelungen die zu seiner Zeit herrschende Stimmungslage in Deutschland zu erfassen und sie detailgetreu den Leser zu vermitteln. Außerdem macht er mit der Beziehung von Kasimir und Karoline deutlich, dass obwohl uns Sorgen plagen, die Liebe stets unser Begleiter ist, auch wenn alles anders kommt als man denkt.
861Konkret zu diesem Reclam-Band: Auch die anderen Geschichten sind lesenswert! Das Reclam-Heft umfasst etwas mehr als 80 Seiten von Rolf Hochhuth. Der 1931 geborene Eschweger wird im Nachwort vorgestellt. Das Heft enthält: Die Berliner Antigone, Anekdote, Mutterliebe sowie Zwölf Blätter aus einem Geschichtsatlas. Die Berliner Antigone steht in der Hochhuthschen Tradition politischer Texte. Wer das Original oder diverse Adaptionen kennt, wird Parallelen und Unterschiede rasch bemerken. Antigone heißt ansonsten Anne und das diktatorische Regime Kreons ist der Nationalsozialismus im Kriegs-Berlin. Der Konflikt bleibt der klassische. Die weiteren Stücke zeigen, wie Hochhuth in kurzer Form Geschichte und Geschichten aufgreift und zuspitzen kann. (Andere können dies womöglich noch prägnanter, doch das wäre dann der fünfte Stern gewesen). Zum bekannt günstigen Reclam-Preis also eine interessante Lektüre.
871Tod und Teufel im spanischen Bürgerkrieg. Obgleich gewollt karg ist Hemingway in fast all seinen späteren Werken ein epischer Erzähler (mit spät meine ich alles ab In einem andern Land. Es wird oft gesagt, seine Short-Storys seien besser als seine Romane. Ich habe in meiner Rezension zu Der alte Mann und das Meer bereits versucht das Phänomen Hemingway, wie ich es begreife und erlebt habe, zu schildern. Wem die Stunde schlägt ist ein dickes Buch, ein tiefes Buch und gleichzeitig ein schweres und unglaublich leicht, wenn man es zu Ende gelesen hat. Gut, damit kann jetzt keiner etwas anfangen - vielleicht so: Wem die Stunde schlägt ist ein Buch wie ein ganz bestimmter Sommertag in Ihrem eigenen Leben: vielleicht haben sie keine großen Erwartungen gehabt, weil er auch eher mäßig anging, auch waren sie etwas müde, die ganze Zeit und irgendwie war alles auch sehr melancholisch gefärbt an diesem Tag und besonders dann am Abend. Aber im Nachhinein können sie diesen Tag nicht vergessen; vieles steigt wieder daraus hervor, viele undefinierbare Gefühle, Ideen und Gesichter; er ist auf seine eigene Art magisch geworden. Manchmal verblasst diese Magie, wenn man genauer hinsieht und ihn in einen Kontext setzt. Aber er bleibt eine Art ideelle Freude. So ist "Wem die Stunde schlägt" - ein Epos mit Ecken und Kanten, Kargheit und tiefer Triste, großen Gesten und voller unnützem Pathos. Aber eben auch voller nachträglicher Kraft.
881Nach Moskau. Wie schön ist doch die Provinz, schwärmen die Städter. Die Sommerfrische. Und die Menschen, die dort leben dürfen? Sie träumen von Moskau, den großen Bällen, dem wirklichen Leben. Olga, Mascha, Irina so unterschiedlich Chechov sie auch zeichnet, so tragen sie alle jene Melancholie in sich, die seine Bühnenfiguren prägen. Wegen des Vaters in die Provinz verschlagen, an der Seite eines Bruders, der sich in dieser Umgebung einzurichten versteht, indem er sich neben einer Heirat dem Glücksspiel verschreibt und das Erbe verspielt, bietet die Stationierung eines Regiments in dieser Abgeschiedenheit, die einzige Abwechslung. Doch so trügerisch stabil Chechovs Welten daherkommen, desto schneller stürzen sie ein. Die große Liebe zieht entweder mit dem Regiment ab, oder wird beim Duell erschossen oder immer nur herbeigesehnt. Die Drei Schwestern von Anton Chechov spiegeln eine Welt, bevor die großen Umwälzungen einsetzen. Fast spürt man einen Hauch von Revolution, die nicht sichtbar ist, doch kommen muß, damit sich etwas ändert. Nur bleiben die Menschen hier so wie sie sind. Olga, Irina, Mascha sind nicht darauf geeicht, ihr Leben zum Einsturz zu bringen. Sie nehmen sich überallhin mit, selbst wenn sie an Ort und Stelle bleiben. Als Drama bezeichnet ist das Stück doch eher eine Tragikkomödie. Mit ihm betritt die Provinz die Weltbühne.
891Unterhaltsame Kritik am Establisment. Dieses Buch ist Lesegenuß pur. Mit unglaublicher Leichtigkeit nimmt Wilde englische Eigenheiten, small talk, und Konservatismus auf den Arm. Er bedient sich dabei einer Ironie, die nur manchmal bitter ist und einem die meiste Zeit des Lesens ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert. Dabei bleibt diese Geschichte nicht oberflächlich, sondern liefert eine inhaltsreiche, gut strukturierte Handlung, in deren Irrungen und Verstrickungen man den Figuren gerne zuschaut. Bleibt herauszufinden, wer der ideale Gatte ist. Das Nachwort bietet dem Leser wertvolle Hintergrundinformationen zur Entstehungsgeschichte und Wildes Biographie.
901Super - kann ich nur empfehlen. Dieses Buch hat mir sehr geholfen. Es enthält sämtliche Informationen, die man benötigt. Der historische Hintergrund, die Handlung (in Kürze und ausführlich), die Biographie des Autors, die Aussageabsicht und die Interpretation sind im Buch enthalten. Es ist sehr gut durchgegliedert und übersichtlich. Diese Buch ist eine super Vorbereitung für den Unterricht und Reverate. Alles im allem kann ich dieses Buch nur empfehlen!
911Super Buch. ganz toll geschieben wie alle Bücher von Lynne Wilding. Man kann sich einfach hineinversetzen und man liest solange bis man an der letzten Seite angekommen ist. Sehr empfehlenswert.
921Die feine Englische Art? Das Drama Ein Blick von der Brücke von Arthur Miller ist die Orginalübersetzung aus dem Englischen ( A view from the Bridge). Im Buch geht es um italienische Einwanderer, die versuchen sich in Amerika zurecht zu finden, jedoch mit einigen Problemen konfrontiert werden. Das Rollenspiel lässt sich sehr gut und vorallem flüssig lesen, und da es nicht gerade lang ist, hat man es schnell verschlungen. Das herrausragende beim Buch ist die Spannung, durch Regieangaben wird alles dramatisiert und man wagt es kaum das Buch aus den Händen zu legen, da es vom Anfang bis zum Ende spannend geschrieben ist. Ich könnte mir auch gut vorstellen sowas mal aufzuführen. Man kann sich wunderbar in die Lage der Personen versetzten. Alles in allem war es sehr interessant und spannend.
931Sartres Philosophie auf der Buehne. "Die Hoelle - das sind die anderen." - so sagt es Sartre. Damit aber moechte er zwischenmenschliche Beziehungen nicht a priori verdammen, es geht ihm hierbei vielmehr um etwas anderes: Fuer Sartre ist der Mensch sowohl Transzendenz (also die Summe all seiner Wuensche und Traeume, seiner Meinungen, des guten Willens) als auch Faktizitaet (das, was der Mensch nach aussen darstellt, die Taten, die er vollbringt). So lange niemand den Menschen beobachtet, kann dieser sich etwas vormachen: Ich moechte ja gerne mutig sein, ich moechte mich gerne fuer andere engagieren, ich bin ja eigentlich ein mutiger Freiheitsheld.... Sobald aber der Betrachter, der andere, dazukommt, erstarrt der Mensch in des andern Augen zur Faktizitaet, zu dem puren Aussenbild, der Mensch WIRD zu seinen Taten. Der Blick des anderen reduziert den Menschen auf dessen Taten und nimmt ihm seine Transzendenz.Und den Konflikt zwischen dem, was wir gerne sein moechten, und dem, was wir nach Sartre aber schliesslich SIND, naemlich unsere pure Faktizitaet ("Der Mensch ist nichts als seine Taten", so Sartre), diesen Konflikt stellt er in der "Geschlossenen Gesellschaft" dar. Dort naemlich treffen drei Menschen in einem Zimmer aufeinander. Langsam stellt sich heraus, dass sie alle drei bereits gestorben sind, wobei sie die Umstaende und Gruende dafuer einander zunaechst nicht erzaehlen wollen, ebensowenig wie sie aus ihrem Leben erzaehlen. Jeder gibt vor, das gewesen zu sein, was er hat sein wollen; die muehsam auferhaltenen Fassaden beginnen jedoch bald zu broeckeln. Unter dem Blick, den die andern schliesslich auf die entbloessten Leben werfen koennen, wird jeder von ihnen auf unterschiedliche Weise leiden. Dies, so Sartre, ist die einzig existente Hoelle: dass wir eine Kluft entstehen lassen zwischen unserer Transzendenz und unseren Taten. Wer tut, was er vorhat, der - nach Sartre - hat keine Hoelle zu fuerchten. Die auftretenden Personen sprechen Sartres Philosophie sehr direkt aus. Ich finde dennoch, dass man das Stueck sowohl als gelungenes Drama, als Theaterstueck, lesen kann, wie aber auch als sehr direkte Einfuehrung in Sartres Gedankenwelt. In jedem Fall ist dieses Stueck sehr lesenswert.
941Schwer zu lesen! Das Buch Urfaust von Johann Wolfgang von Goethe spiegelt sehr gut die Verzweiflung mancher Menschen und stellt diese an einem extremen Beispiel dar. Es zeigt welche Opfer jemand aufbringen würde um aus der Verzweiflung zu entfliehen und zum ewigen Glück zu gelangen.Auch wenn man sich nicht komplett mit der Figur des Faust identifizieren kann, so kann man sich in ihn hineinversetzen und man macht sich über sein eigenes Leben gedanken und fragt sich, ob die radikale Lösung des Seelenverkaufs sinvoll sei. Denn da gibt es wohl bessere Möglichkeiten zum Ziel zu kommen, ohne sein Leben aufs Spiel zu setzen. Somit sollte man das Buch lesen um sich seine eigene Meinung zu bilden. Das Buch ist zudem noch ein Stück wertvolle Literatur,welche nicht zu unterschätzen ist. Wer meint dieses sei langweilig oder von jemanden geschrieben der zu viel Zeit hatte, der sollte das Buch lesen und sich evtl. vom Gegenteil überzeugen lassen. Der Text ist durch seine Originalfassung schwerer zu verstehen, doch mit etwas Mühe und Geduld oder evtl. Zusammenarbeit mit einem weiteren Leser gelingt es einem. Ein vereinfachter Text würde nie die wahren Gefühle und Aussagen wiedergeben. Denn so wie Goethe den Text geschrieben hat, so sollte man ihn auch lesen und mitfühlen. Nur so kann man Goethes Talent erkennen.
951Der etwas andere Lesestoff.... Ich kenne den Autor von Kindesbeinen an. Nach dem Ende der Schulzeit trennten sich die Wege. Eine neutrale Bewertung, die das Buch betrifft ist für mich daher nicht ganz einfach, da ich es schon aus diesem Grund kaufen mußte. Im Buch geht es um das Leben eines Geschäftsmannes, der mit allen Mitteln seine Macht als Firmenchef auspielt. Er versucht Mitarbeiter zu manipulieren, spielt mit Ihren Ängsten des Arbeitsplatzverlustes und versucht sie gegeneinander auszuspielen. Aber auch seine Psyche ist vollgestopft mit Problemen, sexuellen Phantasien und Exzessen. Ein Chef, wie er durchaus im wahren Leben existieren könnte... N.S.
961Ein Buch, das man wirklich gelesen haben muss. Es gibt zahllose Bücher, die ganz gut sind, und ständig werden es mehr. Es gibt aber auch Bücher, die ich als Weltliteratur bezeichnen würde, und das ist so eines. Nicht umsonst hat Pearl S. Buck den Literaturnobelpreis bekommen! Das Buch beschreibt das Schicksal von Menschen im alten China so berührend, dass mir manchmal beim Lesen die Augen feucht wurden, man sieht fast bildlich vor sich, wie der bettelarme Bauer in die Halle der reichen Familie tritt, um eine "wertlose Sklavin" zur Arbeit und Produktion von Nachkommen zu kaufen, und noch geringschätziger als er dort behandelt wird behandelt er dann seine Frau. Das Buch handelt aber auch von menschlicher Güte, von Mutterliebe, von Gier nach Land und Reichtum und davon, wie der Zufall die Menschen dieser Zeit in Extremsituationen wirft und wie unterschiedlich sie sich verhalten, bis sie letzten Endes nebeneinander in der Erde liegen und ihr Leben nur mehr verblassende Geschichten sind.
971Die Geschichte meiner Heimat. "Koennte mir ein von einem Auslander geschriebenes Buch ueber die Geschichte meiner heimat gefallen?" fragte ich mich, als ich "Maria Stuart" von Stefan Zweig zu lesen begann. Dann fand ich heraus, dass ich das Buch schnell zu Ende lesen musste. Es gibt in der englischen Sprache viele Buecher ueber die unglueckliche Koeningin von Schottland und waehrend meiner Schulzeit wie Andere fand ich ihr Leben besonders interessant. Aber tatsaechlich konzentrieren sich viele Schriftsteller auf Maria Stuart als eine romantische Figur und vergessen die Wirklichkeit. Deshalb beindruckt mich das Buch von Stefan Zweig sehr. Nachdem er Dokumnete ueber Maria Stuart in London recherchierte, stellte er in seinem Buch den wahren Charakter Marias mit ihren Vorteilen und Nachteilen dar. Darueber hinaus inzensierte die anderen wichtigen Charaktere wie zum Beispiel ihre Gegnerin, Koeningin Elizabeth die Erste; und John Knox, den calvinistischen schottischen Prediger. Der Schriftsteller macht die Zeit lebendig; die Gegenreformation nach dem ersten Erfolg Martin Luthers; das Wachstum Englands unter der Regierung von Elizabeth; die Armut Schottlands und die macht der Lords; und schliesslich die Frage des Erbfolgers von Elizabeth als Koenig Englands. Das Leben Maria Stuarts besteht aus vier Teilen. Als Kind wohnte sie in Schottland vonm 1542 bis 1548. Danach war Frankreich ihre heimat und wahrscheinlich fand sie diese Jahre bei dem franzoesischen Hof der troubadore die gluecklichsten ihres Lebens. Die Zeit als Koeningin Schottlands von 1561 bis 1568 war sehr spannend und waehrend diese Jahre aenderte sich ihr Charakter stark. 1568 floh sie nach England und bis zu ihrer Hinrichtung im Jahr 1587 blieb sie in Gefaengnis. Der Erzaehler zeigt den Lesern den vielfaeltigen Charakter Marias. Sie liebte zu tanzen, Gedichten zu lesen und war ehrlich und tapfer. Sie hatte immer freundlichschaften Beziehungen zu ihren Dienern und Dienerinnen. Maria blieb der katholischen Kirche teu, obwohl sie als junge Frau nicht so religioes war. Auf der anderen Seite konnte sie hartnaeckig sein, verstand nie die politische Situation in Shottland und glaubte an das Gott gegebene Recht einer Koenigin zu regieren. Der Unterschied zwischen den Charakteren Marias und Elizabeths bringt Stefan Zweig zum Ausdruck. Die meisten Menschen wissen ueber Maria Stuarts Beziehungen zu Maennern. Zuerst kam die heirat mit Franz von Frankreich, der fruehzeitig starb. In Schottland sind die Beziehungen zu dem franzoesischen Dichter Pierre de Chastelard und zu dem Musiker und Sekretaer David Rizzio besonders schwer zu erklaeren. Ihre zweite Heirat zu Henry Darnley scheiterte, als si vermutlich zum ersten Mal in Bothwell verliebte. Zum Schluss hat Stefan Zweig die Geschichte meiner Heimat klar darstellt.
981Eindrucksvoll! Im krassen Gegensatz zu seinem Hauptwerk "Schlafes Bruder" schreibt Robert Schneider am Anfang seiner Karriere dieses kurze Theaterstück. Es regt sehr zum Nachdenekn an und ist ein vollkommen unüblicher Blick auf die Themaitk der Ausländerfeindlichkeit.Ich stelle mir dieses Ein-Mann-Stück wie folgt vor: Eine fast leere Bühne. Schwaches Licht. Ein Unrasierter, südländisch aussehender Mann. Ein Bund Rosen in einem Eimer. Der Protagonist ruft verzweifelt dazu auf ihn zu diskriminieren und ihn fühlen zu lassen, dass er ein Mensch dritter Klasse ist. Die Entwicklung, die ein Einwanderer durchlaufen muss um solche Äußerungen zu tätigen ist der Spiegel der Unfähigkeit unserer Gesellschaft die Ausländerfeindlichkeit vollkommen aus der Welt zu schaffen. Die Menschen breiten sich in ihrem wohlhabenden Leben aus, brüsten sich damit, wie tolerant sie sind und duzen im gleichen Augenblick den bemitleidenswerten Rosenverkäufer, der nichts anderes macht, als um seine Existenz zu kämpfen. Eine schwierige Thematik- eindrucksvoll aufgearbeitet von einem der gesellschaftskritischsten Autoren unserer Zeit.
991Großartiges Hörspiel. Endlich kommen die Schätze vom WDR wieder auf den Markt! Auf diesen sieben CD's wird der Hörer in die phantastische und spannende Welt des Wilden Westens entführt. Die Atmosphäre, die ich von dort erwarte, wird in dem Hörspiel großartig rüber gebracht, und selbst das Papp-Katon-Geklopfte zuschlagen, Old-Shatterhands Faust, passt großartig dazu. Auch die Sprecher, besonders HansJörg Felmy (als Winnetou) und Kurt Lieck als Old-Shatterhand, verwirklichen den Traum eines jeden Western-Fans. Auch die Nebenfiguren sind Klasse, und auch die Musik, besonders die, die den Anfang und das Ende einer jeden CD schmückt, ist wunderschön und bereitete mir eine Gänsehaut. Außerdem wurde diese Hörspielfassung zwar schon gekürzt, aber so, dass es eine geradlinige Story bildet. Also nicht so, dass jeder Roman auf eine CD zusammengedrückt wurde, und er auch noch anständig "verstümmelt" wurde, wie es bei "Der Schatz im Silbersee" von Karussell der Fall ist. Fazit: Großartiges Karl May-Hörspiel, dass in keiner Komode eines Western-Hörspielliebhabers fehlen darf! Kauft Leute, kauft!
1001Ein Lexikon zum Lesen. Ein Buch, das für viele Leser geeignet ist:- der neugierige Zuschauer kann fast alle Begriffe nachschlagen und auch noch dem ein oder anderen Verweis folgen. Und das kann er ohne auf missionarischen Eifer des Autors zu stoßen. - der Anfänger oder aktiv Neugierige wird sicherlich bei seinem speziellen Lieblingthema anfangen und dort auch den ein oder anderen Tip zur Verwirklichung seiner Phantasien finden - oder vielleicht auch nur eine Anregung für ein Folgebuch. - der Leser mit eigener Erfahrung hat eine Menge zum Schmunzeln und findet trotz der objektiven Schilderungen noch jede Menge an Persönlichkeit des Autors. Ich habe mich sehr darüber erfreut, daß das Versprechen über Literatur und Film, Politik und Philosophie zu berichten, gehalten wurde. Für mich ein Lexikon zum Lesen und nicht nur zum Nachschlagen!
101-1schullektüre. Mit Dürrenmatt geht es mir wie mit vielen anderen deutschsprachigen Gegenwartsautoren, die Gegenstand einer literarischen Auseinandersetzung in der Schule sind: ich kann ihnen heute, 17 Jahre nach dem Ende meiner Schullaufbahn, nicht mehr viel abgewinnen. Die stilistischen Verfahren der Verfremdung und Übertreibung, die Dürrenmatt anwendet, um die Schwächen der Menschen offen zu legen, haben heute nicht mehr die Wirkung wie zu Schulzeiten. War man damals noch begeistert von den komischen Momenten, so wirken diese heute ziemlich lächerlich auf mich. Man erwartet beim Lesen gradezu Übertreibungen und Zurschaustellungen und wird i.d.R. auch nicht enttäuscht. Dadurch, dass man die Stilmittel Dürrenmatts recht gut kennt, kommt mit der Zeit auch etwas Langeweile auf, die die Lust am Lesen deutlich mindert. Es bleibt zu hoffen, dass die Wirkung im Theater eine andere ist und die Komödie in der aufgeführten Weise gewinnt.
102-1Kein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Diese Lektürehilfe hat mir überhaupt nicht geholfen. Ich habe sie mir gekauft, weil ich Probleme hatte Dantons Tod zu verstehen und auf eine verständliche Erläuterung des Inhalts gehofft. Leider wurde ich enttäuscht. Szenen über mehrere Seiten werden in 3 Sätzen zusammengefasst, das hätte man auch ohne Hilfe herausfinden können. Ich kann den Klett Lektüreschlüssel dagegen sehr empfehlen. Nicht viel teurer aber hundertmal besser!!!!!
103-1Schmalspur-Shakespeare für Anspruchslose. In seinem hymnischen Nachwort schreibt Claus Peymann, der Thomas Brasch gleich neben Goethe, Lenz, Schiller und Kleist stellt, Brasch habe Shakespeare „wie im Rausch" übersetzt. Es wäre der Übersetzung zuträglicher gewesen, wenn Brasch in nüchternem Zustand ans Werk gegangen wäre. Es ist etwas dreist, diese Texte als „Übersetzungen" vorzulegen - eine Art Etikettenschwindel: Übersetzungen sollen doch einem Originaltext nach Form und Inhalt nachstreben. Hier handelt es sich aber um frei assoziierende Bearbeitungen, also willkürliche Brasch-Texte frei nach Shakespeare, die damit sogar eine gewisse Narrenfreiheit haben; denn wollte man sie als Übersetzungen ernst nehmen, müßte man den alten Schmäh herauskramen: „Er hat aus dem Englischen in eine andere Fremdsprache übersetzt, die er auch nicht beherrscht". Man müßte dann erhebliche Zweifel an Braschs englischer Sprachkompetenz anmelden - und leider auch an seiner deutschen, angesichts grotesker Sinnverständnisfehler, erheiternder Stilblüten und seiner generellen Trivialisierung von Shakespeares Sprache.Schlampiges Deutsch: (R&J;, 1,1, 117) „Madam, nur eine Stunde vor das Licht/der Sonne aus dem goldnen Fenster bricht" Auf deutsch heißt es ja wohl: „bevor das Licht"; aber dann hätte es nicht mehr ins Versmaß gepaßt. Solche Stummeldeutsch-Formen kommen laufend vor. Und was soll man sich konkret darunter vorstellen, daß das Sonnenlicht aus dem Fenster bricht? Unangenehm Braschs Vorliebe, Obszönitäten hinzuzuerfinden, wo im Original keine stehen: (R&J;, 1,1,167) Aus dem wortspielerischen „[I am] Out of her favour where I am in love". (Ich bin dort nicht in Gunst, wo ich liebe) wird bei Brasch: „Aus einer Frau versperrt, in die ich will". Oder R&J;, 2,4,112ff: „Amme: Schämt ihr euch denn nicht. Mercution: Ja, Scham. Nichts lieb ich mehr als eine Scham schön feucht. Die Scham ist, woran ich verkomm, wenn ich mal komm." Nichts davon steht bei Shakespeare, auch nicht als fernster Anklang; und nicht einmal der Sprecher stimmt: im Original antwortet Romeo der Amme. Abgesehen davon ist der Text in sich ziemlich unsinnig. Dafür aber bemerkt Brasch es nur allzu oft überhaupt nicht, wenn das Original tatsächlich sprachlich raffiniert witzig-obszön ist - z.B. Wie es euch gefällt, 2,7, die ganzen Obszönitäten des Narren sind nicht erkannt, nicht begriffen und somit wurde das Thema der Szene nicht übersetzt. Sinnverständnisfehler: (R&J;, 1,1,229) „These happy masks that kiss fair ladies' brows,/ Being black, puts us in mind they hide the fair". Dies meint im Sinne des elis. „black/fair"-Topos: „Diese Gesichtsmasken - glücksgesegnet, weil sie die Gesichter schöner Frauen küssen - machen uns gerade weil sie so häßlich schwarz sind, darauf aufmerksam, daß sie weiße Schönheit verhüllen". Brasch freihändig unsinnig: „Schwarz ist die Maskenfarbe für das Glück: /So hält die Frau ihr Schönstes stets zurück,/ man küßt sie hinter ihrem Todgesicht" - was immer das heißen soll. Stilblüten: (R&J;, 1,181ff) „Wollt ihr nicht hören, Abschaum der Natur, /daß ihr das Feuer eurer Wut mit Öl/ noch tränkt aus eurem aufgehitzten Blut". Kann man Feuer tränken wie ein Pferd oder einen Lappen? Inwiefern enthält Blut Öl? Kann man etwas „aufhitzen"? Ein grotesker Sprachverhau aus verunglückten Metaphern. Abgesehen davon steht bei Shakespeare an dieser Stelle inhaltlich ziemlich genau (und komplexer) das Gegenteil: „Ihr Männer, ihr Bestien, die ihr das Feuer eurer bösartigen Wut mit purpurnen Fontänen LÖSCHT, die aus euren Adern hervorquellen". Stelz-Deutsch (Richard III): „Richard: Macht deine Nachricht glücklich mich? Tyrell: Wenn Euer Gnaden glücklich ist zu sehn, /Vollzug des Auftrags, dann seid glücklich nun." Gegen solche verquaste Syntax sind die manchmal verschroben wirkenden Satzkonstruktionen des alten Schlegel glasklares Normaldeutsch. Unverständliches Deutsch: (R&J;, 1,2,29): „Ja, die Knospe springt/der Frauen." - was darf man sich darunter vorstellen? Es heißt eigentlich: „...even such delight/Among fresh female buds shall you this night..." = „gerade solche Freude im Kreis frischer Mädchenknospen sollt Ihr heute Nacht..." Simplifizierungen, die zu Platitüden werden: (R&J;, 1,1,213f) „An größter Schönheit leidet sie nicht Not/doch wenn sie stirbt, ist auch die Schönheit tot". Anzunehmenderweise. Bei Shakespeare steht ganz was anderes, raffiniert zynisch: „O she is rich in beauty, only poor/That when she dies, with beauty dies her store." = „Oh sie ist reich an Schönheit; arm nur, weil, wenn sie stirbt, mit ihrer Schönheit auch ihr Reichtum stirbt". Unfreiwillig komisch oftmals die Satzverrenkungen, wenn gereimt werden muß: (R&J;, 2,3,3f) „I must upfill this osier cage of ours/With baleful weeds and precious-juiced flowers" (etwa: Ich muß diesen unsern Weidenkorb mit giftigen Kräutern und heilkräftigen Blumen füllen). Daraus wird: „füll unsern Weidenkorb ich übervoll/mit Unkraut und mit Blumen, stark und toll". Ganz schrecklich eine Art Stefan-Raab-Maschendrahtzaun-Humor - wenn z.B. eine Figur „im Wald die Freßbar sucht" (Wie es euch gefällt, 2,5), oder ähnlich anachronistische Scherze treibt, die wohl zum Ablachen komisch sein sollen; quälend die vielen „coolen" Modernismen: „Idiotenversammlung"; „Grüß dich, buntscheckiger Blödel"; „Ich bin so scharf auf buntgescheckte Jacken", etc. etc. Fürchterlich unrhythmisch die Behandlung der Verspassagen (insbesondere in Was ihr wollt), die oft mit Blankversen kaum mehr etwas zu tun haben - wenn Brasch nicht gleich aus Shakespeares Versen Prosa macht wie in Maß für Maß, was dann sogar angenehmer klingt. Diese absurden Beispiele wären beliebig, fast Satz für Satz, zu vermehren. Brasch assoziiert frei zum Originaltext (ohne diesen sprachlich sonderlich gut zu verstehen). Man könnte seine Texte also euphemistisch zur „Nachdichtung" hochjazzen - aber warum muß eine solche so fürchterlich platt, plump und arm sein? Brasch hantiert sprachlich immer auf dem kleinsten gemeinsamen Trivialitäts-Nenner; man kann darauf wetten, daß jedes etwas komplexere Sprachbild, jeder etwas kompliziertere Gedanken auf die flachste easy-speak-Variante heruntergetrimmt wird. So wird aus dem komplexen „Earth hath swallow'd all my hopes but she;/She is the hopeful lady of my earth" ein schlichtes "Nichts hab ich auf der Welt als Julia/ all mein Besitz wird einmal ihr gehörn" (R&J;, 1,1,12). Wer von Shakespeare Sprache nichts weiß, hält das wahrscheinlich für genial, weil so schön total normal. Ist aber leider nur trivial. Es handelt sich um ähnlich reduktionistische Bearbeitungen wie seinerzeit die freien Shakespeare-Fassungen von Hans Rothe. Angeblich so wahnsinnig bühnenwirksam, als schlagendes Kriterium. Bühnenwirksam ist Stefan Raab auch. Möchte man wissen, warum Shakespeare für seine Sprachkunst so gerühmt wird, ist selbst der antiquierte alte Schlegel diesen Texten vorzuziehen. Schmalspur-Shakespeare für ganz ganz Anspruchslose. B.R.
104-1ACHTUNG: Nur eine Nacherzählung!!! Auch wenn auf dem Einband dick "20000 Meilen unter dem Meer" steht, handelt es sich hier NICHT um das legendäre Buch von Jules Verne, sondern um eine "kindgerecht aufbereitete Nacherzählung" der Geschichte. Diese Tatsache ist bei Amazon - wie ich finde - nicht deutlich genug gekennzeichnet. Ich war jedenfalls sehr enttäuscht von der platten und sehr stark gekürzten Ausgabe. Auch "als Kind" hätte ich sicherlich lieber das Original gelesen, als so eine entstellende Neufassung, die mit dem eigentlichen Buch lediglich den Titel und den groben Handlungsablauf gemein hat. Den einen Stern gibt es für die - zugegebenermaßen recht hübschen - Illustrationen.
105-1Naja. Für ein Buch im Französisch LK ganz nett. Manchmal sogar lustig. Aber gut ist etwas anderes.
106-1Oh, schon zu Ende. Man fängt an zu lesen und kaum hat man sich gemütlich zurück gelehnt, ist man schon wieder fertig. Das wars ja schon. Man ist genausoschlau wie zuvor. Kommen Felix und Emilia wieder zusammen? Und was ist mit Dylan und Charlotte? Und Boris und Anette? Es ist einfach das, zu was es auch wurde: ein Drehbuch, denn im Theater ist ein Zoom auf eine dunkel-erleuchtet Stadt kaum möglich. Der Film hat alles aus diesem Buch herausgeholt, aber ein Drama, nein, da ist wirklich nichts dramatisches, oder ist unser Leben wirklich schon so langweilig geworden? Die Wortgefechte zwischen Boris und Anette, dem Paar, mit dem man sich am ehesten identifizieren kann, machen das ansonsten schwache Lesewerk aber wieder wett, die sind nämlich klasse.
107-1Flach und einfach.... Meiner Meinung nach der bisher schwächste und flachste Roman von Hauptmann. Sie schreibt dieses Buch in der Gegenwart und in einem Schreibstil den Viertklässer lernen. So einfach, so flach. Ich hatte Mühe mich durch das Buch zu quälen. Der offene Schluss lässt 1.000 Fragen offen. Ich würde das Buch auf jeden Fall nicht empfehlen. War ein Fehlkauf und für 5 EURO noch zu teuer. Weder Spannung noch Wortwitz noch Gefühle. Schade...
108-1Fisch, Fisch, Fisch! 2D:Sandra 30, Monika 23; 2H:Michael 45, Günter 3020 Szenen Ein Fisch und zwei Pärchen: Monika-Günter und Sandra-Michael, in einem Haus auf dem Lande. Der Fisch redet nicht, die Menschen umso mehr. Es gibt sehr wenig Handlung. Die Personen treten ohne ersichtlichen Grund Auf und Ab. Die ersten Szene macht Lust auf mehr. Doch bereits in der zweiten Szene ist mir die Lust vergangen. Themen wie Beziehungen, im Speziellen die Beziehungen der Personen, Liebe, Erinnerung, Alter, Kinder, Stadt-Land, Garten usw. werden abgehakt. Zu allem Überfluss werden diese Themen auch noch wiederholt. Im Mittelpunkt steht der Fisch, der in einer Plastiktüte aufbewahrt wird. Er ist allgegenwärtig und Anlass für viele müßige Diskussionen. Der Text ist sehr dialogisch aufgebaut. Viele Repliken enthalten nur zwei bis drei Sätze. Leider ist der Inhalt jedoch so schwach, dass die interessante äußere Form den Inhalt nicht trägt. Nach den ersten vier Szenen habe ich den Text nur noch überflogen.
109-1Fürwahr ein Trauerspiel. Johann Christoph Gottsched: Sterbender Cato (1731)Im Zentrum des „Sterbenden Cato" steht die Machtprobe zwischen dem republikanischen Stadtkommandanten im nordafrikanischen Utica, Marcus Porcius Cato, und Caesar zur Zeit der römischen Bürgerkriege. Arsene ist die vermeintliche Tochter des verstorbenen Partherkönigs Arsaces und Königin des Partherreiches. Sie weigert sich strikt Pharnaces, König von Pontus und Mörder ihres Bruders, zu heiraten. Deshalb bittet sie Cato um Rat und Hilfe vor dem zudringlichen Freier. Dieser will ihr Schutz bieten, auch weil er in ihr eine Ähnlichkeit mit seiner verstorbenen Tochter Portia zu erkennen glaubt. Währenddessen kommt Cäsar nach Utica, um Cato, sein letztes Hindernis vor der Alleinherrschaft, zu besiegen. Ausserdem will er Arsene, die seine Liebe erwidert, für sich gewinnen, um dadurch kampflos die Herrschaft über die Parther zu erlangen. Als sich jedoch herausstellt, dass Arsene in Wirklichkeit Catos totgeglaubte Tochter Portia ist, wird ihre Liebe zum Konflikt. Da sie Tochter eines Republikaners ist und Cato ihre Liebe zu einem Mann, der die Alleinherrschaft anstrebt, nicht zulässt, muss sie dem geliebten Cäsar entsagen. Als Cäsar schliesslich Utica angreift, verweigert sich Cato jeglichem politischen Kompromiss und begeht Selbstmord, als seine Niederlage unabwendbar wird. Gottscheds „Sterbender Cato" entstand in der Zeit der frühen deutschen Aufklärung. Er errang damit einen populären Erfolg und brachte das deutsche Drama auf eine neue Bahn, die später im 18. Jahrhundert zu Werken von dauerndem Wert führte. Gottsched war in erster Linie Gelehrter und Kritiker und nicht Poet. Auch wenn er sein Leben hindurch dichtete, schuf er hauptsächlich Gelegenheitsgedichte im Stile und Sinne des frühen 18. Jahrhunderts. Dies war eine Art Poesie, für die das 21. Jahrhundert wenig Verständnis hat. Damals galt Gottsched jedoch als Meister der Gelegenheitspoesie, denn die Qualität seiner Poesie wurde nicht kritisiert. Gottsched war an der Umgestaltung der deutschen Literatur dieser Epoche interessiert; er wollte das Theater auf eine höhere Stufe bringen und das Drama zu einem ernsten Erziehungsmittel machen. Der „Sterbende Cato" ist ein beispielhaftes Stück für seine Reformversuche. Zur Schaffung dieses Werkes bediente er sich zweier Cato-Dramen, geschrieben von Deschamps in Frankreich und Addison in England, übersetzte sie und weitete sie durch Nebenhandlungen zum fünfaktigen Drama aus. Mit „Kleister und Schere", wie sein späterer Erzfeind Johann Jakob Bodmer spöttisch bemerkte, entstand so eine „zusammengebastelte Übersetzungscollage". Es ist unübersehbar, dass Gottsched sich an seine eigenen Vorgaben hinsichtlich der Dramentheorie hält. So werden die drei aristotelischen Einheiten von Zeit, Ort und Handlung strengstens eingehalten. Auch sein Rezept für ein Trauerspiel, nämlich mit einer Fabel und historischen Personen zu arbeiten, befolgt er. Eher sekundär ist für Gottsched das Sprach- und Redekriterium. Obwohl er an der Notwendigkeit des Reimes zweifelte, konnte er sich davon trotzdem nicht lösen. Er benutzt den Alexandriner mit dem Hinweis, dass er der deutschen Umgangssprache nahe komme. Der Text wirkt für den heutigen Leser jedoch dürr, unzugänglich und leblos. Gottsched versuchte, die weiter fortgeschrittene französische Dichtung nach Deutschland zu bringen und dadurch das Niveau der deutschen Literatur zu heben. Die für den französischen Klassizismus typische Naturnachahmung und die Forderung nach Wahrscheinlichkeit konnten wir jedoch nirgends feststellen. Beispielsweise ist die „Todesrede" Catos am Schluss sehr unrealistisch. Er findet, bereits verblutend, noch die Zeit, seiner Tochter Heiratsanweisungen zu erteilen, seinen Sohn Portius anzuhalten, so zu werden wie er selbst, und um Rom zu trauern. Weitere Prinzipien Gottscheds, die uns aufgefallen sind, sind die Anweisungen betreffend Szenenverknüpfung und Aktschlüsse. Um eine leere Szene zu vermeiden lässt Gottsched immer am Ende eines Auftrittes eine andere Person erscheinen. Das Drama ist als eine Darstellung des Tugend-Laster-Gegensatzes zu interpretieren. Aber in Cato und Cäsar ist nicht nur der Gegensatz von Tugend und Laster, sondern auch der Gegensatz zweier Regierungsformen dargestellt. Ihre Begegnung bedeutet den Zusammenstoss zweier geschichtlicher Zeitalter, des republikanischen und des absolutistischen, der zum Untergang des ersten führt. Cato selbst weiss, dass er verlieren wird, denn Cäsar ist unbesiegbar. In der Aufklärung nehmen die Tugendhaftigkeit und die Hinwendung zur Demokratie eine wichtige Stellung ein. Unserer Meinung nach sind Catos Freiheitsgedanke (und damit die Demokratie) und seine Tugend übertrieben und führen zum Fanatismus. Seine zwischenmenschliche Härte und Starrsinnigkeit zieht sich durch den ganzen Text. Dieser Charakterzug zeigt sich in dem Moment, als Cato mit der Leiche seines Sohnes Marcus konfrontiert wird, der im Kampf gegen Pharnaces gefallen ist. Er trauert nicht um ihn, sondern um das Schicksal Roms. Diese Begebenheit ist für uns sehr unglaubwürdig und lässt das Werk unrealistisch erscheinen. Ausserdem offenbart sich im Schlussakt die problematische Konsequenz aus seinem überzogenen Tugendbegriff: Der einzige Ausweg, der für ihn in Frage kommt, ist der Freitod. Ein weiteres Beispiel für seine standhafte Tugend ist, dass er die Rettung der Stadtbewohner Uticas organisiert und selbst zurückbleibt und den Märtyrertod für Roms Freiheit stirbt. Unserer Meinung nach ist dieses Drama nicht zu empfehlen. Nie entdecken wir Spannung, Witz oder eine Handlung, die aus der langweiligen Regelmässigkeit hervorsticht. Nicht nur leidet der Text unter dem Reimzwang, sondern auch die handelnden Personen wirken leblos, und somit kann der Leser sich nicht in sie einfühlen und an der Handlung teilhaben. Man merkt, dass Gottsched eine starke Zeitgebundenheit hatte, denn die Texte scheinen nur für seine Zeitgenossen gestaltet worden zu sein und dürfen deshalb nur aus der Sicht der Aufklärung interpretiert werden. Eine weitere Schwierigkeit stellt das historische Umfeld dar, deshalb ist es empfehlenswert, sich über den geschichtlichen Hintergrund zu informieren. Obwohl das Thema an sich interessant und spannend zu verarbeiten wäre, ist es Gottsched nicht gelungen, den Stoff lesenswert zu vermitteln.
110-1Harter Tobak. Besonders hervorzuheben von den drei Theaterstücken, die in diesem Band veröffentlicht sind ist "Krankheit oder Moderne Frauen". Ganz einfach aus dem Grund, weil die zwei anderen Stücke wirklich lesbar sind. Nur "Krankheit oder Moderne Frauen" könnte etwas problematisch sein. Jelinek setzt sich mit dem Problem auseinander, wie es Frauen in der Gesellschaft schaffen sollen, die Doppelrolle von Mutter und Ehefrau und Karrierefrau vereinigen können. Mit dem Ergebnis, dass dieser Spagat zwischen Familie und Arbeit nicht zu verwirklichen ist. Beide Frauentypen, die Karrierefrau und die Hausfrau und Mutter werden am Ende zu einem Doppelwesen verschmolzen, das nicht lebensfähig ist und an der Umwelt und hier vor allem an den Männern scheitert. Nur leider scheitert auch Jelinek mit diesem Theaterstück. Sprachlich übertrieben vulgär und inhaltlich einfach zu extrem. Auch unsere Gesellschaft und die Männer, die in ihr leben sind nicht so furchtbar egozentrisch und auch nicht solche Machoschweine, als die sie dargestellt werden. Nur für Fans zu empfehlen.
111-1Theatralische Nullnummer. "Über vier Millionen Arbeitslose in Deutschland. Das ist ein Skandal. Und Rolf Hochhuth gehört nicht zu denen, die wegschauen." So steht es auf dem Klappentext, und das ist auch schon das Beste, was man über Hochhuth sagen kann. Daß er brisante Themen aufgreift und sie für das Medium Theater aufzubereiten versucht, ist verdienstvoll. Daß er jedoch ohne jegliches Gespür für szenische Wirkungen vorgeht, daß er papierene Dialoge in schauderhaft realistischem Ambiente ansiedelt (etwa in einem ICE "auf der reizvollen Strecke Basel - Karlsruhe"), daß er seinen Figuren keinerlei Komplexität und Fallhöhe zugesteht, das ist nur schwer erträglich. Theaterästhetisch bewegt sich Hochhuth auf dem Niveau drittklassiger Autoren des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Besonders fatal sind quasi essayistische Einlassungen in den Text, die in oberlehrerhafter Manier banalste Dinge behandeln (etwa "Reflexionen" über den Dialektgebrauch der Schweizer), oder auch groschenromanhafte Charakterisierungen von Personen ("Medienberater, Mitte Dreißig, einst radikal als linker Student, jetzt ebenso radikal als Reaktionär, peinlich elegant, kokettes Tüchelchen am Rock"). "McKinsey kommt" ist eine theatralische Nullnummer. Und diesmal wird kein Einar Schleef daherkommen, der 1993 Hochhuths ähnlich papierenes Stück "Wessis in Weimar" mit seinem szenischen Furor rettete (Hochhuth allerdings wollte diese Aufführung verbieten lassen!). Schade, Herr Hochhuth, um den schönen Stoff! Auf einen aufrüttelnden Bühnentext zur heutigen Wirtschaftslage müssen wir weiter warten.
112-1Enttäuschender Aufguss. Wer Follets frühe Romane kennt und schätzt war schon von seinem Bestseller "Die Leopardin" enttäuscht und zugleich überrascht, dass es dieser eher mittelmäßige Kriegsthriller ganz oben in die Bestsellerlisten geschafft hat. Offenbar wolte Follet mit dieser Masche noch ein wenig mehr Geld verdienen und hat deswegen mit "Mitternachtsfalken" das nächste Weltkrieg II - Widerstandsepos geschrieben. Und wie so oft, wenn ein Autor sich selbst plagiiert, ist das Ergebnis eher ein Buch zum Weglegen.Die Handlung ist schnell erzählt: Junger Däne entdeckt zufällig kriegswichtige deutsche Radaranlage. Noch mehr zufällig ist die Verlobte seines Bruders englische Geheimagentin, die (natürlich zufällig) unabhängig von den Ereignissen in Dänemark von Churchill den Auftrag bekommt besagte Radaranlage auszuspionieren. Nach vielen Irrungen und Wirrungen (bei denen wiederum ein Zufall den nächsten jagt) muss der junge Widerständler sein Geheimnis selbst nach England schaffen und benützt dazu ein altes Flugzeug, welches (rein zufällig) in einer Scheune rumsteht, welcher dem Vater seiner Freundin gehört. Und diese Freundin hat (wieder mal ein praktischer Zufall) einige Flugerfahrung. Also fliegen der junge Däne und die Freundin quer über die Nordsee nach England. Dort entdeckt der offenbar auch physikalisch begabte Däne dann, als er zufällig im streng geheimen Kontrollzentrum der Royal Air Force herumsteht, noch den Trick, wie man die Radaranlage überlisten kann und gewinnt so den 2. Weltkrieg im Alleingang. Anders als durch haarsträubende Zufälle kann Follett diese Geschichte auch nicht zusemmenhalten. Besonders gegen Ende hat man deutlich den Eindruck, dass der Autor von der eigenen Geschichte doch sehr gelangweilt ist. Auf den letzten Seiten werden alle Handlungsfäden rabiat verknüpft und alle missliebigen und überflüssigen Personen beseitigt, um die Geschichte endlich zum Ende kommen zu lassen. So wird die Flucht der englischen Geheimagentin aus dem deutsch besetzten Dänemark nach London mit einem Satz abgehandelt. Sie sei mit dem Zug entkommen. Tja, wenn das so einfach ist, fragt man sich wirklich, warum sich unser junger dänischer Held den gefährlichen Aufwand mit Flugzeug betrieben hat. Angst vorm Bahnfahren ? Das nächste Mal sollte Mr. Follett sich mal wieder was Neues einfallen lassen, sonst wird er zum Lieferanten beliebig austauschbarer Instantthriller. 1 Punkt für die gefällige Schreibweise, ansonsten rate ich ab.
113-1Ist das politische Drama gescheitert? Der Dichter, der sich in Belgrad zum Ritter schlagen ließ, hatte mit seinem Stück "Die Fahrt im Einbaum" schon bevor irgendein Resenzor nur eine Zeile gelesen hatte einen schweren Stand. Doch ist die Fahrt im Einbaum kein Stück über den Kosovo, und ebenso wenig eine Rechtfertigung von Massakern oder Greultaten. Das moralische Sprachrohr Handkes, "Der Grieche", beklagt die Sprache der Berichterstattung ("Die Internationalen"). Eine Sprache, mit einseitiger Sichtweise, die nur ein Opfer und nur einen Schuldigen kennt (Serbien ist von Handke nicht genannt, aber wohl gemeint). Mit realen Beispielen, die Handke eingebaut hat über Lügengeschichten westlicher Medien (das ITN-Foto eines angeblichen KZ's) gewinnt. Die Fahrt im Einbaum - trotz Handkes fortwährend bekundeten Apologismus gegenüber Greultaten - eine ehrliche und vor allem auch nachvollziehbare Note. Doch mit seiner wohl durchaus berechtigten politischen und sprachlichen Kritik an der westlichen Berichterstattung schafft er mit seinem Drama (was nach Lessings Definition keines ist) keinen literarischen Gleichklang. Seine Sprache ist noch immer die eines begabten Dichters, doch strukturell von starken Schwächen gezeichnet. Sehr platt werden die einzelnen Positionen gegenübergestellt: Handke läßt keinen Zweifel zu, daß der GRIECHE recht und die INTERNATIONALEN unrecht haben. Doch zum Schluß kommt es wirr und zusammenhangslos zu einer Art Versöhnung mit geballter Naturmysthik. Der erhobene Zeigefinger des bösen Gewissens ist bei der Fahrt im Einbaum allgegenwärtig und manchmal für den Leser widerwärtig einfach und banal. Sein politischer Anspruch geht in seinem Stück zugrunde. Weder hat er ein dezidiertes Bild von der Politik - es sind wohl nur 'verarbeitete Eindrücke -, noch hat er es geschafft irgendeine Spannungskurve in den Film im Stück zu entwickeln. Aber gerade Handke-Kritikern sei geraten zu lesen, worüber sie sprechen wollen, damit sie verstehen, daß Handke nicht der personifizierte Apolgist ist. Vielleicht kann man Peter handke auch einmal zugestehen, daß er in seiner Kritik nicht irrt. Literarisch, sollte Handke wieder ein bißchen üben. (Dies ist eine Amazon.de an der Uni-Studentenrezension.)
114-1Theatralische Nullnummer. "Über vier Millionen Arbeitslose in Deutschland. Das ist ein Skandal. Und Rolf Hochhuth gehört nicht zu denen, die wegschauen." So steht es auf dem Klappentext, und das ist auch schon das Beste, was man über Hochhuth sagen kann. Daß er brisante Themen aufgreift und sie für das Medium Theater aufzubereiten versucht, ist verdienstvoll. Daß er jedoch ohne jegliches Gespür für szenische Wirkungen vorgeht, daß er papierene Dialoge in schauderhaft realistischem Ambiente ansiedelt (etwa in einem ICE "auf der reizvollen Strecke Basel - Karlsruhe"), daß er seinen Figuren keinerlei Komplexität und Fallhöhe zugesteht, das ist nur schwer erträglich. Theaterästhetisch bewegt sich Hochhuth auf dem Niveau drittklassiger Autoren des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Besonders fatal sind quasi essayistische Einlassungen in den Text, die in oberlehrerhafter Manier banalste Dinge behandeln (etwa "Reflexionen" über den Dialektgebrauch der Schweizer), oder auch groschenromanhafte Charakterisierungen von Personen ("Medienberater, Mitte Dreißig, einst radikal als linker Student, jetzt ebenso radikal als Reaktionär, peinlich elegant, kokettes Tüchelchen am Rock"). "McKinsey kommt" ist eine theatralische Nullnummer. Und diesmal wird kein Einar Schleef daherkommen, der 1993 Hochhuths ähnlich papierenes Stück "Wessis in Weimar" mit seinem szenischen Furor rettete (Hochhuth allerdings wollte diese Aufführung verbieten lassen!). Schade, Herr Hochhuth, um den schönen Stoff! Auf einen aufrüttelnden Bühnentext zur heutigen Wirtschaftslage müssen wir weiter warten.
115-1Bandsalat. In diesem Buch passiert so gut wie gar nichts. Das ist selbstverständlich noch keine vollständige Kritik, gibt es doch genügend große Werke, die mit einem Minimum an Handlung auskommen. Allerdings sollte man dann wenigstens erwarten, dass man durch Sprachwitz, durch Atmosphäre oder durch lebendige Charaktere entschädigt wird. Davon enthält dieses Buch leider ebenfalls nichts. Die Sprache ist hölzern; unnötig lange Sätze mit ständigen Wiederholungen in Inhalt, Form und selbst einzelnen Präpositionen machen das Lesen zu einer rechten Qual. Noch dazu gehen einem nach einer Weile die grammatikalischen Fehler auf die Nerven, dass sich die Fußnägel kräuseln - beliebt ist bei Bernhard der "doppelte Perfekt": er hatte gemacht gehabt. Die Personen bleiben bis zuletzt undurchsichtig und flach. Allein durch die Fähigkeit, einen Satz mit hanebüchenen Konstruktionen auf zwei Seiten ausdehnen zu können, kann man mich nicht begeistern. Dieses Buch liest sich wie ein kaputter Kassettenrekorder, der gerade einen ordentlichen Bandsalat verursacht hat.
116-1Von historisch begrenztem Wert. "Frau Warrens Beruf" kann ich heute nur noch als Zeugnis einer vergangenen Papierwelt lesen. Schon beim ersten Kontakt mit dem Stück fällt auf, wie versatzstückhaft die Nebenfiguren des "Kavaliers", des "durchweg verdorbenen Schurken", des "jugendlichen Liebhabers", des "heuchlerischen Sünders" (natürlich Pfarrer), aber auch der "jugendlichen Heldin" Vivie gezeichnet sind. Auch diese ist in ihren Gefühlen und ihrer Biographie ein Theaterkonstrukt ohne die Lebensnähe , die den Zuschauer zum Miterleben mitreißen könnte. Frau Warren selbst ist die einzige, die einen Konflikt angeblich durchlebt, deren "Menschlichkeit" aber durch die kraß wirklichkeitsfernen Diskussionen mit ihrer Tochter um die Vorteile ihres Reichtums sich auch nur als Bühnenmalerei erweist. Shaw gibt immerhin zwei Frauen allein die unangefochtenen Hauptrollen, ohne von Männern auf der Bühne bestimmt zu werden. Ihre "Emanzipation" ist aber ebenso vordergründig und unwahrscheinlich wie alle anderen Dimensionen des Stücks. Ob"Frau Warrens Beruf" seine vom Autor so klar beabsichtigte gesellschaftskritische Funktion erfüllt hat, indem es seine Zuschauer und Leser zum Nachdenken brachte, wird schwer zu fassen sein. Was für die Berühmtheit des Stücks sorgte, nämlich dass es zum Ende des 19. Jahrhunderts als verrucht galt, hat heute nur noch musealen Wert.
117-1Das bayrische Dekameron. Lieferung klappte problemlos! Inhalt des Buches leider nicht meinen Erwartungen entsprechend! Mit dem bayrischen Dialekt kann man umgehen, aber nicht mit dem Inhalt des Buches! Hoffte auf mehr Aktualität des umgestalteten biederen Orginaltextes! Nicht der Zeit entsprechend!
118-1Achtung Druckfehler!!! Als ich als Vorbereitung für den Deutschunterricht dieses Buch gelesen habe, wunderte ich mich schon warum manche Sätze nicht vollständig sind und anstelle einiger Schlusswörter nur ein Gedankenstrich steht. Im Unterricht merkte ich dann, dass dies wirklich ein Druckfehler ist und die entsprechenden Wörter einfach fehlen. Daher rate ich in jedem Fall vom Kauf dieses Buches ab!
119-1Einfach nur schlecht. Dieses Buch ist einfach nur schlecht. Und das hat folgende Gründe: 1. Es gibt keine Handlung. Die beiden Hauptfiguren treffen sich, reden, schreiben E-mails und haben Sex an verschiedenen Orten und in verschiedenen Stellungen. Das ist alles. 2. Die Charaktere sind total unglaubwürdig. Christian Grey ist ein 26-jähriger selfmade Milliardär (!) mit eigener Firma. Allerdings arbeitet er nie etwas, sondern verbringt seine Zeit damit, hinter Anastasia herzurennen - auf eine Art und Weise, die für mich mehr mit Stalking als mit Liebe zu tun hat. Er ist ungeheuer gut aussehend (was auf jeder zweiten Seite noch einmal extra betont wird), sehr potent, ein begnadeter Pianist und erfahrener Pilot. Anastasia Steele ist eine 21-jährige Jungfrau, die gerade drei Jahre College absolviert hat, ohne einen Computer zu besitzen. Dafür bekommt sie schon bei der kleinsten Berührung von ihm einen Orgasmus - oder gleich mehrere. 3. Der Stil lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Es gibt zu viele Wortwiederholungen. Im amerikanischen "amazon" hat sich eine Leserin die Mühe gemacht, die häufigsten Worte und Redewendungen zu zählen. Ein kleiner Auszug: Anastasia beißt sich 35 mal auf die Unterlippe, sie errötet 125 mal, beide runzeln 50 mal die Stirn, 199 mal wird gemurmelt und 195 mal geflüstert. Ein Satz noch zu den Vergleichen mit "Twilight": Ich habe "Twilight" ebenfalls gelesen. Und wenn es mir als 45-jähriger berufstätiger verheirateter Frau nicht besonders gut gefallen hat, so konnte ich mir wenigstens vorstellen, dass es mir als 16-jährigem Teenager gefallen hätte: es gab Romantik, große Gefühle, Fantasy-Elemente und, durch die "bösen" Vampire, auch einen Schuss Spannung und Action. All das gibt es bei "Shades of Grey" nicht. Sparen Sie sich das Geld!
120-1Eher langweilig. Ich wollte unbedingt nochmals ein Theaterstück lesen, was ich lange nicht mehr getan habe. Dieses Stück hat mich eher gelangweilt, so dass ich es nur mit zwei Sternen benote. Wenn bei mir schon nicht der Unterhaltungswert stimmt, lehne ich bestimmte Bücher grundsätzlich ab. Trotzdem interessiert mich das Werk der Autorin.
121-1Achtung Druckfehler!!! Als ich als Vorbereitung für den Deutschunterricht dieses Buch gelesen habe, wunderte ich mich schon warum manche Sätze nicht vollständig sind und anstelle einiger Schlusswörter nur ein Gedankenstrich steht. Im Unterricht merkte ich dann, dass dies wirklich ein Druckfehler ist und die entsprechenden Wörter einfach fehlen. Daher rate ich in jedem Fall vom Kauf dieses Buches ab!
122-1Achtung Druckfehler!!! Als ich als Vorbereitung für den Deutschunterricht dieses Buch gelesen habe, wunderte ich mich schon warum manche Sätze nicht vollständig sind und anstelle einiger Schlusswörter nur ein Gedankenstrich steht. Im Unterricht merkte ich dann, dass dies wirklich ein Druckfehler ist und die entsprechenden Wörter einfach fehlen. Daher rate ich in jedem Fall vom Kauf dieses Buches ab!
123-1Absurdität im Gewand der Weltliteratur. Treffender hätte man den Titel des Theaterstücks nicht wählen können. Mit ihm ist die ganze Handlung erzählt. Wenn man hinzufügt, dass es sich um "absurdes Theater" handelt, so weiß man Bescheid. Zum Glück ist das schriftliche Werk nur etwas mehr als einhundert Seiten lang. Man kann herrlich darüber philosophieren, wer oder was Godot eigentlich ist. Man könnte auch Seiten überschlagen und wäre nicht weniger schlau im Bezug auf die Handlung, weil eben nur die mit absurden Gesprächen gefüllte Wartezeit beleuchtet wird. Wie es sich für hohe Kunst gehört, gibt es in der Geschichte auch kein Ende, weil Godot gar nicht kommt. Beckett hat sich den Nobelpreis wirklich verdient, weil schon etwas dazu gehört, so einen Blödsinn überhaupt zu Papier zu bringen.
124-1Nicht die gewohnte Klasse! Ich bin bekennender Hoffmann Fan. Komplexe Handlungsstrukturen, dichte Erzählungen, Figurentiefe - alles Charakteristika, die ich von den Werken des Autors gewohnt war. Dabei spielte es keine Rolle, ob es sich um märchenhafte Erzählungen wie die Prinzessin Brambilla oder den goldenen Topf handelte, oder um düstere Geschichten der schwarzen Romantik wie dem Sandmann oder dem Majorat. Aber diese unausgegorene Detektivgeschichte mit der ältlichen (und mit Verlaub sehr langweiligen) Gutmenschin Scuderi als Marple-Vorläuferin hat mich nicht überzeugt. Einen Stern gibt es trotzdem für die doch sehr hoffmanneske Episode über die Mutter des Juweliers Cardillac, die die unglaubliche erzählerische Kraft des Autors anklingen lässt.
125-1Ist das politische Drama gescheitert? Der Dichter, der sich in Belgrad zum Ritter schlagen ließ, hatte mit seinem Stück "Die Fahrt im Einbaum" schon bevor irgendein Resenzor nur eine Zeile gelesen hatte einen schweren Stand. Doch ist die Fahrt im Einbaum kein Stück über den Kosovo, und ebenso wenig eine Rechtfertigung von Massakern oder Greultaten. Das moralische Sprachrohr Handkes, "Der Grieche", beklagt die Sprache der Berichterstattung ("Die Internationalen"). Eine Sprache, mit einseitiger Sichtweise, die nur ein Opfer und nur einen Schuldigen kennt (Serbien ist von Handke nicht genannt, aber wohl gemeint). Mit realen Beispielen, die Handke eingebaut hat über Lügengeschichten westlicher Medien (das ITN-Foto eines angeblichen KZ's) gewinnt. Die Fahrt im Einbaum - trotz Handkes fortwährend bekundeten Apologismus gegenüber Greultaten - eine ehrliche und vor allem auch nachvollziehbare Note. Doch mit seiner wohl durchaus berechtigten politischen und sprachlichen Kritik an der westlichen Berichterstattung schafft er mit seinem Drama (was nach Lessings Definition keines ist) keinen literarischen Gleichklang. Seine Sprache ist noch immer die eines begabten Dichters, doch strukturell von starken Schwächen gezeichnet. Sehr platt werden die einzelnen Positionen gegenübergestellt: Handke läßt keinen Zweifel zu, daß der GRIECHE recht und die INTERNATIONALEN unrecht haben. Doch zum Schluß kommt es wirr und zusammenhangslos zu einer Art Versöhnung mit geballter Naturmysthik. Der erhobene Zeigefinger des bösen Gewissens ist bei der Fahrt im Einbaum allgegenwärtig und manchmal für den Leser widerwärtig einfach und banal. Sein politischer Anspruch geht in seinem Stück zugrunde. Weder hat er ein dezidiertes Bild von der Politik - es sind wohl nur 'verarbeitete Eindrücke -, noch hat er es geschafft irgendeine Spannungskurve in den Film im Stück zu entwickeln. Aber gerade Handke-Kritikern sei geraten zu lesen, worüber sie sprechen wollen, damit sie verstehen, daß Handke nicht der personifizierte Apolgist ist. Vielleicht kann man Peter handke auch einmal zugestehen, daß er in seiner Kritik nicht irrt. Literarisch, sollte Handke wieder ein bißchen üben. (Dies ist eine Amazon.de an der Uni-Studentenrezension.)
126-1Brins. Das Drama "Prinz Friedrich von Homburg", geschrieben von Heinrich von Kleist, handelt von einem Prinzen, der im Laufe des Dramas in einen Konflikt zwischen Liebe, Leben und Tod gerät. Der Kurfürst findet den Prinzen schlafwandelnd vor und spielt ihm einen Streich. Davon verwirrt nimmt er am Kriegsrat teil, jedoch missachtet er den ihm zugeteilten Befehl, weswegen schließlich aber erst der Sieg in der Schlacht errungen werden kann. Trotz des Sieges wird er wegen Befehlsverweigerung zum Tode verurteilt. Der Prinz fleht um Gnade, doch im weiteren Verlauf reift er mental und möchte schließlich mit Würde aus dem Leben scheiden. Bei seiner Hinrichtung erwartet er den nahenden Tod, doch plötzlich bekommt er die Augenbinde abgenommen und erfährt von seiner Begnadigung, welche seine große Liebe Natalie für ihn errungen hat. Die zentralen Themen des Dramas sind Leidenschaft und Gehorsam und ganz besonders der Konflikt zwischen diesen beiden Aspekten. Die Leidenschaft wird durch die Liebe des Prinzen zu Natalie vertreten. Um Natalie zu beeindrucken und um sich somit der Leidenschaft hinzugeben, greift er in die Schlacht ein um den Sieg zu erringen, obwohl er den ausdrücklichen Befehl hatte dies nich zu tun. Diese Verweigerung des Gehorsams gegenüber dem Kurfürsten hat jedoch eine Strafe zur Folge, die der Prinz zugunsten der Leidenschaft bewusst riskiert, doch er war sich dessen nicht bewusst, deswegen die Todesstrafe zu erlangen. Meiner Meinung nach kann man sich die Lektüre "Prinz Friedrich von Homburg" gut als Schulmaterial verwenden und weiterempfehlen, da sie den Leser zum Mitdenken anregt und dennoch leichtverständlich ist.
127-1Und das soll David Hunter sein? Mit enormer Spannung habe ich den 4. Teil der David Hunter- Serie von Simon Beckett erwartet. Vorweg sei erwähnt, dass ich die ersten drei Teile alle gelesen bzw. gehört habe, und jedes Mal aufs Neue begeistert und gefesselt war. Eventuell hatte ich auch deswegen sehr hohe Erwartungen an den 4. Teil..der diesen jedoch in keinster Weise gerecht wurde! Im Nachhinein habe ich nun verstärkt den Eindruck, dass mit dieser laschen Fortsetzung einfach nur sehr schnell sehr viel Geld gemacht werden soll. Warum ich diesen Eindruck habe, möchte ich im Folgenden erläutern: Das Buch hat wie auch die anderen Teile einen fachspezifischen Prolog, der gleich zu Beginn eine gewisse Spannung erzeugt. Aber anders als in den bisherigen Teilen gibt es dieses Mal nahezu gar keine Verbindung zur Folgehandlung und wirkt dementsprechend einfach nur unlieb und willkürlich hingeklatscht. Den Rückblick in die Vergangenheit zu Beginn des Buches fand ich noch recht ansprechend, erfährt man hier doch noch einige wissenswerte Dinge zu David Hunters altem Leben, was vor allem für die eingefleischten Fans der Reihe interessant sein dürfte. Doch in der Gegenwart verflacht die Geschichte zusehends, die Charaktere sind nach 8 Jahren noch genauso in ihrem Clichee festgefahren wie zuvor. Lediglich die zunächst als "Ar...kriecher" dargestellte rechte Hand des stellvert. Polizeichefs sowie der zunächst als gefühlloses Monster dargestellte Monk (zugegeben: Die anfängliche angsterzeugende Darstellung des hühnenhaften vermeintlichen Serienkillers ist Beckett gut gelungen) erfahren Nach und Nach eine Wandlung. Ganz besonders als störend empfand ich die dieses Mal wirklich gravierende Vorhersehbarkeit; man weiß bereits sehr früh, wer wirklich der Mörder ist, dass das Dachsgrab mehr zu verbergen hat und auch, dass die im psychologischen(!) Bereich ausgebildete Sophie (kaum zu glauben, wenn man ihre von Naivität und Dummheit geprägten Handlungen betrachtet) etwas verheimlicht. Lichtjahre später kommt dann auch mal David Hunter darauf, dass zwischen ihr und Terry eine Verbindung besteht, eine Verbindung, die man schon im anfänglichen Rückblick dermaßen übertrieben vermittelt bekommt, dass man sich doch fragen muss, ob dieser David Hunter wirklich der selbe sein kann, der seine bisherigen Fälle nicht nur überleben, sondern darüber hinaus auch noch lösen konnte. Dies ist nur ein Beispiel, doch steht es stellvertretend für die in diesem Buch unglaublich dämliche Verhaltensweise des bisher als so souverän klar denkend bekannten forensischen Anthropologen. Immerhin gesteht er sich gegen Ende selber ein, eindeutige Hinweise übersehen zu haben, die Gründe dafür kommen meiner Meinung nach jedoch zu kurz und sein Eingeständnis umfasst auch längst nicht all seine fragwürdigen Entscheidungen. Ferner aber leidet nicht nur Hunter, sondern auch die gesamte Story an ungewohnt vielen Logikfehlern. Ich möchte mal die aufzählen, die mich während des Hörens teilweise zum fremdschämen veranlasst haben: - Welcher Polizist würde einem Hulk- ähnlichem Serienkiller mitten im Moor Handschellen abnehmen? - Ist es in Polizeikreisen üblich, denjenigen, der als "gefährlichster Mann des Landes" gilt, lediglich mit Schlagstöcken bewaffnet in die Freiheit zu begleiten, ohne sonstige (Schuss-)Waffen für den eventuellen Fall einer Flucht dabei zu haben? - Wieso fragt Hunter Sophie nicht ein einziges Mal, warum sie ihn überhaupt um Hilfe gebeten hat? - Wie kann sich Monk, der der Beschreibung nach wirklich erheblich größer und breiter als ein gewöhnlicher Mann sein muss, so problemlos durch die alten, teilweise eingestürzten und deshalb zusätzlich verengten Mienen bewegen? - Wieso hat man seine Anfälle nicht längst festgestellt, obwohl die Delle in seiner Stirn geradezu danach schreit, neurologische Untersuchungen durchzuführen? - Woher konnte Monk wissen, welche Route die Polizisten, Hunter und Sophie nehmen werden, so dass er seine "Falle" erst Kilometer weit entfernt von ihrem Haus platzieren konnte? - Woher konnter er überhaupt wissen, dass sie Sophies Haus verlassen würden? - Und vor allem: Wieso verlassen die vier überhaupt das verrammelte, sogar mit neuem Sicherheitsschloss ausgestatte Haus von Sophie, anstatt sich zu verschanzen und auf Verstärkung zu warten?? Aber klar, wüsste ich, dass ein gefährlicher Killer auf dem Weg zu meinem Klienten ist, würde ich natürlich auch lieber ein sicheres Haus, indem ich meine "zwei besten Personenschützer", die ich mit Schusswaffen ausgestattet meinen Klienten bewachen lasse, gegen einen Gang unter freiem Himmel vom Haus zum Auto und die anschließende Fahrt darin durch die (gaaanz zufälligerweise auch noch) regnerische & neblige Nacht eintauschen..aber ich bin ja auch kein Ermittlungsleiter ;) Bisher hatten wohl alle Hunterbücher das ein oder andere kleine Logikproblem, aber diese waren nie wirklich gravierend und häufig im Auftreten, anders, als es hier der Fall ist. Auch die sonst so wahnsinnig interessanten Arbeitsschritte des Sezierens von Leichen, bei denen Hunter bisher immer diverse geheimnisvolle Indizien gefunden hat, die dem Fall eine Wendung geben, fehlen diesmal beinahe ganz, womit sich Beckett eines seiner besten Erzählungsmittel beraubt Auch der (deutsche) Titel ist diesmal wahnsinnig unpassend, da eben bis auf den Anfang (und auch hier nur spärrlich) keine Untersuchungen an einer Leiche stattfinden und somit der Begriff "Verwesung" keinerlei Relation zur weiteren Handlung hat. Ebenso passt die Geschichte eher in die Kategorie "Kriminalroman" als in das Thriller- Genre. Aufgrund des bisher geschriebenen gibts daher die zwei Sterne von mir lediglich für den interessanten Rückblick in Davids Vergangenheit und die (gewohnt) gute und stimmige Vorleseleistung von Johannes Steck. Insgesamt muss ich aber leider eindeutig bei meiner anfänglichen Einschätzung bleiben; ich bin mit dem vierten Teil der Hunterserie absolut nicht zu Frieden und ordne ihn als den mit Abstand Schwächsten bisher ein. Vor allem hat Beckett mit den Vorgängern ja bereits bewiesen, welches Potenzial die Erzählungen rund um David Hunter haben. Und genau hier setzt auch meine Hoffnung an, in einer weiteren Fortsetzung wieder den "wahren David" beim Lösen eines wirklich spannenden und packenden Falls zu begleiten.
128-1Schrift unmöglich klein. Ich schätze die Möglichkeit sehr, online Bücher zu kaufen. Ab und zu jedoch geschehen mir Fehler, ich kaufe Bücher, die ich im Buchladen nie gekauft hätte. Die Gesammelten Stücke von Anton Cechov aus dem Hause Diogenes ist so ein Fall. Das Buch ist exellent verarbeitet, liegt angenehm in der Hand, ist von einem Meister übersetzt worden (Peter Urban). Nur leider kann ich die kleine Schrift nicht lesen. Wie kommt der Diogenes Verlag dazu, eine solche Schrift zu wählen? Werde das Buch zurückschicken.
129-1Oh, schon zu Ende. Man fängt an zu lesen und kaum hat man sich gemütlich zurück gelehnt, ist man schon wieder fertig. Das wars ja schon. Man ist genausoschlau wie zuvor. Kommen Felix und Emilia wieder zusammen? Und was ist mit Dylan und Charlotte? Und Boris und Anette? Es ist einfach das, zu was es auch wurde: ein Drehbuch, denn im Theater ist ein Zoom auf eine dunkel-erleuchtet Stadt kaum möglich. Der Film hat alles aus diesem Buch herausgeholt, aber ein Drama, nein, da ist wirklich nichts dramatisches, oder ist unser Leben wirklich schon so langweilig geworden? Die Wortgefechte zwischen Boris und Anette, dem Paar, mit dem man sich am ehesten identifizieren kann, machen das ansonsten schwache Lesewerk aber wieder wett, die sind nämlich klasse.
130-1Um ja nicht verstanden zu werden.... Ich weiß, dass sich eine germanistische Elite an diesen Texten ergötzt. Meine Motivation ist jedoch begrenzt, die auf den ersten (und wohl auch auf den zweiten) Blick wirren und völlig beliebig erscheindenden Textfetzen zu entschlüsseln- zumal Gesellschaftskritik hier (etwa bei "Rechnitz") nicht mehr zu bieten hat als reißerischen und um jeden Preis obszön gehaltenen Gedankenquark. Mal wieder viel pseudointellektuelles Blabla... aber wer kriegt heute nicht alles den Nobelpreis ;-)
131-1naja.... Das war jetzt mein 7. Buch von Friedrich Dürrenmatt und mein Fall war es nicht. Ich habe ein bischen seinen Schreibstyl und seine einmalige&starke Ausdrucksweise vermisst, die mir in diesem Stück ziemlich platt vorkam. Ich kann nicht sagen, dass ich es bereue das Buch gelesen zu haben, aber unbedingt weiter emfehlen würde ich es auch gerade nicht.
132-1enttäuschend. Von Shakespeare bleibt nicht viel übrig, wenn seine Königsdramen nacherzählt werden; das hätte man sich auch vorher denken können. Schwer zu ertragen ist die permanent atemlose Stimme des Erzählers, die überdies zu jedem Satzende angehoben wird, ohne dass dies den geringsten Sinn macht. Der bei anderer Gelegenheit sympathische schweizerische Akzent ist völlig deplaziert.
133-1Gewöhnungsbedürtig. Es wäre zu wünschen gewesen, dass sich Herr Gottsched zu Lebzeiten nie mit dem Theater vermengt hätte. "Der sterbende Cato" war als Musterdrama gedacht, ist aber so unerträglich trocken und die Handlung wirkt so gekünstelt und konstruiert, dass die Lektürer des Werkes fast nicht zu ertragen war.
134-1Gesellschafts- und Charakterkomödie. Hugo von Hofmannsthal - Der Schwierige (1921)"Der Schwierige" ist ein Lustspiel in drei Akten. Es wurde 1921 in Wien uraufgeführt. Hofmannsthal plante diese Komödie seit 1908, beendete sie jedoch erst 1920. Das Stück spielt in Wien in der Gegenwart (1921). Es handelt von einer Soirée und den Vorbereitungen, die einige Teilnehmer dafür treffen. Karl Bühl, "der Schwierige", dem solche Abende ein "Graus" sind, entschliesst sich, trotzdem hinzugehen. Seine Schwester hat ihn aufgefordert, sich weniger zurückhaltend zu benehmen und sich unter Leute zu begeben. Der alternde Junggeselle soll sich vermählen. Er hat jedoch nicht den Mut, die Frau, für die er sich wirklich interessiert, darauf anzusprechen, weil er, obwohl er durch seinen Reichtum ein begehrtes Heiratsobjekt ist, sich nicht für würdig hält. Zudem soll er an diesem Abend bei einer Dame ein gutes Wort für seinen Neffen einlegen. Dies ist jedoch die gleiche Frau, die Bühl selbst gerne heiraten möchte. Beim Lesen dieses Stücks hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Die Sprache ist, wie bei einem älteren Stück zu erwarten, etwas gewöhnungsbedürftig. Erst nach ein paar Seiten "einlesen" konnte ich den Text flüssig lesen. Vor allem Crescences Sprache bedarf einiger Geduld. Sie spricht mit ihrem Bruder in der dritten Person, wobei das Anredepronomen gross geschrieben ist. Dies stört den Lesefluss, und bei zu schnellem Lesen führt es auch zu Verständnisschwierigkeiten. Es erfordert auch Aufmerksamkeit, den Handlungsverlauf zu verfolgen, weil die Umgebung nur wenig beschrieben wird. Die ganze Vorgeschichte und die Zusammenhänge in der Vergangenheit der Charaktere werden durch die Dialoge wiedergegeben. Sie werden also nicht direkt beschrieben, sondern indirekt über den Dialog. Mir als ungeübten Leser von Theaterstücken bereitete das gewisse Schwierigkeiten. Im Stück kommen sehr viele Personen vor, deren Beziehungen zu den anderen nicht von Anfang an klar sind, da sie auf der ersten Seite nur knapp beschrieben sind. Dies macht das Buch interessanter, falls man wirklich motiviert ist, es zu lesen, und sich für das Thema, die Entwicklung eines "gesellschaftlichen Einsiedlers" zum eingreifenden, agierenden Teil einer Gesellschaft, interessiert. Als Schullektüre ist dieses Stück also weniger geeignet, da es wohl einigen wenigen vorbehalten ist, Freude daran zu haben. Auch ein Grund dafür, dass dieses Buch wahrscheinlich vor allem jüngerem Publikum nicht viel bietet, ist, dass die Handlung sehr unspektakulär ist. Bühl entschliesst sich, aus seiner selbstgewählten Einsamkeit auszubrechen, und findet endlich seine zukünftige Frau, wobei sogar sie diejenige ist, die den ersten Schritt macht. Dies hätte jedoch auch zu einem späteren Zeitpunkt geschehen können, ohne dass sich etwas geändert hätte. Es entsteht also kein Zeitdruck. Es baut sich kaum Spannung auf. Bis zum Schluss erwartet man, dass etwas Einschneidendes geschieht, doch die Handlung flaut gegen Schluss so langsam ab, wie sie sich aufgebaut hat. Bühl findet sein Glück, wie zu erwarten war. Er kommt auf dem Weg zu seinem Glück in keine Situationen, die ihm "gefährlich" werden könnten, so dass ihm der Weg zu seinem Ziel versperrt werden könnte. Er erreicht sein Ziel sowieso, es ist nur eine Frage der Zeit. Natürlich legt nicht die gesamte Gesellschaft unserer Zeit so viel Wert auf Spannung wie das erwähnte "jüngere Publikum", wobei auch innerhalb dieser Gruppe verschiedene Anforderungen an die Literatur gestellt werden. Bühl verhält sich, wenn es um Beziehungen zwischen Mann und Frau geht, sehr zurückhaltend. Er hat zu wenig Mut, um seine Anliegen, was die Liebe zu dieser Frau betrifft, anzubringen. Deshalb "versteckt" er sich, indem er nicht an Gesellschaftsanlässen wie einer Soirée teilnimmt. Er möchte die Geschehnisse aus der Ferne betrachten. Damit verhindert er, dass er in eine Situation gerät, in der er Mut aufbringen muss, den er nicht hat. Deshalb lebt er in dieser "Einsamkeit". Wenn nichts passiert, kann auch nichts geschehen, dass ihm Mühe bereitet. Diese Komödie ist meiner Meinung nach nur für diejenigen lesenswert, die sich gerne mit Themen befassen, die von zwischenmenschlichen Problemen handeln. Keinesfalls empfehle ich sie als Abendlektüre, da sie bei wachem Geiste gelesen werden muss. Silvio Kohler, Bündner Kantonsschule Chur
135-1Gesellschafts- und Charakterkomödie. Hugo von Hofmannsthal - Der Schwierige (1921)"Der Schwierige" ist ein Lustspiel in drei Akten. Es wurde 1921 in Wien uraufgeführt. Hofmannsthal plante diese Komödie seit 1908, beendete sie jedoch erst 1920. Das Stück spielt in Wien in der Gegenwart (1921). Es handelt von einer Soirée und den Vorbereitungen, die einige Teilnehmer dafür treffen. Karl Bühl, "der Schwierige", dem solche Abende ein "Graus" sind, entschliesst sich, trotzdem hinzugehen. Seine Schwester hat ihn aufgefordert, sich weniger zurückhaltend zu benehmen und sich unter Leute zu begeben. Der alternde Junggeselle soll sich vermählen. Er hat jedoch nicht den Mut, die Frau, für die er sich wirklich interessiert, darauf anzusprechen, weil er, obwohl er durch seinen Reichtum ein begehrtes Heiratsobjekt ist, sich nicht für würdig hält. Zudem soll er an diesem Abend bei einer Dame ein gutes Wort für seinen Neffen einlegen. Dies ist jedoch die gleiche Frau, die Bühl selbst gerne heiraten möchte. Beim Lesen dieses Stücks hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Die Sprache ist, wie bei einem älteren Stück zu erwarten, etwas gewöhnungsbedürftig. Erst nach ein paar Seiten "einlesen" konnte ich den Text flüssig lesen. Vor allem Crescences Sprache bedarf einiger Geduld. Sie spricht mit ihrem Bruder in der dritten Person, wobei das Anredepronomen gross geschrieben ist. Dies stört den Lesefluss, und bei zu schnellem Lesen führt es auch zu Verständnisschwierigkeiten. Es erfordert auch Aufmerksamkeit, den Handlungsverlauf zu verfolgen, weil die Umgebung nur wenig beschrieben wird. Die ganze Vorgeschichte und die Zusammenhänge in der Vergangenheit der Charaktere werden durch die Dialoge wiedergegeben. Sie werden also nicht direkt beschrieben, sondern indirekt über den Dialog. Mir als ungeübten Leser von Theaterstücken bereitete das gewisse Schwierigkeiten. Im Stück kommen sehr viele Personen vor, deren Beziehungen zu den anderen nicht von Anfang an klar sind, da sie auf der ersten Seite nur knapp beschrieben sind. Dies macht das Buch interessanter, falls man wirklich motiviert ist, es zu lesen, und sich für das Thema, die Entwicklung eines "gesellschaftlichen Einsiedlers" zum eingreifenden, agierenden Teil einer Gesellschaft, interessiert. Als Schullektüre ist dieses Stück also weniger geeignet, da es wohl einigen wenigen vorbehalten ist, Freude daran zu haben. Auch ein Grund dafür, dass dieses Buch wahrscheinlich vor allem jüngerem Publikum nicht viel bietet, ist, dass die Handlung sehr unspektakulär ist. Bühl entschliesst sich, aus seiner selbstgewählten Einsamkeit auszubrechen, und findet endlich seine zukünftige Frau, wobei sogar sie diejenige ist, die den ersten Schritt macht. Dies hätte jedoch auch zu einem späteren Zeitpunkt geschehen können, ohne dass sich etwas geändert hätte. Es entsteht also kein Zeitdruck. Es baut sich kaum Spannung auf. Bis zum Schluss erwartet man, dass etwas Einschneidendes geschieht, doch die Handlung flaut gegen Schluss so langsam ab, wie sie sich aufgebaut hat. Bühl findet sein Glück, wie zu erwarten war. Er kommt auf dem Weg zu seinem Glück in keine Situationen, die ihm "gefährlich" werden könnten, so dass ihm der Weg zu seinem Ziel versperrt werden könnte. Er erreicht sein Ziel sowieso, es ist nur eine Frage der Zeit. Natürlich legt nicht die gesamte Gesellschaft unserer Zeit so viel Wert auf Spannung wie das erwähnte "jüngere Publikum", wobei auch innerhalb dieser Gruppe verschiedene Anforderungen an die Literatur gestellt werden. Bühl verhält sich, wenn es um Beziehungen zwischen Mann und Frau geht, sehr zurückhaltend. Er hat zu wenig Mut, um seine Anliegen, was die Liebe zu dieser Frau betrifft, anzubringen. Deshalb "versteckt" er sich, indem er nicht an Gesellschaftsanlässen wie einer Soirée teilnimmt. Er möchte die Geschehnisse aus der Ferne betrachten. Damit verhindert er, dass er in eine Situation gerät, in der er Mut aufbringen muss, den er nicht hat. Deshalb lebt er in dieser "Einsamkeit". Wenn nichts passiert, kann auch nichts geschehen, dass ihm Mühe bereitet. Diese Komödie ist meiner Meinung nach nur für diejenigen lesenswert, die sich gerne mit Themen befassen, die von zwischenmenschlichen Problemen handeln. Keinesfalls empfehle ich sie als Abendlektüre, da sie bei wachem Geiste gelesen werden muss. Silvio Kohler, Bündner Kantonsschule Chur
136-1Harter Tobak. Besonders hervorzuheben von den drei Theaterstücken, die in diesem Band veröffentlicht sind ist "Krankheit oder Moderne Frauen". Ganz einfach aus dem Grund, weil die zwei anderen Stücke wirklich lesbar sind. Nur "Krankheit oder Moderne Frauen" könnte etwas problematisch sein. Jelinek setzt sich mit dem Problem auseinander, wie es Frauen in der Gesellschaft schaffen sollen, die Doppelrolle von Mutter und Ehefrau und Karrierefrau vereinigen können. Mit dem Ergebnis, dass dieser Spagat zwischen Familie und Arbeit nicht zu verwirklichen ist. Beide Frauentypen, die Karrierefrau und die Hausfrau und Mutter werden am Ende zu einem Doppelwesen verschmolzen, das nicht lebensfähig ist und an der Umwelt und hier vor allem an den Männern scheitert. Nur leider scheitert auch Jelinek mit diesem Theaterstück. Sprachlich übertrieben vulgär und inhaltlich einfach zu extrem. Auch unsere Gesellschaft und die Männer, die in ihr leben sind nicht so furchtbar egozentrisch und auch nicht solche Machoschweine, als die sie dargestellt werden. Nur für Fans zu empfehlen.
137-1Heinrich Boell: Zum Tee bei Dr. Borsig. Heinrich Boell: Zum Tee bei Dr. Borsig Es gibt kaum einen Schriftsteller, von dem ich mehr enttaeuscht wurde. Beeinflusste er das Denken vieler Jugendlicher in den 80ern, so stellt sich nun heraus, dass er vom CIA gefoerdert wurde. Da gerade in den letzten Jahren die Geheimdienste mehr und mehr an Macht und Kapital gewonnen haben, und die Menschen fassungslos vor den Ermordungen und inhumanen Machenschaften der mittlerweile maechtigen Drahtzieher stehen, stellen sich Fragen: Wer kann eigentlich noch die Geheimdienste kontrollieren? Sind die Geheimdienste ein militanter Staat in der Demokratie? Was ist, wenn die Kontrollinstanzen aus den Geheimdiensten besetzt werden? Wer soll die Wahrheit vertreten und berichten, wenn nicht die Schreibenden? Deshalb ein fast stummer Appell: Wer sich fuer das Schreiben entscheidet, sollte sich selbst treu bleiben, auch wenn dies ein Leben ohne Luxus zur Folge hat. v
138-1Zensierte Ausgabe. Diese Ausgabe von der Dreigroschenoper ist nicht wirklich zu empfehlen, denn sie ist in der Tat gekürzt. Es fehlen ganze Songs oder sie sind "zensiert". Dabei bleibt es aber nicht, es fehlen auch ganze Textpassagen. Für jeden der mit dem Werk arbeiten muss, d.h. i.d.R. Schüler, Studierende etc. ist diese Aussgabe nicht geeignet. Man sollte lieber auf ein andere vollständige Aussgabe zurückgreifen. Damit ersparrt man sich Schwierigkeiten, denn dann muss man nicht alle entscheidenden Stellen kopieren, da sie fehlen.
139-1Heinrich Boell: Zum Tee bei Dr. Borsig. Heinrich Boell: Zum Tee bei Dr. Borsig Es gibt kaum einen Schriftsteller, von dem ich mehr enttaeuscht wurde. Beeinflusste er das Denken vieler Jugendlicher in den 80ern, so stellt sich nun heraus, dass er vom CIA gefoerdert wurde. Da gerade in den letzten Jahren die Geheimdienste mehr und mehr an Macht und Kapital gewonnen haben, und die Menschen fassungslos vor den Ermordungen und inhumanen Machenschaften der mittlerweile maechtigen Drahtzieher stehen, stellen sich Fragen: Wer kann eigentlich noch die Geheimdienste kontrollieren? Sind die Geheimdienste ein militanter Staat in der Demokratie? Was ist, wenn die Kontrollinstanzen aus den Geheimdiensten besetzt werden? Wer soll die Wahrheit vertreten und berichten, wenn nicht die Schreibenden? Deshalb ein fast stummer Appell: Wer sich fuer das Schreiben entscheidet, sollte sich selbst treu bleiben, auch wenn dies ein Leben ohne Luxus zur Folge hat. v
140-1Brins. Das Drama "Prinz Friedrich von Homburg", geschrieben von Heinrich von Kleist, handelt von einem Prinzen, der im Laufe des Dramas in einen Konflikt zwischen Liebe, Leben und Tod gerät. Der Kurfürst findet den Prinzen schlafwandelnd vor und spielt ihm einen Streich. Davon verwirrt nimmt er am Kriegsrat teil, jedoch missachtet er den ihm zugeteilten Befehl, weswegen schließlich aber erst der Sieg in der Schlacht errungen werden kann. Trotz des Sieges wird er wegen Befehlsverweigerung zum Tode verurteilt. Der Prinz fleht um Gnade, doch im weiteren Verlauf reift er mental und möchte schließlich mit Würde aus dem Leben scheiden. Bei seiner Hinrichtung erwartet er den nahenden Tod, doch plötzlich bekommt er die Augenbinde abgenommen und erfährt von seiner Begnadigung, welche seine große Liebe Natalie für ihn errungen hat. Die zentralen Themen des Dramas sind Leidenschaft und Gehorsam und ganz besonders der Konflikt zwischen diesen beiden Aspekten. Die Leidenschaft wird durch die Liebe des Prinzen zu Natalie vertreten. Um Natalie zu beeindrucken und um sich somit der Leidenschaft hinzugeben, greift er in die Schlacht ein um den Sieg zu erringen, obwohl er den ausdrücklichen Befehl hatte dies nich zu tun. Diese Verweigerung des Gehorsams gegenüber dem Kurfürsten hat jedoch eine Strafe zur Folge, die der Prinz zugunsten der Leidenschaft bewusst riskiert, doch er war sich dessen nicht bewusst, deswegen die Todesstrafe zu erlangen. Meiner Meinung nach kann man sich die Lektüre "Prinz Friedrich von Homburg" gut als Schulmaterial verwenden und weiterempfehlen, da sie den Leser zum Mitdenken anregt und dennoch leichtverständlich ist.
141-1Abbruch. Es tut mir leid. Großer Autor, großartige Bewerbung, aber ich mußte das Lesen dieses Buches abbrechen, und das geschieht sehr selten. Meine subjektive Meinung ist, daß in diesem Buch derart geklotzt wird mit Begriffen, Ausdrücken, Beschreibungen, die sich seitenlang hindurchziehen und z.B. das Morgenritual Mr. Jacks beschreiben, sodaß man nicht wirklich eintauchen kann in ein Geschehnis, sondern von den Schilderungen, die sich sätzemäßig auch oft wiederholen, erschlagen wird. Seitenlang heißt es .."und das liebt Mr. Jack" und man bekommt in anderen Worten nochmal den vorherigen Absatz geschildert. Es erschien mir oft als seien nur mächtige, großartige, wuchtige Begriffe unharmonisch aneinandergereiht, als sollten dies alles toll klingen, aber Nuancen, Stimmungen, Verschmelzen mit der Geschichte, mit den Menschen geht für mich dadurch verloren. Die Menschen, der Inhalt des Buches sind für mich Statisten der Wortgewalt und Wortakrobatik. Ich konnte es nicht durchhalten, leider war das eine Fehlinvestition.
142-1Zensierte Ausgabe. Diese Ausgabe von der Dreigroschenoper ist nicht wirklich zu empfehlen, denn sie ist in der Tat gekürzt. Es fehlen ganze Songs oder sie sind "zensiert". Dabei bleibt es aber nicht, es fehlen auch ganze Textpassagen. Für jeden der mit dem Werk arbeiten muss, d.h. i.d.R. Schüler, Studierende etc. ist diese Aussgabe nicht geeignet. Man sollte lieber auf ein andere vollständige Aussgabe zurückgreifen. Damit ersparrt man sich Schwierigkeiten, denn dann muss man nicht alle entscheidenden Stellen kopieren, da sie fehlen.
143-1Achtung Druckfehler!!! Als ich als Vorbereitung für den Deutschunterricht dieses Buch gelesen habe, wunderte ich mich schon warum manche Sätze nicht vollständig sind und anstelle einiger Schlusswörter nur ein Gedankenstrich steht. Im Unterricht merkte ich dann, dass dies wirklich ein Druckfehler ist und die entsprechenden Wörter einfach fehlen. Daher rate ich in jedem Fall vom Kauf dieses Buches ab!
144-1Gesellschafts- und Charakterkomödie. Hugo von Hofmannsthal - Der Schwierige (1921)"Der Schwierige" ist ein Lustspiel in drei Akten. Es wurde 1921 in Wien uraufgeführt. Hofmannsthal plante diese Komödie seit 1908, beendete sie jedoch erst 1920. Das Stück spielt in Wien in der Gegenwart (1921). Es handelt von einer Soirée und den Vorbereitungen, die einige Teilnehmer dafür treffen. Karl Bühl, "der Schwierige", dem solche Abende ein "Graus" sind, entschliesst sich, trotzdem hinzugehen. Seine Schwester hat ihn aufgefordert, sich weniger zurückhaltend zu benehmen und sich unter Leute zu begeben. Der alternde Junggeselle soll sich vermählen. Er hat jedoch nicht den Mut, die Frau, für die er sich wirklich interessiert, darauf anzusprechen, weil er, obwohl er durch seinen Reichtum ein begehrtes Heiratsobjekt ist, sich nicht für würdig hält. Zudem soll er an diesem Abend bei einer Dame ein gutes Wort für seinen Neffen einlegen. Dies ist jedoch die gleiche Frau, die Bühl selbst gerne heiraten möchte. Beim Lesen dieses Stücks hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Die Sprache ist, wie bei einem älteren Stück zu erwarten, etwas gewöhnungsbedürftig. Erst nach ein paar Seiten "einlesen" konnte ich den Text flüssig lesen. Vor allem Crescences Sprache bedarf einiger Geduld. Sie spricht mit ihrem Bruder in der dritten Person, wobei das Anredepronomen gross geschrieben ist. Dies stört den Lesefluss, und bei zu schnellem Lesen führt es auch zu Verständnisschwierigkeiten. Es erfordert auch Aufmerksamkeit, den Handlungsverlauf zu verfolgen, weil die Umgebung nur wenig beschrieben wird. Die ganze Vorgeschichte und die Zusammenhänge in der Vergangenheit der Charaktere werden durch die Dialoge wiedergegeben. Sie werden also nicht direkt beschrieben, sondern indirekt über den Dialog. Mir als ungeübten Leser von Theaterstücken bereitete das gewisse Schwierigkeiten. Im Stück kommen sehr viele Personen vor, deren Beziehungen zu den anderen nicht von Anfang an klar sind, da sie auf der ersten Seite nur knapp beschrieben sind. Dies macht das Buch interessanter, falls man wirklich motiviert ist, es zu lesen, und sich für das Thema, die Entwicklung eines "gesellschaftlichen Einsiedlers" zum eingreifenden, agierenden Teil einer Gesellschaft, interessiert. Als Schullektüre ist dieses Stück also weniger geeignet, da es wohl einigen wenigen vorbehalten ist, Freude daran zu haben. Auch ein Grund dafür, dass dieses Buch wahrscheinlich vor allem jüngerem Publikum nicht viel bietet, ist, dass die Handlung sehr unspektakulär ist. Bühl entschliesst sich, aus seiner selbstgewählten Einsamkeit auszubrechen, und findet endlich seine zukünftige Frau, wobei sogar sie diejenige ist, die den ersten Schritt macht. Dies hätte jedoch auch zu einem späteren Zeitpunkt geschehen können, ohne dass sich etwas geändert hätte. Es entsteht also kein Zeitdruck. Es baut sich kaum Spannung auf. Bis zum Schluss erwartet man, dass etwas Einschneidendes geschieht, doch die Handlung flaut gegen Schluss so langsam ab, wie sie sich aufgebaut hat. Bühl findet sein Glück, wie zu erwarten war. Er kommt auf dem Weg zu seinem Glück in keine Situationen, die ihm "gefährlich" werden könnten, so dass ihm der Weg zu seinem Ziel versperrt werden könnte. Er erreicht sein Ziel sowieso, es ist nur eine Frage der Zeit. Natürlich legt nicht die gesamte Gesellschaft unserer Zeit so viel Wert auf Spannung wie das erwähnte "jüngere Publikum", wobei auch innerhalb dieser Gruppe verschiedene Anforderungen an die Literatur gestellt werden. Bühl verhält sich, wenn es um Beziehungen zwischen Mann und Frau geht, sehr zurückhaltend. Er hat zu wenig Mut, um seine Anliegen, was die Liebe zu dieser Frau betrifft, anzubringen. Deshalb "versteckt" er sich, indem er nicht an Gesellschaftsanlässen wie einer Soirée teilnimmt. Er möchte die Geschehnisse aus der Ferne betrachten. Damit verhindert er, dass er in eine Situation gerät, in der er Mut aufbringen muss, den er nicht hat. Deshalb lebt er in dieser "Einsamkeit". Wenn nichts passiert, kann auch nichts geschehen, dass ihm Mühe bereitet. Diese Komödie ist meiner Meinung nach nur für diejenigen lesenswert, die sich gerne mit Themen befassen, die von zwischenmenschlichen Problemen handeln. Keinesfalls empfehle ich sie als Abendlektüre, da sie bei wachem Geiste gelesen werden muss. Silvio Kohler, Bündner Kantonsschule Chur
145-1Deutlich mehr erwartet. Nach den diversen Rezensionen hatte ich mich auf das Buch gefreut; Romane, die lebendig in die Handlung integriert aus dem "echten" Leben berichten, lese ich gerne und auch Nepal mag ich sehr. Hier wurde ich zum Teil aber doch recht enttäuscht. Man merkt zwar an vielen Beispielen, dass der Autor sehr viel über Kultur und Geschichte des Landes und seiner Menschen weiß, aber leider ist die literarische Umsetzung wenig gelungen. Die Handlung ist vielfach sprunghaft, die Charaktere sind nicht durchgezeichnet und die Sprache ist an vielen Stellen eher schlicht denn einem Roman angemessen. Mir scheint, dass sich der Autor da wesentlich mehr Zeit hätte gönnen sollen, um an seinem Werk zu feilen. Und ein freundlicher, aber strenger und akkurater Lektor hätte dem Buch sicher gut getan. Dass sich der Autor und seine Korrektoren mehr Zeit hätten lassen sollen, lässt sich auch gut ablesen an der schauderlich fehlerhaften Interpunktion (die ersten drei Seiten bspw. sind grausig) und den zahlreichen Rechtschreibfehlern, über die man (wenn sie auch für den Roman selbst nicht wesentlich sind) doch immer wieder stolpert - und sich ärgert. Man bekommt so unterschwellig den Eindruck, dass das Ganze "hingeschludert" wurde. Man möchte dem Autor deshalb zu einer Neuauflage seines Werks raten - wenn es deutlich überarbeitet wurde. Wäre ja schade, wenn er sein umfangreiches Wissen über Nepal nicht in eine bessere Verpackung bringen könnte.
146-1Klassische Schullektüre, sorry, Herr Kureshi! Ich bin gerade gezwungen dieses "Buch", eigentlich ist es ja nur das Script zu einem Film, im Englischunterricht zu lesen, was wohl nicht unbedingt zur Objektivität beiträgt. Wenn ich meine Meinung kundtue, darf sie aber ruhig subjektiv sein. Also, um es kurz zu machen und nicht zu viel zu verraten; ich möchte ja keinem den "Spaß" verderben: Es geht um einen homosexuellen jungen Mann pakistanischer Herkunft, der sich zusammen mit seinem Freund als Geschäftsmann versucht und einen Waschsalon eröffnet. Das Buch ist so voll von Konflikten, die sich im Unterricht wunderbar erarbeiten lassen, dass es geradezu davon trieft. All diese "conflicts" sind sogar auf dem Klappentext abgedruckt, damit man gleich merkt, dass man eine Lektüre in der Hand hält, die für den Englischunterricht geschrieben zu sein scheint. "Rassenkonflikte, Homosexualität, Klassenschranken, soziale Gegensätze, Jugendarbeitslosigkeit und (...) Thatcherismus" bieten sich alle an, durchgekaut zu werden, da sie einem ja überhaupt nicht ins Auge springen. (<--- Ironie!) Außerdem ist der Text voll von gehaltvollen Motiven und Stilmitteln: Gewalt über andere, moralische Dilemmata, Vater-Sohn-Konflikte, Doppelmoral und so weiter. Unterm Strich freut sich ein Englischlehrer, ein Schüler nicht. Außer vielleicht der, der die Oberflächlichkeit, die auch ein Stück weit durch die Textart selbst gegeben ist, durchschaut und für sich zu nutzen vermag. Ich selbst weißt zu Beispiel mit 80%iger Wahrscheinlichkeit, welche Stellen wir genauer besprechen werden und eben auch warum, nachdem ich ein Stück gelesen habe. Ich finde es schade, dass ein solcher Text im modernen Curriculum einen Shakespeare verdrängt.
147-1Hugo hat Besseres geschrieben. Ein halbes Dutzend italienische Adlige trinkt und feiert gerne zusammen. Sie alle eint der Hass auf Lucretia Borgia, die von jedem einen nahe stehenden Menschen hat ermorden lassen. Einer von ihnen, er heißt Gennaro, ist noch sehr jung. Er hat seine Eltern nie kennengelernt. Er liebt aber abgöttisch seine ihm unbekannte Mutter, von der er regelmäßig Briefe bekommt. Gerade um diesen bemüht sich Lucretia Borgia und will seine Zuneigung gewinnen. Als er in den Verdacht gerät, ihr Liebhaber zu sein, was ihm den Zorn des Herzogs einbringt, beschützt sie ihn. Zum Schluss, lässt sie die ganze Clique vergiften. Nur den Gennaro will sie retten. Der Schlussgag ist dann vorhersehbar. Es handelt sich nicht um einen Roman, sondern um ein Theaterstück, zudem um ein recht kurzes, das mit wenig verzweigtem Handlungsstrang ärgerlich schnell auf das rasche Ende hinausläuft. Der Leser findet die Lucretia Borgia eigentlich garnicht so bösartig. Im Gegenteil, er hat Mitleid mit ihr, wie sie sich mütterlich um den Gennaro bemüht und von ihm barsch zurückgewiesen wird. Sie ist zudem auf dem Wege der Läuterung und nimmt einige in Auftrag gegebene Mordbefehle wieder zurück. Es ist kaum vorstellbar, dass Victor Hugo solche Sympathien für sie wirklich erzeugen wollte. Wenn er hier nur vermeiden wollte, dass das Stück in reine schwarz-weiss Malerei ausartet, so ist er etwas zu weit gegangen.
148-1naja.... Das war jetzt mein 7. Buch von Friedrich Dürrenmatt und mein Fall war es nicht. Ich habe ein bischen seinen Schreibstyl und seine einmalige&starke Ausdrucksweise vermisst, die mir in diesem Stück ziemlich platt vorkam. Ich kann nicht sagen, dass ich es bereue das Buch gelesen zu haben, aber unbedingt weiter emfehlen würde ich es auch gerade nicht.
149-1Schmalspur-Shakespeare für Anspruchslose. In seinem hymnischen Nachwort schreibt Claus Peymann, der Thomas Brasch gleich neben Goethe, Lenz, Schiller und Kleist stellt, Brasch habe Shakespeare „wie im Rausch" übersetzt. Es wäre der Übersetzung zuträglicher gewesen, wenn Brasch in nüchternem Zustand ans Werk gegangen wäre. Es ist etwas dreist, diese Texte als „Übersetzungen" vorzulegen - eine Art Etikettenschwindel: Übersetzungen sollen doch einem Originaltext nach Form und Inhalt nachstreben. Hier handelt es sich aber um frei assoziierende Bearbeitungen, also willkürliche Brasch-Texte frei nach Shakespeare, die damit sogar eine gewisse Narrenfreiheit haben; denn wollte man sie als Übersetzungen ernst nehmen, müßte man den alten Schmäh herauskramen: „Er hat aus dem Englischen in eine andere Fremdsprache übersetzt, die er auch nicht beherrscht". Man müßte dann erhebliche Zweifel an Braschs englischer Sprachkompetenz anmelden - und leider auch an seiner deutschen, angesichts grotesker Sinnverständnisfehler, erheiternder Stilblüten und seiner generellen Trivialisierung von Shakespeares Sprache.Schlampiges Deutsch: (R&J;, 1,1, 117) „Madam, nur eine Stunde vor das Licht/der Sonne aus dem goldnen Fenster bricht" Auf deutsch heißt es ja wohl: „bevor das Licht"; aber dann hätte es nicht mehr ins Versmaß gepaßt. Solche Stummeldeutsch-Formen kommen laufend vor. Und was soll man sich konkret darunter vorstellen, daß das Sonnenlicht aus dem Fenster bricht? Unangenehm Braschs Vorliebe, Obszönitäten hinzuzuerfinden, wo im Original keine stehen: (R&J;, 1,1,167) Aus dem wortspielerischen „[I am] Out of her favour where I am in love". (Ich bin dort nicht in Gunst, wo ich liebe) wird bei Brasch: „Aus einer Frau versperrt, in die ich will". Oder R&J;, 2,4,112ff: „Amme: Schämt ihr euch denn nicht. Mercution: Ja, Scham. Nichts lieb ich mehr als eine Scham schön feucht. Die Scham ist, woran ich verkomm, wenn ich mal komm." Nichts davon steht bei Shakespeare, auch nicht als fernster Anklang; und nicht einmal der Sprecher stimmt: im Original antwortet Romeo der Amme. Abgesehen davon ist der Text in sich ziemlich unsinnig. Dafür aber bemerkt Brasch es nur allzu oft überhaupt nicht, wenn das Original tatsächlich sprachlich raffiniert witzig-obszön ist - z.B. Wie es euch gefällt, 2,7, die ganzen Obszönitäten des Narren sind nicht erkannt, nicht begriffen und somit wurde das Thema der Szene nicht übersetzt. Sinnverständnisfehler: (R&J;, 1,1,229) „These happy masks that kiss fair ladies' brows,/ Being black, puts us in mind they hide the fair". Dies meint im Sinne des elis. „black/fair"-Topos: „Diese Gesichtsmasken - glücksgesegnet, weil sie die Gesichter schöner Frauen küssen - machen uns gerade weil sie so häßlich schwarz sind, darauf aufmerksam, daß sie weiße Schönheit verhüllen". Brasch freihändig unsinnig: „Schwarz ist die Maskenfarbe für das Glück: /So hält die Frau ihr Schönstes stets zurück,/ man küßt sie hinter ihrem Todgesicht" - was immer das heißen soll. Stilblüten: (R&J;, 1,181ff) „Wollt ihr nicht hören, Abschaum der Natur, /daß ihr das Feuer eurer Wut mit Öl/ noch tränkt aus eurem aufgehitzten Blut". Kann man Feuer tränken wie ein Pferd oder einen Lappen? Inwiefern enthält Blut Öl? Kann man etwas „aufhitzen"? Ein grotesker Sprachverhau aus verunglückten Metaphern. Abgesehen davon steht bei Shakespeare an dieser Stelle inhaltlich ziemlich genau (und komplexer) das Gegenteil: „Ihr Männer, ihr Bestien, die ihr das Feuer eurer bösartigen Wut mit purpurnen Fontänen LÖSCHT, die aus euren Adern hervorquellen". Stelz-Deutsch (Richard III): „Richard: Macht deine Nachricht glücklich mich? Tyrell: Wenn Euer Gnaden glücklich ist zu sehn, /Vollzug des Auftrags, dann seid glücklich nun." Gegen solche verquaste Syntax sind die manchmal verschroben wirkenden Satzkonstruktionen des alten Schlegel glasklares Normaldeutsch. Unverständliches Deutsch: (R&J;, 1,2,29): „Ja, die Knospe springt/der Frauen." - was darf man sich darunter vorstellen? Es heißt eigentlich: „...even such delight/Among fresh female buds shall you this night..." = „gerade solche Freude im Kreis frischer Mädchenknospen sollt Ihr heute Nacht..." Simplifizierungen, die zu Platitüden werden: (R&J;, 1,1,213f) „An größter Schönheit leidet sie nicht Not/doch wenn sie stirbt, ist auch die Schönheit tot". Anzunehmenderweise. Bei Shakespeare steht ganz was anderes, raffiniert zynisch: „O she is rich in beauty, only poor/That when she dies, with beauty dies her store." = „Oh sie ist reich an Schönheit; arm nur, weil, wenn sie stirbt, mit ihrer Schönheit auch ihr Reichtum stirbt". Unfreiwillig komisch oftmals die Satzverrenkungen, wenn gereimt werden muß: (R&J;, 2,3,3f) „I must upfill this osier cage of ours/With baleful weeds and precious-juiced flowers" (etwa: Ich muß diesen unsern Weidenkorb mit giftigen Kräutern und heilkräftigen Blumen füllen). Daraus wird: „füll unsern Weidenkorb ich übervoll/mit Unkraut und mit Blumen, stark und toll". Ganz schrecklich eine Art Stefan-Raab-Maschendrahtzaun-Humor - wenn z.B. eine Figur „im Wald die Freßbar sucht" (Wie es euch gefällt, 2,5), oder ähnlich anachronistische Scherze treibt, die wohl zum Ablachen komisch sein sollen; quälend die vielen „coolen" Modernismen: „Idiotenversammlung"; „Grüß dich, buntscheckiger Blödel"; „Ich bin so scharf auf buntgescheckte Jacken", etc. etc. Fürchterlich unrhythmisch die Behandlung der Verspassagen (insbesondere in Was ihr wollt), die oft mit Blankversen kaum mehr etwas zu tun haben - wenn Brasch nicht gleich aus Shakespeares Versen Prosa macht wie in Maß für Maß, was dann sogar angenehmer klingt. Diese absurden Beispiele wären beliebig, fast Satz für Satz, zu vermehren. Brasch assoziiert frei zum Originaltext (ohne diesen sprachlich sonderlich gut zu verstehen). Man könnte seine Texte also euphemistisch zur „Nachdichtung" hochjazzen - aber warum muß eine solche so fürchterlich platt, plump und arm sein? Brasch hantiert sprachlich immer auf dem kleinsten gemeinsamen Trivialitäts-Nenner; man kann darauf wetten, daß jedes etwas komplexere Sprachbild, jeder etwas kompliziertere Gedanken auf die flachste easy-speak-Variante heruntergetrimmt wird. So wird aus dem komplexen „Earth hath swallow'd all my hopes but she;/She is the hopeful lady of my earth" ein schlichtes "Nichts hab ich auf der Welt als Julia/ all mein Besitz wird einmal ihr gehörn" (R&J;, 1,1,12). Wer von Shakespeare Sprache nichts weiß, hält das wahrscheinlich für genial, weil so schön total normal. Ist aber leider nur trivial. Es handelt sich um ähnlich reduktionistische Bearbeitungen wie seinerzeit die freien Shakespeare-Fassungen von Hans Rothe. Angeblich so wahnsinnig bühnenwirksam, als schlagendes Kriterium. Bühnenwirksam ist Stefan Raab auch. Möchte man wissen, warum Shakespeare für seine Sprachkunst so gerühmt wird, ist selbst der antiquierte alte Schlegel diesen Texten vorzuziehen. Schmalspur-Shakespeare für ganz ganz Anspruchslose. B.R.
150-1Deutlich mehr erwartet. Nach den diversen Rezensionen hatte ich mich auf das Buch gefreut; Romane, die lebendig in die Handlung integriert aus dem "echten" Leben berichten, lese ich gerne und auch Nepal mag ich sehr. Hier wurde ich zum Teil aber doch recht enttäuscht. Man merkt zwar an vielen Beispielen, dass der Autor sehr viel über Kultur und Geschichte des Landes und seiner Menschen weiß, aber leider ist die literarische Umsetzung wenig gelungen. Die Handlung ist vielfach sprunghaft, die Charaktere sind nicht durchgezeichnet und die Sprache ist an vielen Stellen eher schlicht denn einem Roman angemessen. Mir scheint, dass sich der Autor da wesentlich mehr Zeit hätte gönnen sollen, um an seinem Werk zu feilen. Und ein freundlicher, aber strenger und akkurater Lektor hätte dem Buch sicher gut getan. Dass sich der Autor und seine Korrektoren mehr Zeit hätten lassen sollen, lässt sich auch gut ablesen an der schauderlich fehlerhaften Interpunktion (die ersten drei Seiten bspw. sind grausig) und den zahlreichen Rechtschreibfehlern, über die man (wenn sie auch für den Roman selbst nicht wesentlich sind) doch immer wieder stolpert - und sich ärgert. Man bekommt so unterschwellig den Eindruck, dass das Ganze "hingeschludert" wurde. Man möchte dem Autor deshalb zu einer Neuauflage seines Werks raten - wenn es deutlich überarbeitet wurde. Wäre ja schade, wenn er sein umfangreiches Wissen über Nepal nicht in eine bessere Verpackung bringen könnte.
151-1Um ja nicht verstanden zu werden.... Ich weiß, dass sich eine germanistische Elite an diesen Texten ergötzt. Meine Motivation ist jedoch begrenzt, die auf den ersten (und wohl auch auf den zweiten) Blick wirren und völlig beliebig erscheindenden Textfetzen zu entschlüsseln- zumal Gesellschaftskritik hier (etwa bei "Rechnitz") nicht mehr zu bieten hat als reißerischen und um jeden Preis obszön gehaltenen Gedankenquark. Mal wieder viel pseudointellektuelles Blabla... aber wer kriegt heute nicht alles den Nobelpreis ;-)
152-1Hugo hat Besseres geschrieben. Ein halbes Dutzend italienische Adlige trinkt und feiert gerne zusammen. Sie alle eint der Hass auf Lucretia Borgia, die von jedem einen nahe stehenden Menschen hat ermorden lassen. Einer von ihnen, er heißt Gennaro, ist noch sehr jung. Er hat seine Eltern nie kennengelernt. Er liebt aber abgöttisch seine ihm unbekannte Mutter, von der er regelmäßig Briefe bekommt. Gerade um diesen bemüht sich Lucretia Borgia und will seine Zuneigung gewinnen. Als er in den Verdacht gerät, ihr Liebhaber zu sein, was ihm den Zorn des Herzogs einbringt, beschützt sie ihn. Zum Schluss, lässt sie die ganze Clique vergiften. Nur den Gennaro will sie retten. Der Schlussgag ist dann vorhersehbar. Es handelt sich nicht um einen Roman, sondern um ein Theaterstück, zudem um ein recht kurzes, das mit wenig verzweigtem Handlungsstrang ärgerlich schnell auf das rasche Ende hinausläuft. Der Leser findet die Lucretia Borgia eigentlich garnicht so bösartig. Im Gegenteil, er hat Mitleid mit ihr, wie sie sich mütterlich um den Gennaro bemüht und von ihm barsch zurückgewiesen wird. Sie ist zudem auf dem Wege der Läuterung und nimmt einige in Auftrag gegebene Mordbefehle wieder zurück. Es ist kaum vorstellbar, dass Victor Hugo solche Sympathien für sie wirklich erzeugen wollte. Wenn er hier nur vermeiden wollte, dass das Stück in reine schwarz-weiss Malerei ausartet, so ist er etwas zu weit gegangen.
153-1Vieles fehlt! Da es es sich bei den CDs nicht um ein Hörbuch sondern um ein Hörspiel handelt fehlen nicht nur Sätze des orginal Stücks, sonder teilweise sogar ganze Szenen! Das ist sehr schade. Zum "mal eben so" anhören ist es OK, da sich die Sprecher sehr viel Mühe geben, aber nicht, wenn man es für die Schule/Studium braucht, da eben wichtige Passagen fehlen!
154-1Heinrich Boell: Zum Tee bei Dr. Borsig. Heinrich Boell: Zum Tee bei Dr. Borsig Es gibt kaum einen Schriftsteller, von dem ich mehr enttaeuscht wurde. Beeinflusste er das Denken vieler Jugendlicher in den 80ern, so stellt sich nun heraus, dass er vom CIA gefoerdert wurde. Da gerade in den letzten Jahren die Geheimdienste mehr und mehr an Macht und Kapital gewonnen haben, und die Menschen fassungslos vor den Ermordungen und inhumanen Machenschaften der mittlerweile maechtigen Drahtzieher stehen, stellen sich Fragen: Wer kann eigentlich noch die Geheimdienste kontrollieren? Sind die Geheimdienste ein militanter Staat in der Demokratie? Was ist, wenn die Kontrollinstanzen aus den Geheimdiensten besetzt werden? Wer soll die Wahrheit vertreten und berichten, wenn nicht die Schreibenden? Deshalb ein fast stummer Appell: Wer sich fuer das Schreiben entscheidet, sollte sich selbst treu bleiben, auch wenn dies ein Leben ohne Luxus zur Folge hat. v
155-1Gekürzt. Musste leider feststellen, dass die Ausgabe des Verlages "Carl Ueberreuter" massivst gekürzt ist; dies geht, bei Lichte betrachtet, schon durch die geringe Seitenzahl hervor. Die Geschichte bleibt in meinen Augen dennoch spannend, es ist jedoch ärgerlich, dass teilweise direkt Bezug auf Passagen genommen wird die (in dieser Ausgabe) niemals passiert sind; die entsprechenden Passagen, auf die Rückbezug genommen wird, wurden schlichtweg gekürzt, entfernt, deswegen fehlt gelegentlich Kontinuität. Durch die Kürzungen folglich auch zum Gegenlesen des französischen Originaltextes ungeeignet. Dass es sich um eine gekürzte Fassung handelt, blieb seitens Amazon unvermerkt.
156-1Gewöhnungsbedürtig. Es wäre zu wünschen gewesen, dass sich Herr Gottsched zu Lebzeiten nie mit dem Theater vermengt hätte. "Der sterbende Cato" war als Musterdrama gedacht, ist aber so unerträglich trocken und die Handlung wirkt so gekünstelt und konstruiert, dass die Lektürer des Werkes fast nicht zu ertragen war.
157-1Achtung Druckfehler!!! Als ich als Vorbereitung für den Deutschunterricht dieses Buch gelesen habe, wunderte ich mich schon warum manche Sätze nicht vollständig sind und anstelle einiger Schlusswörter nur ein Gedankenstrich steht. Im Unterricht merkte ich dann, dass dies wirklich ein Druckfehler ist und die entsprechenden Wörter einfach fehlen. Daher rate ich in jedem Fall vom Kauf dieses Buches ab!
158-1Kein gutes Preis-Leistungsverhältnis. Diese Lektürehilfe hat mir überhaupt nicht geholfen. Ich habe sie mir gekauft, weil ich Probleme hatte Dantons Tod zu verstehen und auf eine verständliche Erläuterung des Inhalts gehofft. Leider wurde ich enttäuscht. Szenen über mehrere Seiten werden in 3 Sätzen zusammengefasst, das hätte man auch ohne Hilfe herausfinden können. Ich kann den Klett Lektüreschlüssel dagegen sehr empfehlen. Nicht viel teurer aber hundertmal besser!!!!!
159-1"Vorspiegelung falscher Tatsachen".... ...muß man es eigentlich fast nennen, wenn einem dieses Buch als eigenständiger Roman mit dem Titel "Der Mann in der eisernen Maske" verkauft wird, den man aus den Filmen kennt. Ich wußte nicht viel über Dumas und seine Romane, obwohl ich schon "Die drei Musketiere" und "20 Jahre später" hatte, und muß zugeben, daß ich mich auch nicht informiert hatte. Schon nach ein paar Seiten kam es mir so vor, als würde da über Personen oder Ereignisse so gesprochen, als müßte man sie kennen, und ich hatte den Eindruck, es fehlt die Vorgeschichte. So habe ich recherchiert und festgestellt, daß der Text von "Der Mann in der eisernen Maske" nur das Ende von "Der Vicomte de Bragelonne" ist. Das hat mich ganz schön geärgert, zumal ich festgestellt habe, daß z.B. in englischen Ausgaben des Romans viel klarer wird, daß es mehrere Teile sind und welchen man da kauft. In Deutschland ist es gar nicht so einfach - und vor allem gar nicht so billig -, den ganzen Roman zu bekommen. Aktuell im Buchhandel nicht lieferbar. Ich hab jetzt über ZVAB eine wunderschöne zweibändige Ausgabe mit Illustrationen gekauft (die dafür dann letztendlich eigentlich eher billig war) und dabei meine Vermutung bestätigt bekommen: "Der Mann in der eisernen Maske" ist ca. die Hälfte des Romans "Der Vicomte de Bragelonne" (wohlgemerkt die ZWEITE Hälfte!). Sowas müßte man kommunizieren als Verlag, finde ich, und nicht nur schreiben: Leicht gekürzt (ok, immerhin erwähnen sie den französischen Originaltitel, der mich auf die Spur brachte, das muß man ihnen lassen). Ich hab jetzt den ganzen Roman noch nicht gelesen, aber ich kann schon mal vermuten, daß das, was einige Vorrezensenten bemängeln, vielleicht daran liegt, daß der Roman einfach erst in der Mitte anfängt!!!!! Kein Wunder, daß man da etwas unbefriedigt ist! Interessant aber, wie wenig letztendlich die Filme mit dem Buch zu tun haben... Schon allein deshalb sollte man das Buch nicht so nennen... Aber etwas Gutes hatte das Ganze: Bei der Recherche habe ich gelernt, daß es nicht nur D'Artagnan, sondern auch Athos, Porthos und Aramis wirklich gab (auch wenn Dumas natürlich den größten Teil der Geschichte erfunden hat), und daß es schon um 1700 einen Roman über D'Artagnan gab, den ich mir gleich gekauft habe, und der mir sehr gut gefiel. Insofern muß ich mich fast für den "Etikettenschwindel" bedanken...
160-1Absurdität im Gewand der Weltliteratur. Treffender hätte man den Titel des Theaterstücks nicht wählen können. Mit ihm ist die ganze Handlung erzählt. Wenn man hinzufügt, dass es sich um "absurdes Theater" handelt, so weiß man Bescheid. Zum Glück ist das schriftliche Werk nur etwas mehr als einhundert Seiten lang. Man kann herrlich darüber philosophieren, wer oder was Godot eigentlich ist. Man könnte auch Seiten überschlagen und wäre nicht weniger schlau im Bezug auf die Handlung, weil eben nur die mit absurden Gesprächen gefüllte Wartezeit beleuchtet wird. Wie es sich für hohe Kunst gehört, gibt es in der Geschichte auch kein Ende, weil Godot gar nicht kommt. Beckett hat sich den Nobelpreis wirklich verdient, weil schon etwas dazu gehört, so einen Blödsinn überhaupt zu Papier zu bringen.
161-1Hugo hat Besseres geschrieben. Ein halbes Dutzend italienische Adlige trinkt und feiert gerne zusammen. Sie alle eint der Hass auf Lucretia Borgia, die von jedem einen nahe stehenden Menschen hat ermorden lassen. Einer von ihnen, er heißt Gennaro, ist noch sehr jung. Er hat seine Eltern nie kennengelernt. Er liebt aber abgöttisch seine ihm unbekannte Mutter, von der er regelmäßig Briefe bekommt. Gerade um diesen bemüht sich Lucretia Borgia und will seine Zuneigung gewinnen. Als er in den Verdacht gerät, ihr Liebhaber zu sein, was ihm den Zorn des Herzogs einbringt, beschützt sie ihn. Zum Schluss, lässt sie die ganze Clique vergiften. Nur den Gennaro will sie retten. Der Schlussgag ist dann vorhersehbar. Es handelt sich nicht um einen Roman, sondern um ein Theaterstück, zudem um ein recht kurzes, das mit wenig verzweigtem Handlungsstrang ärgerlich schnell auf das rasche Ende hinausläuft. Der Leser findet die Lucretia Borgia eigentlich garnicht so bösartig. Im Gegenteil, er hat Mitleid mit ihr, wie sie sich mütterlich um den Gennaro bemüht und von ihm barsch zurückgewiesen wird. Sie ist zudem auf dem Wege der Läuterung und nimmt einige in Auftrag gegebene Mordbefehle wieder zurück. Es ist kaum vorstellbar, dass Victor Hugo solche Sympathien für sie wirklich erzeugen wollte. Wenn er hier nur vermeiden wollte, dass das Stück in reine schwarz-weiss Malerei ausartet, so ist er etwas zu weit gegangen.
162-1Theatralische Nullnummer. "Über vier Millionen Arbeitslose in Deutschland. Das ist ein Skandal. Und Rolf Hochhuth gehört nicht zu denen, die wegschauen." So steht es auf dem Klappentext, und das ist auch schon das Beste, was man über Hochhuth sagen kann. Daß er brisante Themen aufgreift und sie für das Medium Theater aufzubereiten versucht, ist verdienstvoll. Daß er jedoch ohne jegliches Gespür für szenische Wirkungen vorgeht, daß er papierene Dialoge in schauderhaft realistischem Ambiente ansiedelt (etwa in einem ICE "auf der reizvollen Strecke Basel - Karlsruhe"), daß er seinen Figuren keinerlei Komplexität und Fallhöhe zugesteht, das ist nur schwer erträglich. Theaterästhetisch bewegt sich Hochhuth auf dem Niveau drittklassiger Autoren des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Besonders fatal sind quasi essayistische Einlassungen in den Text, die in oberlehrerhafter Manier banalste Dinge behandeln (etwa "Reflexionen" über den Dialektgebrauch der Schweizer), oder auch groschenromanhafte Charakterisierungen von Personen ("Medienberater, Mitte Dreißig, einst radikal als linker Student, jetzt ebenso radikal als Reaktionär, peinlich elegant, kokettes Tüchelchen am Rock"). "McKinsey kommt" ist eine theatralische Nullnummer. Und diesmal wird kein Einar Schleef daherkommen, der 1993 Hochhuths ähnlich papierenes Stück "Wessis in Weimar" mit seinem szenischen Furor rettete (Hochhuth allerdings wollte diese Aufführung verbieten lassen!). Schade, Herr Hochhuth, um den schönen Stoff! Auf einen aufrüttelnden Bühnentext zur heutigen Wirtschaftslage müssen wir weiter warten.
163-1hyperintellektuelle Literatur. Dieser Roman enthält stilistisch so unterschiedliche Kapitel, daß man erst nach einer Weile versteht, daß es wirklich eine zusammenhängende Geschichte ist, und keine Ansammlung von Kurzgeschichten. Das erste Kapitel handelt vom Scheitern eines jungen unbekannten Regisseurs namens Leon an zwei bekannten Schauspielerinnen, die ihn zur Verzweiflung treiben, so daß er seinen Beruf aufgibt. Dann folgt ein Kapitel im Stil des magischen Realismus, daß von einer jungen Frau handelt, die einen Geschäftstermin wahrnehmen soll, aber ihr Gedächtnis verliert, anschließend in phantastische Abenteuer verwickelt wird, die sie in einen Turm, wo man Stimmen kaufen kann, und in die Unterwelt führen. Danach folgt eine Art Sience-fiction-Kapitel, in dem ein Anthropologe eine Bevölkerungsgruppe in einem Wald bei Köln wissenschaftlich beobachtet, die nach völlig anderen Werten als den gesellschaftlich etablierten lebt. Diese Aussteiger faszinieren ihn so, daß auch er seine Konventionen aufgibt und gesellschaftlichen Ausschluß erfährt. Später folgt ein großes Kapitel in Anlehnung an die Geschichte von Belsazar, das eine Abrechnung mit dem Dritten Reich darstellen soll und zugleich die Schwächen der jetztigen Gesellschaft aufzeigen möchte. Dazu treffen vier Weltanschauungen von vier Freunden aufeinander, die sich gegenseitig quasi einen Vortrag halten. So geht es weiter bis man am Ende einige Fäden in der Hand hält, die Leon, den Held des ersten Kapitels, einen Arbeitskollegen aus der Theaterzeit wiedertreffen läßt, und er überrascht feststellt, daß die damals ersehnte, faszinierende Welt dieses Bekannten ihre Schattenseiten hat und ihm heute nichts mehr bedeutet. Ich habe dieses Buch nur stellenweise gern gelesen und habe am Schluß gekämpft, um es zu Ende zu bringen. Die schönsten Momente gab für mich in den phantastischen Kapiteln. Aber auch da fasziniert mich ein Calvino oder ein Borges mehr. Die sehr langen, intellektuellen Ausführungen, vor allem in dem Belsazar-Kapitel, haben mich einfach nicht berührt. Es mag durchaus sein, daß das für andere Menschen anders ist. Die Sprache ist sehr ausgefeilt. Mancher kann das sicher genießen, aber ich spüre kein Herz dabei. Deshalb läßt mich die Geschichte schlicht kalt. Auch das Ende bringt mir keine Erkenntnis, kein Aha-Erlebnis, sondern wirkt auf mich eher banal. Ich empfinde den Stilmix wie eine schriftstellerische Übung. Das Ziel entgeht mir. Ich möchte das Buch gar nicht schlecht machen; das kann ich gar nicht, denn die Welt dieses Buches ist mir so fremd, das ich mir kein Urteil erlauben kann. Ich kann nur sagen, daß es mich nicht anrührt, daß es mir zu intellektuell ist. Vielleicht habe ich den Intellekt nicht, um es zu verstehen. Ich kann aber sagen, daß mich aus anderen fremden Dingen dennoch etwas anwehen kann, das in mir den Wunsch weckt, mehr davon kennenzulernen. Das war hier leider auch nicht der Fall. Ich würde sehr gerne jemanden kennenlernen, der dieses Buch liebt und mir erklärt, was er daran liebt. Beim Lesen hat es sich mir nicht erschlossen. Fazit: nicht meine Wellenlänge!
164-1Leider eine gekürzte Fassung. Bei einem zufälligen Vergleich mit der Ullstein Fassung ist mir aufgefallen, dass in dieser Fassung ganze Absätze fehlen. Entäuschend, es sollte wohl alles in diese tolle Box passen. Ich kann nur jedem raten, sich irgendwie die alte Fassung zu besorgen.
165-1Deutlich mehr erwartet. Nach den diversen Rezensionen hatte ich mich auf das Buch gefreut; Romane, die lebendig in die Handlung integriert aus dem "echten" Leben berichten, lese ich gerne und auch Nepal mag ich sehr. Hier wurde ich zum Teil aber doch recht enttäuscht. Man merkt zwar an vielen Beispielen, dass der Autor sehr viel über Kultur und Geschichte des Landes und seiner Menschen weiß, aber leider ist die literarische Umsetzung wenig gelungen. Die Handlung ist vielfach sprunghaft, die Charaktere sind nicht durchgezeichnet und die Sprache ist an vielen Stellen eher schlicht denn einem Roman angemessen. Mir scheint, dass sich der Autor da wesentlich mehr Zeit hätte gönnen sollen, um an seinem Werk zu feilen. Und ein freundlicher, aber strenger und akkurater Lektor hätte dem Buch sicher gut getan. Dass sich der Autor und seine Korrektoren mehr Zeit hätten lassen sollen, lässt sich auch gut ablesen an der schauderlich fehlerhaften Interpunktion (die ersten drei Seiten bspw. sind grausig) und den zahlreichen Rechtschreibfehlern, über die man (wenn sie auch für den Roman selbst nicht wesentlich sind) doch immer wieder stolpert - und sich ärgert. Man bekommt so unterschwellig den Eindruck, dass das Ganze "hingeschludert" wurde. Man möchte dem Autor deshalb zu einer Neuauflage seines Werks raten - wenn es deutlich überarbeitet wurde. Wäre ja schade, wenn er sein umfangreiches Wissen über Nepal nicht in eine bessere Verpackung bringen könnte.
166-1Irgendwann ist das Pulver verschossen.... Ich hatte bislang noch nicht das Vergnügen, ein Stück von Thomas Bernhard auf einer Bühne zu sehen; daher kann ich auch nicht beurteilen, wie seine Dialoge im gesprochenen Wort klingen, und ob sich tatsächlich ein gewisser Sprachrhythmus einstellt. Jedoch muss man bei einem Theaterstück auch immer den literarischen Eigenwert bewerten, und der ist bei Bernhards Dramen eher gering. Wie schon die Figuren in seinen Romanen sind auch Bernhards Bühnencharaktere häufig irgendeiner Form des psychischen oder physischen Verfalls ausgeliefert, und sie sezieren eine kranke, nicht lebenswerte Welt in ewig kreisenden Gedankengängen. Diese Technik hat meiner Ansicht in drei erstklassigen Romanen funktioniert ('Holzfällen', 'Korrektur' und 'Auslöschung'), aber je mehr ich von Bernhard las, umso mehr ging mir diese Technik und die thematische Armut seiner Prosa auf die Nerven; irgendwann kaschierte der Autor seine Einfallslosigkeit mit einer unlesbaren Erzählstruktur und geradezu hysterischer Misanthropie. In diesem Sinne bieten Bernhards Stücke eigentlich alles, was ihm seine Kritiker vorwerfen: Sie sind dialog- bzw. monologlastig, praktisch ohne Handlungs- oder Spannungsbogen, die Hauptfiguren sind unsympathische und wehleidige Einsiedler, die ihre eigenen Fehler grundsätzlich auf andere schieben und statt Situationen zu beschreiben oder Missstände zu entlarven, polemisiert und pauschalisiert Bernhard gegen was immer ihm gerade zuwider ist. Es ist da auch kaum sinnvoll, auf einzelne Stücke einzugehen, da sich Bernhards Dramen sowohl inhaltlich, als auch strukturell sehr ähnlich sind: Ich besitze alle 3 Bände von Bernhards Dramen, und obwohl ich nicht jedes einzelne Stück gelesen habe, konnte ich mir doch einen guten Überblick verschaffen. Bernhards Kritik an Österreich und der nationalsozialistischen Vergangenheit des Staates, die bereits schon in seiner Prosa ermüdete, verkommt in seinen Dramen vollends zur Schablone: Bestimmte Sprachbilder kehren ständig wieder, die Kritik kommt nie über Oberflächlichkeiten hinaus; schon in der Minute in der ich die letzte Seite umgeblättert hatte, fiel mir kaum noch ein, was im vergangenen Akt geschehen war. Thomas Bernhard hat meiner Ansicht nach nur ein wirklich gutes und politisch relevantes Stück geschrieben: Den 'Heldenplatz'. Wenn eines seiner Dramen jemals in einem Theater in meiner Umgebung gespielt wird, dann bin ich mit Sicherheit der erste, der eine Karte kauft: Als Lesestoff sind seine Stücke jedoch weder eine angenehme, noch eine bereichernde Lektüre und mit diesem Fazit kann ich nur jedem geneigten Bernhard-Fan von dem Erwerb dieses Sammelbands abraten.
167-1Fürwahr ein Trauerspiel. Johann Christoph Gottsched: Sterbender Cato (1731)Im Zentrum des „Sterbenden Cato" steht die Machtprobe zwischen dem republikanischen Stadtkommandanten im nordafrikanischen Utica, Marcus Porcius Cato, und Caesar zur Zeit der römischen Bürgerkriege. Arsene ist die vermeintliche Tochter des verstorbenen Partherkönigs Arsaces und Königin des Partherreiches. Sie weigert sich strikt Pharnaces, König von Pontus und Mörder ihres Bruders, zu heiraten. Deshalb bittet sie Cato um Rat und Hilfe vor dem zudringlichen Freier. Dieser will ihr Schutz bieten, auch weil er in ihr eine Ähnlichkeit mit seiner verstorbenen Tochter Portia zu erkennen glaubt. Währenddessen kommt Cäsar nach Utica, um Cato, sein letztes Hindernis vor der Alleinherrschaft, zu besiegen. Ausserdem will er Arsene, die seine Liebe erwidert, für sich gewinnen, um dadurch kampflos die Herrschaft über die Parther zu erlangen. Als sich jedoch herausstellt, dass Arsene in Wirklichkeit Catos totgeglaubte Tochter Portia ist, wird ihre Liebe zum Konflikt. Da sie Tochter eines Republikaners ist und Cato ihre Liebe zu einem Mann, der die Alleinherrschaft anstrebt, nicht zulässt, muss sie dem geliebten Cäsar entsagen. Als Cäsar schliesslich Utica angreift, verweigert sich Cato jeglichem politischen Kompromiss und begeht Selbstmord, als seine Niederlage unabwendbar wird. Gottscheds „Sterbender Cato" entstand in der Zeit der frühen deutschen Aufklärung. Er errang damit einen populären Erfolg und brachte das deutsche Drama auf eine neue Bahn, die später im 18. Jahrhundert zu Werken von dauerndem Wert führte. Gottsched war in erster Linie Gelehrter und Kritiker und nicht Poet. Auch wenn er sein Leben hindurch dichtete, schuf er hauptsächlich Gelegenheitsgedichte im Stile und Sinne des frühen 18. Jahrhunderts. Dies war eine Art Poesie, für die das 21. Jahrhundert wenig Verständnis hat. Damals galt Gottsched jedoch als Meister der Gelegenheitspoesie, denn die Qualität seiner Poesie wurde nicht kritisiert. Gottsched war an der Umgestaltung der deutschen Literatur dieser Epoche interessiert; er wollte das Theater auf eine höhere Stufe bringen und das Drama zu einem ernsten Erziehungsmittel machen. Der „Sterbende Cato" ist ein beispielhaftes Stück für seine Reformversuche. Zur Schaffung dieses Werkes bediente er sich zweier Cato-Dramen, geschrieben von Deschamps in Frankreich und Addison in England, übersetzte sie und weitete sie durch Nebenhandlungen zum fünfaktigen Drama aus. Mit „Kleister und Schere", wie sein späterer Erzfeind Johann Jakob Bodmer spöttisch bemerkte, entstand so eine „zusammengebastelte Übersetzungscollage". Es ist unübersehbar, dass Gottsched sich an seine eigenen Vorgaben hinsichtlich der Dramentheorie hält. So werden die drei aristotelischen Einheiten von Zeit, Ort und Handlung strengstens eingehalten. Auch sein Rezept für ein Trauerspiel, nämlich mit einer Fabel und historischen Personen zu arbeiten, befolgt er. Eher sekundär ist für Gottsched das Sprach- und Redekriterium. Obwohl er an der Notwendigkeit des Reimes zweifelte, konnte er sich davon trotzdem nicht lösen. Er benutzt den Alexandriner mit dem Hinweis, dass er der deutschen Umgangssprache nahe komme. Der Text wirkt für den heutigen Leser jedoch dürr, unzugänglich und leblos. Gottsched versuchte, die weiter fortgeschrittene französische Dichtung nach Deutschland zu bringen und dadurch das Niveau der deutschen Literatur zu heben. Die für den französischen Klassizismus typische Naturnachahmung und die Forderung nach Wahrscheinlichkeit konnten wir jedoch nirgends feststellen. Beispielsweise ist die „Todesrede" Catos am Schluss sehr unrealistisch. Er findet, bereits verblutend, noch die Zeit, seiner Tochter Heiratsanweisungen zu erteilen, seinen Sohn Portius anzuhalten, so zu werden wie er selbst, und um Rom zu trauern. Weitere Prinzipien Gottscheds, die uns aufgefallen sind, sind die Anweisungen betreffend Szenenverknüpfung und Aktschlüsse. Um eine leere Szene zu vermeiden lässt Gottsched immer am Ende eines Auftrittes eine andere Person erscheinen. Das Drama ist als eine Darstellung des Tugend-Laster-Gegensatzes zu interpretieren. Aber in Cato und Cäsar ist nicht nur der Gegensatz von Tugend und Laster, sondern auch der Gegensatz zweier Regierungsformen dargestellt. Ihre Begegnung bedeutet den Zusammenstoss zweier geschichtlicher Zeitalter, des republikanischen und des absolutistischen, der zum Untergang des ersten führt. Cato selbst weiss, dass er verlieren wird, denn Cäsar ist unbesiegbar. In der Aufklärung nehmen die Tugendhaftigkeit und die Hinwendung zur Demokratie eine wichtige Stellung ein. Unserer Meinung nach sind Catos Freiheitsgedanke (und damit die Demokratie) und seine Tugend übertrieben und führen zum Fanatismus. Seine zwischenmenschliche Härte und Starrsinnigkeit zieht sich durch den ganzen Text. Dieser Charakterzug zeigt sich in dem Moment, als Cato mit der Leiche seines Sohnes Marcus konfrontiert wird, der im Kampf gegen Pharnaces gefallen ist. Er trauert nicht um ihn, sondern um das Schicksal Roms. Diese Begebenheit ist für uns sehr unglaubwürdig und lässt das Werk unrealistisch erscheinen. Ausserdem offenbart sich im Schlussakt die problematische Konsequenz aus seinem überzogenen Tugendbegriff: Der einzige Ausweg, der für ihn in Frage kommt, ist der Freitod. Ein weiteres Beispiel für seine standhafte Tugend ist, dass er die Rettung der Stadtbewohner Uticas organisiert und selbst zurückbleibt und den Märtyrertod für Roms Freiheit stirbt. Unserer Meinung nach ist dieses Drama nicht zu empfehlen. Nie entdecken wir Spannung, Witz oder eine Handlung, die aus der langweiligen Regelmässigkeit hervorsticht. Nicht nur leidet der Text unter dem Reimzwang, sondern auch die handelnden Personen wirken leblos, und somit kann der Leser sich nicht in sie einfühlen und an der Handlung teilhaben. Man merkt, dass Gottsched eine starke Zeitgebundenheit hatte, denn die Texte scheinen nur für seine Zeitgenossen gestaltet worden zu sein und dürfen deshalb nur aus der Sicht der Aufklärung interpretiert werden. Eine weitere Schwierigkeit stellt das historische Umfeld dar, deshalb ist es empfehlenswert, sich über den geschichtlichen Hintergrund zu informieren. Obwohl das Thema an sich interessant und spannend zu verarbeiten wäre, ist es Gottsched nicht gelungen, den Stoff lesenswert zu vermitteln.
168-1das schlechteste aller möglichen Lektorate. Zuallererst: meine Kritik zielt keineswegs auf Voltaires fulminante Erzählung oder das bei Harald Weinrich zu erwartende souveräne und aufschlußreiche Nachwort, sondern die miserable Qualität, in der der Deutsche Taschenbuchverlag den Text im Rahmen seiner Reihe "Kleine Bibliothek der Weltweisheit" vorlegt. Unzumutbar wird der Text allein durch die zahllosen (!) , z.T. sinnentstellenden Druckfehler; der Lektürefluß wird beständig erheblich beeinträchtigt, das Vergnügen nimmt stetig ab. Nach dem zwanzigsten Druckfehler habe ich das Buch verärgert zur Seite gelegt. Und so rate ich allen potentiellen (bibliophilen) Käufern, es gar nicht erst zur Hand zu nehmen, sich das Geld zu sparen und sich die wunderbare Übersetzung Ilse Lehmanns, die der dtv hier von der in der Sammlung Dieterich zuerst erschienenen Voltaire-Ausgabe übernommen hat, stattdessen antiquarisch zu besorgen.
169-1ganz nett.... Happy von Doris Dörrie liest sich wirklich sehr gut. Auch die Idee des Plots ist nicht schlecht. Allerdings wirkt auf mich dieses Buch eher als ein billiger Abklatsch auf das grandiose Theaterstück Kunst von Yasmina Reza. Reza schafft es viel pointierter und intensiver einen Konflikt zwischen Freunden darzustellen als Dörrie. Dörries Buch zieht sich ein bißchen hin, eine lockiere, lustige Stimmung wird zwar versucht zu erreichen. Das hmmungslose Gespräch über Sex und Verlangen ist aber eher ein ziemlich durchsichtiger Versuch. Daher ist für mich Happy eher ein 0815 Drama, was man lesen kann, welches einem aber nichts mitgibt.
170-1Gekürzte Version. Diese Version des Romans von Jules Verne ist definitiv eine gekürzte Version. Es sind keine Bilder vorhanden und einige Textpassagen (zB. der Kampf der beiden Urzeit-Kreaturen) fehlen. MfG
171-1schullektüre. Mit Dürrenmatt geht es mir wie mit vielen anderen deutschsprachigen Gegenwartsautoren, die Gegenstand einer literarischen Auseinandersetzung in der Schule sind: ich kann ihnen heute, 17 Jahre nach dem Ende meiner Schullaufbahn, nicht mehr viel abgewinnen. Die stilistischen Verfahren der Verfremdung und Übertreibung, die Dürrenmatt anwendet, um die Schwächen der Menschen offen zu legen, haben heute nicht mehr die Wirkung wie zu Schulzeiten. War man damals noch begeistert von den komischen Momenten, so wirken diese heute ziemlich lächerlich auf mich. Man erwartet beim Lesen gradezu Übertreibungen und Zurschaustellungen und wird i.d.R. auch nicht enttäuscht. Dadurch, dass man die Stilmittel Dürrenmatts recht gut kennt, kommt mit der Zeit auch etwas Langeweile auf, die die Lust am Lesen deutlich mindert. Es bleibt zu hoffen, dass die Wirkung im Theater eine andere ist und die Komödie in der aufgeführten Weise gewinnt.
172-1Von historisch begrenztem Wert. "Frau Warrens Beruf" kann ich heute nur noch als Zeugnis einer vergangenen Papierwelt lesen. Schon beim ersten Kontakt mit dem Stück fällt auf, wie versatzstückhaft die Nebenfiguren des "Kavaliers", des "durchweg verdorbenen Schurken", des "jugendlichen Liebhabers", des "heuchlerischen Sünders" (natürlich Pfarrer), aber auch der "jugendlichen Heldin" Vivie gezeichnet sind. Auch diese ist in ihren Gefühlen und ihrer Biographie ein Theaterkonstrukt ohne die Lebensnähe , die den Zuschauer zum Miterleben mitreißen könnte. Frau Warren selbst ist die einzige, die einen Konflikt angeblich durchlebt, deren "Menschlichkeit" aber durch die kraß wirklichkeitsfernen Diskussionen mit ihrer Tochter um die Vorteile ihres Reichtums sich auch nur als Bühnenmalerei erweist. Shaw gibt immerhin zwei Frauen allein die unangefochtenen Hauptrollen, ohne von Männern auf der Bühne bestimmt zu werden. Ihre "Emanzipation" ist aber ebenso vordergründig und unwahrscheinlich wie alle anderen Dimensionen des Stücks. Ob"Frau Warrens Beruf" seine vom Autor so klar beabsichtigte gesellschaftskritische Funktion erfüllt hat, indem es seine Zuschauer und Leser zum Nachdenken brachte, wird schwer zu fassen sein. Was für die Berühmtheit des Stücks sorgte, nämlich dass es zum Ende des 19. Jahrhunderts als verrucht galt, hat heute nur noch musealen Wert.
173-1Kein Ohrenschmaus. Nachdem ich schon "Irrungen, Wirrungen" aus der Radioropa-Audioriehe gehört und mir die angenehme, gut intonierte Stimme der Vorleserin gefallen hatte, beschloss ich mir auch diesen Roman Fontanes durchs Ohr gehen zu lassen. Leider kann man bei diesem hier nicht von einem Ohrenschmaus sprechen. Die Vorleserin ist hier eine Andere, ihre Stimme klingt etwas nasal und sie liest nicht so enthusiastisch - eher gezwungen. Wen der niedrige Preis lockt dem sei dies als Warnung gereicht. Wen die Sprachgüte nicht interessiert und sich nur für den Inhalt interessiert, der bekommt hier Fontanes vollständiges Werk (und nicht gekürzt wie bei vielen anderen Audioausgaben) zu einem niedrigen Preis.
174-1ganz nett.... Happy von Doris Dörrie liest sich wirklich sehr gut. Auch die Idee des Plots ist nicht schlecht. Allerdings wirkt auf mich dieses Buch eher als ein billiger Abklatsch auf das grandiose Theaterstück Kunst von Yasmina Reza. Reza schafft es viel pointierter und intensiver einen Konflikt zwischen Freunden darzustellen als Dörrie. Dörries Buch zieht sich ein bißchen hin, eine lockiere, lustige Stimmung wird zwar versucht zu erreichen. Das hmmungslose Gespräch über Sex und Verlangen ist aber eher ein ziemlich durchsichtiger Versuch. Daher ist für mich Happy eher ein 0815 Drama, was man lesen kann, welches einem aber nichts mitgibt.
175-1meine meinung: finger weg - gekürzt!!! eine der geschichte nicht gerecht werdende ausgabe. ich war beim lesen der ersten sätze sichtlich erschrocken und habe das buch umgehend an amazon zurückgeschickt. die ersten anderthalb seiten sind komplett weggelassen worden und auch der folgende text scheint mir eher eine nacherzählung zu sein. ich finde eine absolut ausdruckslose übersetznug/ausgabe, im vergleich mit der diogenes taschenbuch-ausgabe von 1966, 1976.
176-1Pinselstrich des Zufalls. Den Vorwurf, Platon habe den historischen Sokrates in seinen Dialogen literarisch überhöht, muß sich Xenophon nicht gefallen lassen. Wohl aber dessen Gegenteil. Mit den Erinnerungen an Sokrates zeichnet Xenophon das Bild eines braven, sittsamen Atheners, dessen höchstes Anliegen es ist, erzieherisch auf seine Umwelt zu wirken. Sokrates wird hier vorgestellt als ein Vertreter der konservativen Tugenden, wirkt schulmeisterlich und lässt - was das Schlimmste ist - seinen gewohnten Humor und seine ihm eigene Ironie vollständig vermissen. Xenophon und Platon waren beide Schüler des Sokrates und beiden ging es nicht vorrangig ums Biographische. Doch was bei dem einen geistreich-philosophische Dichtung wird, bleibt bei dem anderen eine Sammlung essayistischer Berichterstattung. Xenophon schreibt, was er sieht und hört, aber eben hier liegt das Problem. Der Schüler bleibt hinter dem Meister zurück, die Tiefe wird nicht ausgelotet. Die ersten beiden Bücher veröffentlicht Xenophon als Reaktion auf die Anklage und Hinrichtung des Sokrates, eine Schutzschrift also. Später kompiliert er das Ganze mit weiteren Werken, wobei das vierte und letzte Buch (über die Erziehung) bereits vorliegt und auch einen eigenständigen Charakter annimmt. Die Frage drängt sich natürlich auf, wie weit wir den sokratischen Schriften im Allgemeinen und denen des Xenophons im Besonderen trauen können, schließlich kann dieser auch in seiner Apologie die gesamte Gerichtsverhandlung bis zum Tode Sokrates schildern ohne überhaupt anwesend gewesen zu sein. Um die Person Sokrates webt sich also ein Mythos. Das Ungefähre, was wir über Leben und Sterben dieses Mannes wissen, besitzt jedoch das Potential, ihn zum Prototypen des Philosophen zu erheben. Ist das aber einmal geschehen, wirken die xenophontischen Überlieferungen geradezu vulgär. Wer will an seinem Heroen schon menschliche oder gar philisterhafte Züge entdecken? Unfreiwillig erscheint hier die Wahrheitssuche als bloße Rethorik. Die Behauptung aber, Sokrates sei nicht der Gegner aller Sophisten, sondern ihr bester Vertreter, kann hier ironischerweise nicht einmal bestätigt werden. Doch selbst Aristoteles, obgleich er Sokrates in Ehren hält, verkauft ihn unter Wert und sieht in seiner induktiven Methode und der Beteuerung seines Nichtwissens schon den ganzen Philosophen. Sokrates blufft sehr gut, aber er weiß einiges. Bei Platon und selbst bei Xenophon finden sich allenorts Hinweise auf positive Erkenntnisse. In Platons Apologie heißt es unter anderem, Sokrates hält es für das höchste Gut, „sich täglich über die Arete zu unterhalten" - das schöne Leben; an anderer Stelle ist für ihn, „ein ungeprüftes Leben nicht lebenswert". Wie sollte auch jemand, der nicht weiß, was zu tun ist, dasselbe so selbstsicher vollbringen wie eben Sokrates. Dem Bild also, das wir von Sokrates besitzen, haftet unweigerlich der Pinselstrich des Zufalls an, gingen doch andere Werke, von anderen Autoren in der Geschichte verloren. Doch etwas anderes haben wir nicht. Xenophons Bedeutung als Zeitzeuge liegt ungleich höher als seine Bedeutung als Philosoph, wenn es letztere denn gibt. Aber welche Dummheit, ihn schon deshalb zu verwerfen. So bleiben die Erinnerungen an Sokrates also lediglich von historischem Interesse. Doch wer wäre so kühn, den Nutzen der Historie für das Leben zu unterschätzen?
177-1Egomanie. Die Aufführung im neu und gelungen restaurierten Admiralspalast war als Ereignis angekündigt - und im Bewusstsein der eigenen Wichtigkeit wird sie noch in einem eigenen Buch gefeiert, was mir der Gipfel der Egomanie scheint. Das eigentlich hörens- und sehenswerte Stück kam ohne Pause daher, vielleicht aus Angst vor Zuschauerschwund. Wenn man von den highlights Orchester und Katrin Sass als Mrs. Peachum mal absieht, waren es Stunden gepflegter Langeweile auf einem viel zu engen Rangplatz. Die Inszenierung ist schnell vergessen, ein Buch, das sie feiert, braucht's nun wirklich nicht im überfüllten Regal.
178-1Die schnelle Enttaeuschung zwischendurch.... Das Positive vorweg: Dieses Buch laesst sich sehr leicht, schnell und fluessig lesen - so verschwenden Sie nicht mehr Zeit als noetig fuer die Lektuere! Zugegeben: Am Anfang laesst sich die Geschichte noch ganz interessant an, aber das aendert sich bald und das Buch entpuppt sich als mehr oder minder lieblos zusammengezimmertes Weltkriegsdrama aus der Retorte. Das Ende ist so vorhersehbar wie nur was. Spannung - was ist das? Zum Wuerzen eine kleine Liebesgeschichte hier, eine kleine Anbandelei dort. Beschreibungen von Weltkriegsgeraet bis zum Abwinken; wem's gefaellt, bitte. Am Ende werden alle Handlungsstraenge so abrupt abgebrochen und zusammengekittet, dass man meinen koennte, der Autor sei ploetzlich vom Schreibtisch aufgesprungen und habe ausgerufen: "So, es reicht, ich habe keine Lust mehr!" Recht haette er gehabt, allerdings haette er diese Entscheidung schon 500 Seiten vorher treffen sollen! Bleibt noch zu erwaehnen, dass der Klappentext in der gebundenen Ausgabe den Inhalt falsch wiedergibt. Woran das wohl liegt? Wenn Sie dieses Buch also lesen sollten, dann lassen Sie sich nicht verwirren..
179-1Bandsalat. In diesem Buch passiert so gut wie gar nichts. Das ist selbstverständlich noch keine vollständige Kritik, gibt es doch genügend große Werke, die mit einem Minimum an Handlung auskommen. Allerdings sollte man dann wenigstens erwarten, dass man durch Sprachwitz, durch Atmosphäre oder durch lebendige Charaktere entschädigt wird. Davon enthält dieses Buch leider ebenfalls nichts. Die Sprache ist hölzern; unnötig lange Sätze mit ständigen Wiederholungen in Inhalt, Form und selbst einzelnen Präpositionen machen das Lesen zu einer rechten Qual. Noch dazu gehen einem nach einer Weile die grammatikalischen Fehler auf die Nerven, dass sich die Fußnägel kräuseln - beliebt ist bei Bernhard der "doppelte Perfekt": er hatte gemacht gehabt. Die Personen bleiben bis zuletzt undurchsichtig und flach. Allein durch die Fähigkeit, einen Satz mit hanebüchenen Konstruktionen auf zwei Seiten ausdehnen zu können, kann man mich nicht begeistern. Dieses Buch liest sich wie ein kaputter Kassettenrekorder, der gerade einen ordentlichen Bandsalat verursacht hat.
180-1Theatralische Nullnummer. "Über vier Millionen Arbeitslose in Deutschland. Das ist ein Skandal. Und Rolf Hochhuth gehört nicht zu denen, die wegschauen." So steht es auf dem Klappentext, und das ist auch schon das Beste, was man über Hochhuth sagen kann. Daß er brisante Themen aufgreift und sie für das Medium Theater aufzubereiten versucht, ist verdienstvoll. Daß er jedoch ohne jegliches Gespür für szenische Wirkungen vorgeht, daß er papierene Dialoge in schauderhaft realistischem Ambiente ansiedelt (etwa in einem ICE "auf der reizvollen Strecke Basel - Karlsruhe"), daß er seinen Figuren keinerlei Komplexität und Fallhöhe zugesteht, das ist nur schwer erträglich. Theaterästhetisch bewegt sich Hochhuth auf dem Niveau drittklassiger Autoren des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Besonders fatal sind quasi essayistische Einlassungen in den Text, die in oberlehrerhafter Manier banalste Dinge behandeln (etwa "Reflexionen" über den Dialektgebrauch der Schweizer), oder auch groschenromanhafte Charakterisierungen von Personen ("Medienberater, Mitte Dreißig, einst radikal als linker Student, jetzt ebenso radikal als Reaktionär, peinlich elegant, kokettes Tüchelchen am Rock"). "McKinsey kommt" ist eine theatralische Nullnummer. Und diesmal wird kein Einar Schleef daherkommen, der 1993 Hochhuths ähnlich papierenes Stück "Wessis in Weimar" mit seinem szenischen Furor rettete (Hochhuth allerdings wollte diese Aufführung verbieten lassen!). Schade, Herr Hochhuth, um den schönen Stoff! Auf einen aufrüttelnden Bühnentext zur heutigen Wirtschaftslage müssen wir weiter warten.
181-1Kein roter Faden in der Informationsgebung. Das Buch ist sehr kurz gehalten und recht informativ, jedoch verliert es nach und nach den Bezug zum Thema Buchenwald und driftet zu weit in den christlichen Glauben ab. Manche Metaphern sind kaum nachzuvollziehen und man muss sich fast schon kramphaft erinnern, das es (eigentlich!) um Buchenwald geht. Über allem steht die Frage "Ist Gott eigentlich für das Leid der Menschen verantwortlich?" Wenn man es zu Ende gelesen hat, ist man eigentlich auch nicht schlauer, da sich die Geister sehr darüber streiten und es wahrscheinlich in tausend Jahre noch tun werden.
182-1Eher langweilig. Ich wollte unbedingt nochmals ein Theaterstück lesen, was ich lange nicht mehr getan habe. Dieses Stück hat mich eher gelangweilt, so dass ich es nur mit zwei Sternen benote. Wenn bei mir schon nicht der Unterhaltungswert stimmt, lehne ich bestimmte Bücher grundsätzlich ab. Trotzdem interessiert mich das Werk der Autorin.
183-1ziemlich schwach. Ich habe das Hörspiel gleich gekauft, als es erschienen war, weil ich dachte, es wäre so gut wie die anderen WDR-Produktionen, die ich alle schon vorher hatte und von denen ich begeistert bin. Was für eine Enttäuschung als ich mir das Hörspiel dann endlich anhörte! Würde mich nicht wundern, wenn dieses - mit Sicherheit schlechteste - Hörspiel vom WDR mit Absicht als letztes der 4 Produktionen auf den Markt geworfen wurde. Wäre es als erstes erschienen, hätten die anderen Produktionen wohl kaum noch viele Käufer gefunden. Die Besetzungsliste lies eine werkgetreue Umsetzung erwarten, was aber nicht der Fall ist. Spätestens mit der 3. CD ist die Romanvorlage kaum noch wieder zu erkennen.Anscheinend wurde das Hörspiel für Kinder produziert, denn die jüngeren Protagonisten Fred, Ellen, Kleiner Bär, haben weitaus größere Rollen, als im Buch. Dazu noch die bescheuerte Rahmenhandlung, in der der Sohn von Tante Droll ein paar Kindern die Geschichte erzählt. Diese Rolle hätte auch ein Erzähler übernehmen können. Für mich eines der schlechtesten Silbersee-Hörspiele (ich glaube, ich kenne alle Hörspielversionen), kaum zu glauben, daß es wie "Old Surehand", "Winnetou" und "Durch die Wüste" vom WDR produziert wurde. Die genannten drei sind alle weitaus besser. Ich wollte mit dem Hörspiel meine Sammlung vervollständigen, aber nachdem ich es nun endlich (nach ca. 2 Jahren und im 4. Anlauf) endlich geschafft habe, das Ding zu Ende zu hören, bin ich zu der Einsicht gekommen, daß ich es besser hätte bleiben lassen sollen. Für mich der einzige Pluspunkt der Produktion: die meist guten Sprecher (mit ganz wenig Ausnahmen - Winnetou, Fred Engel). Deshalb auch nur der eine Stern.
184-1Sogar ein Faultier fällt hier vor Langeweile vom Baum. Wer sich von "Post aus Hawaii" einen informativen Reisebericht erhofft, wird das Buch leider enttäuscht aus der Hand legen. Für Mark Twain sind die Hawaiianer nur verlauste, stinkende, primitive Wilde die von den Amerikanern und Missionaren aus der Barbarei in die Zivilisation gerettet werden. Das mag sich ja aus Twains Sicht damals auch so dargestellt haben, der heutige Leser erwartet aber ein differenzierteres Bild von einem Reisebericht. Statt interessante Begebenheiten über Land und Leute zu berichten, gibt Twain Ratschläge zur möglichst effizienten Ausbeutung der Hawaiianer oder chinesischer Gastarbeitern. Zusätzlich langweilt er mit seitenlangen Statistiken über den Zuckerrohranbau und den Kapazitäten des Kaffeetransports nach San Francisco. Garniert wird das ganze mit öden Begebenheiten aus dem Regierungsbetrieb von Hawaii und der Einführung von farblosen, stereotypen Personen, von denen man dann nach 5 Sätzen nie wieder etwas im Bericht hört. Vor 145 Jahren mag das ja für die Leser der Tageszeitung im Sinne von "Was passiert heute?" interessant gewesen sein, der heutige Mitteleuropäer langweilt sich aber endlos. Natürlich gibt es auch einige wenige interessante und lustige Stellen in dem Bericht und die für Twain typische Ironie blitzt schon hier und da auf, aber das Ganze ist sowohl inhaltlich als auch stilistisch noch weit von dem entfernt, was man später, z.B. in "Die schreckliche deutsche Sprache", an Twain lieben gelernt hat. Eines ist mir jetzt, leider etwas zu spät, auch klar: Twain hat ja erst nach diesem Bericht seine Karriere als Schriftsteller begonnen. Das hier sind noch die ersten Übungen. Fazit: Für Historiker und ganz Hartgesottene kann das Buch vielleicht interessant sein, alle anderen tun sich einen Gefallen, wenn sie jetzt etwas anderes in den Warenkorb legen.
185-1Heinrich Boell: Zum Tee bei Dr. Borsig. Heinrich Boell: Zum Tee bei Dr. Borsig Es gibt kaum einen Schriftsteller, von dem ich mehr enttaeuscht wurde. Beeinflusste er das Denken vieler Jugendlicher in den 80ern, so stellt sich nun heraus, dass er vom CIA gefoerdert wurde. Da gerade in den letzten Jahren die Geheimdienste mehr und mehr an Macht und Kapital gewonnen haben, und die Menschen fassungslos vor den Ermordungen und inhumanen Machenschaften der mittlerweile maechtigen Drahtzieher stehen, stellen sich Fragen: Wer kann eigentlich noch die Geheimdienste kontrollieren? Sind die Geheimdienste ein militanter Staat in der Demokratie? Was ist, wenn die Kontrollinstanzen aus den Geheimdiensten besetzt werden? Wer soll die Wahrheit vertreten und berichten, wenn nicht die Schreibenden? Deshalb ein fast stummer Appell: Wer sich fuer das Schreiben entscheidet, sollte sich selbst treu bleiben, auch wenn dies ein Leben ohne Luxus zur Folge hat. v
186-1Kastrat. Hallo, dies ist meine allererste Rezension ueberhaupt und bezieht sich auf die Ausgabe vom ARENA-Verlag (Mai 2010, 178 Seiten, Hans Eich) mit der Urzeit-Kreatur auf dem Cover. Ich habe diesen Roman vor knapp 30 Jahren als 11-/12-Jaehriger gelesen. Als mein knapp 10-jaehriger Sohn im neuen Schuljahr ein Nicht-Sachbuch vorstellen sollte, empfahl ich ihm genau diesen Roman, da dort im unterirdischen Meer Dinosaurier miteinander kaempfen und er sich wie viele Jungen in seinem Alter fuer Dinosaurier interessiert. Als er das Buch durch hatte, kam die entscheidende Frage hoch, wo denn nun die Dino-Kampfszene sei? Muesse er wohl ueberlesen haben dachte ich, bis ich die Rezension von M. Lackner las. Leider weiss ich nicht mehr, wo ich mein Buch aus DDR-Zeiten verlegt habe. 1 Stern fuer das Buch und den Verlag, 1 Stern fuer AMAZON die auf das Kastrat nicht hingewiesen haben. Dabei ist auf dem Cover genau die entscheidende Szene illustriert, um die das Buch mindestens beschnitten wurde. Wie doof ist das denn? Ich bin immer noch geschockt, dass Weltliteratur so verstuemmelt werden darf. Habe kurzerhand die neue Version von Volker Dehs per Overnight-Express (Der Versand alleine kostete damit fast das 1,5-Fache des eigentlichen neuen Buchpreises) geordert, damit mein Sohn die unkastrierte Version noch rechtzeitig zur Buchvorstellung in der Schule zur Verfuegung hat. Florian Welle (Sueddeutsche Zeitung) schrob zu dieser Ausgabe: " Jules Vernes Werke liegen meist verstümmelt vor: Von seiner "Reise zum Mittelpunkt der Erde" sind bis 1999 etwa 20 deutschsprachige Bearbeitungen erschienen, fast alle gekürzt. Nun liegt der Roman von 1864/67 in einer vollständigen Ausgabe samt Originalillustrationen von Edouard Riou und neu übersetzt vor. Volkers Dehs, einer der besten Kenner des Phantasten und konservativen Katholiken, zeichnet für sie verantwortlich - ein Glücksfall. Vor allem der Anhang mit Originaldokumenten - u.a. von Vernes Sohn Michel Jules - macht verständlich, warum schon Zeitgenossen dem somnambulen Abstieg ins Herz der Finsternis einen ganz eigenartigen Reiz bescheinigten. Ein Vulkan auf Island - Island! - ist Ausgangspunkt für die gelehrte Wissenschaftssatire, die den Hamburger Sonderling Lidenbrock und seinen Neffen Axel zum Ursprung des Lebens zurückführt. " Update, 1 Woche spaeter: Der Overnight-Express hat gut geklappt und mein Sohn hat diesen unruehmlichen Fauxpas in seine Buchvorstellung eingebaut. Er bekam in Summe eine 1,5. AMAZON und der ARENA-Verlag eine 5 :-) Beste Gruesse, Andreas
187-1Lieblos zusammengestrichen. Diese lieblos zusammengestrichene Hornblower Buchreihe ist leider nicht empfehlenswert. Wer ältere Auflagen kennt wird viele Passagen in der neuen Auflage einfach vermissen. Ich habe mich auf diese Buchreihe gefreut und war danach sehr enttäuscht!
188-1Unfreiwillig komisch.... Wenn sogar Hollywood bei diesem Buch großes Interesse angemeldet hat, so fragt man sich natürlich, wie sie diesen Stoff filmisch umsetzen wollen, denn in der Hauptsache geht es in diesem Buch um Sex - und zwar um SM-Praktiken, die wohl in der Vorstellungswelt der Autorin schon richtig schlimm sind, zumindest wird das in der Handlung immer wieder hervor gehoben. Hollywood müsste also, würden sie das Buch verfilmen, einen Soft-Pornofilm drehen. Es geht um Anastasia, die den Milliardär Christian Grey bei einem Interview für ihre Studentenzeitschrift kennen lernt. Christian lässt sie nicht mehr los und es kommt, wie es kommen musste, sie verliebt sich in ihn und ist fasziniert von seiner undurchschaubaren Art. Schon recht bald offenbart er ihr, dass er auf SM steht und Ana muss sich entscheiden, ob sie sich auf seine Spiele einlassen will. Soweit nichts neues, ich weiß nicht genau, was so viele Leserinnen an diesem Buch so fasziniert - es lässt sich zugegebenermaßen recht schnell und flüssig lesen und das Knistern zwischen den beiden Hauptfiguren ist gut zu spüren, doch der Schreibstil der Autorin ist ziemlich platt und sie lässt kein Klischee aus. Auf fast jeder, aber wirklich fast jeder Seite knabbert Ana an ihrer Unterlippe und unzählige Male stammelt, murmelt und errötet sie, ab und zu flüstert sie auch, wohingegen Christian (seine grauen Augen sind ebenfalls recht oft ein Thema) beinahe jedes Mal in ihr Ohr haucht, dass sie gut riecht. Auch der Sitz seiner Hose und das tadellos aussehende Leinenhemd waren für die Autorin gefühlte hundert Mal so erwähnenswert wichtig, dass man sich fragt, ob sie eventuell ein Textbaustein-Programm verwendet hat. Ich denke, das Buch hat sich, allein des Themas wegen, vom Geheimtipp zum Bestseller entwickelt und dank ebook- download können es nun viele Kundinnen anonym kaufen und werden beim Lesen nicht durch das Cover enttarnt. Mein Fazit: Ich habe das Buch dank seiner unfreiwilligen Komik mit einerm Dauergrinsen im Gesicht gelesen, also gebe ich ihm für diesen Unterhaltungswert auf jeden Fall zwei Sternchen. Wenn die vielen Wiederholungen nicht wären und der Schreibstil etwas anspruchsvoller daher kommen würde, hätte mir das Buch dank des Knisterns zwischen den beiden Hauptfiguren ganz gut gefallen. Schön wäre es gewesen, wenn die Autorin etwas gründlicher in der Szene recherchiert hätte, denn sie schildert die Intentionen, die zu einem bestimmten Rollenverhalten in solch einer Beziehung führen, einfach viel zu schwarz/weiß und ungenau, obwohl das sicher ein interessanter Aspekt wäre, das Thema einer breiten Öffentlichkeit nahe zu bringen. Allerdings geht es ihr nur um Unterhaltung und so würde ich ihr Buch als Mainstream einstufen, denn als wirklich gute erotische Literatur kann man es nicht bezeichnen.
189-1Ist das politische Drama gescheitert? Der Dichter, der sich in Belgrad zum Ritter schlagen ließ, hatte mit seinem Stück "Die Fahrt im Einbaum" schon bevor irgendein Resenzor nur eine Zeile gelesen hatte einen schweren Stand. Doch ist die Fahrt im Einbaum kein Stück über den Kosovo, und ebenso wenig eine Rechtfertigung von Massakern oder Greultaten. Das moralische Sprachrohr Handkes, "Der Grieche", beklagt die Sprache der Berichterstattung ("Die Internationalen"). Eine Sprache, mit einseitiger Sichtweise, die nur ein Opfer und nur einen Schuldigen kennt (Serbien ist von Handke nicht genannt, aber wohl gemeint). Mit realen Beispielen, die Handke eingebaut hat über Lügengeschichten westlicher Medien (das ITN-Foto eines angeblichen KZ's) gewinnt. Die Fahrt im Einbaum - trotz Handkes fortwährend bekundeten Apologismus gegenüber Greultaten - eine ehrliche und vor allem auch nachvollziehbare Note. Doch mit seiner wohl durchaus berechtigten politischen und sprachlichen Kritik an der westlichen Berichterstattung schafft er mit seinem Drama (was nach Lessings Definition keines ist) keinen literarischen Gleichklang. Seine Sprache ist noch immer die eines begabten Dichters, doch strukturell von starken Schwächen gezeichnet. Sehr platt werden die einzelnen Positionen gegenübergestellt: Handke läßt keinen Zweifel zu, daß der GRIECHE recht und die INTERNATIONALEN unrecht haben. Doch zum Schluß kommt es wirr und zusammenhangslos zu einer Art Versöhnung mit geballter Naturmysthik. Der erhobene Zeigefinger des bösen Gewissens ist bei der Fahrt im Einbaum allgegenwärtig und manchmal für den Leser widerwärtig einfach und banal. Sein politischer Anspruch geht in seinem Stück zugrunde. Weder hat er ein dezidiertes Bild von der Politik - es sind wohl nur 'verarbeitete Eindrücke -, noch hat er es geschafft irgendeine Spannungskurve in den Film im Stück zu entwickeln. Aber gerade Handke-Kritikern sei geraten zu lesen, worüber sie sprechen wollen, damit sie verstehen, daß Handke nicht der personifizierte Apolgist ist. Vielleicht kann man Peter handke auch einmal zugestehen, daß er in seiner Kritik nicht irrt. Literarisch, sollte Handke wieder ein bißchen üben. (Dies ist eine Amazon.de an der Uni-Studentenrezension.)
190-1Naja. Für ein Buch im Französisch LK ganz nett. Manchmal sogar lustig. Aber gut ist etwas anderes.
191-1Platt. Zwei Frauen in einem Schlepperschiff auf dem Weg nach Europa. Erniedrigung, Misshandlung, Fatalismus ziehen sich durch das ganze Stück, verbunden mit Klischees und Plattheiten.Entweder man mag Mankell oder nicht. Butterfly Blues ist jedoch ganz ersichtlich ein Auftragswerk, gedacht für ein Publikum, dem man nicht allzu viel zutrauen darf. Jeden Regisseur, der nicht Mankell heißt, muss die Aufteilung der Personen, der nicht ersichtliche Szenenwechsel und die Lethargie auf der Bühne in den Wahnsinn treiben. Dünnes Drama, schnell gelesen, schnell vergessen.
192-1Fragwürdig. Ich konnte doch recht schnell feststellen, dass der Autor (das war nicht nur an der Seitenzahl deutlich zu erkennen) im großen und ganzen nichts zu sagen hat / hatte! Der Versuch mit einem gewissen (schwarzen) Humor und einem Touch der Ironie dieses Buch der Bevölkerung schmackhaft zu präsentieren ist völlig fehlgeschlagen. Als Fazit kann man stehen lassen: Es streift das Thema R.A.F. genauso wie ein Kamm Kojak's Haare!
193-1Schrift unmöglich klein. Ich schätze die Möglichkeit sehr, online Bücher zu kaufen. Ab und zu jedoch geschehen mir Fehler, ich kaufe Bücher, die ich im Buchladen nie gekauft hätte. Die Gesammelten Stücke von Anton Cechov aus dem Hause Diogenes ist so ein Fall. Das Buch ist exellent verarbeitet, liegt angenehm in der Hand, ist von einem Meister übersetzt worden (Peter Urban). Nur leider kann ich die kleine Schrift nicht lesen. Wie kommt der Diogenes Verlag dazu, eine solche Schrift zu wählen? Werde das Buch zurückschicken.
194-1Hugo hat Besseres geschrieben. Ein halbes Dutzend italienische Adlige trinkt und feiert gerne zusammen. Sie alle eint der Hass auf Lucretia Borgia, die von jedem einen nahe stehenden Menschen hat ermorden lassen. Einer von ihnen, er heißt Gennaro, ist noch sehr jung. Er hat seine Eltern nie kennengelernt. Er liebt aber abgöttisch seine ihm unbekannte Mutter, von der er regelmäßig Briefe bekommt. Gerade um diesen bemüht sich Lucretia Borgia und will seine Zuneigung gewinnen. Als er in den Verdacht gerät, ihr Liebhaber zu sein, was ihm den Zorn des Herzogs einbringt, beschützt sie ihn. Zum Schluss, lässt sie die ganze Clique vergiften. Nur den Gennaro will sie retten. Der Schlussgag ist dann vorhersehbar. Es handelt sich nicht um einen Roman, sondern um ein Theaterstück, zudem um ein recht kurzes, das mit wenig verzweigtem Handlungsstrang ärgerlich schnell auf das rasche Ende hinausläuft. Der Leser findet die Lucretia Borgia eigentlich garnicht so bösartig. Im Gegenteil, er hat Mitleid mit ihr, wie sie sich mütterlich um den Gennaro bemüht und von ihm barsch zurückgewiesen wird. Sie ist zudem auf dem Wege der Läuterung und nimmt einige in Auftrag gegebene Mordbefehle wieder zurück. Es ist kaum vorstellbar, dass Victor Hugo solche Sympathien für sie wirklich erzeugen wollte. Wenn er hier nur vermeiden wollte, dass das Stück in reine schwarz-weiss Malerei ausartet, so ist er etwas zu weit gegangen.
195-1Klassische Schullektüre, sorry, Herr Kureshi! Ich bin gerade gezwungen dieses "Buch", eigentlich ist es ja nur das Script zu einem Film, im Englischunterricht zu lesen, was wohl nicht unbedingt zur Objektivität beiträgt. Wenn ich meine Meinung kundtue, darf sie aber ruhig subjektiv sein. Also, um es kurz zu machen und nicht zu viel zu verraten; ich möchte ja keinem den "Spaß" verderben: Es geht um einen homosexuellen jungen Mann pakistanischer Herkunft, der sich zusammen mit seinem Freund als Geschäftsmann versucht und einen Waschsalon eröffnet. Das Buch ist so voll von Konflikten, die sich im Unterricht wunderbar erarbeiten lassen, dass es geradezu davon trieft. All diese "conflicts" sind sogar auf dem Klappentext abgedruckt, damit man gleich merkt, dass man eine Lektüre in der Hand hält, die für den Englischunterricht geschrieben zu sein scheint. "Rassenkonflikte, Homosexualität, Klassenschranken, soziale Gegensätze, Jugendarbeitslosigkeit und (...) Thatcherismus" bieten sich alle an, durchgekaut zu werden, da sie einem ja überhaupt nicht ins Auge springen. (<--- Ironie!) Außerdem ist der Text voll von gehaltvollen Motiven und Stilmitteln: Gewalt über andere, moralische Dilemmata, Vater-Sohn-Konflikte, Doppelmoral und so weiter. Unterm Strich freut sich ein Englischlehrer, ein Schüler nicht. Außer vielleicht der, der die Oberflächlichkeit, die auch ein Stück weit durch die Textart selbst gegeben ist, durchschaut und für sich zu nutzen vermag. Ich selbst weißt zu Beispiel mit 80%iger Wahrscheinlichkeit, welche Stellen wir genauer besprechen werden und eben auch warum, nachdem ich ein Stück gelesen habe. Ich finde es schade, dass ein solcher Text im modernen Curriculum einen Shakespeare verdrängt.
196-1Irgendwann ist das Pulver verschossen.... Ich hatte bislang noch nicht das Vergnügen, ein Stück von Thomas Bernhard auf einer Bühne zu sehen; daher kann ich auch nicht beurteilen, wie seine Dialoge im gesprochenen Wort klingen, und ob sich tatsächlich ein gewisser Sprachrhythmus einstellt. Jedoch muss man bei einem Theaterstück auch immer den literarischen Eigenwert bewerten, und der ist bei Bernhards Dramen eher gering. Wie schon die Figuren in seinen Romanen sind auch Bernhards Bühnencharaktere häufig irgendeiner Form des psychischen oder physischen Verfalls ausgeliefert, und sie sezieren eine kranke, nicht lebenswerte Welt in ewig kreisenden Gedankengängen. Diese Technik hat meiner Ansicht in drei erstklassigen Romanen funktioniert ('Holzfällen', 'Korrektur' und 'Auslöschung'), aber je mehr ich von Bernhard las, umso mehr ging mir diese Technik und die thematische Armut seiner Prosa auf die Nerven; irgendwann kaschierte der Autor seine Einfallslosigkeit mit einer unlesbaren Erzählstruktur und geradezu hysterischer Misanthropie. In diesem Sinne bieten Bernhards Stücke eigentlich alles, was ihm seine Kritiker vorwerfen: Sie sind dialog- bzw. monologlastig, praktisch ohne Handlungs- oder Spannungsbogen, die Hauptfiguren sind unsympathische und wehleidige Einsiedler, die ihre eigenen Fehler grundsätzlich auf andere schieben und statt Situationen zu beschreiben oder Missstände zu entlarven, polemisiert und pauschalisiert Bernhard gegen was immer ihm gerade zuwider ist. Es ist da auch kaum sinnvoll, auf einzelne Stücke einzugehen, da sich Bernhards Dramen sowohl inhaltlich, als auch strukturell sehr ähnlich sind: Ich besitze alle 3 Bände von Bernhards Dramen, und obwohl ich nicht jedes einzelne Stück gelesen habe, konnte ich mir doch einen guten Überblick verschaffen. Bernhards Kritik an Österreich und der nationalsozialistischen Vergangenheit des Staates, die bereits schon in seiner Prosa ermüdete, verkommt in seinen Dramen vollends zur Schablone: Bestimmte Sprachbilder kehren ständig wieder, die Kritik kommt nie über Oberflächlichkeiten hinaus; schon in der Minute in der ich die letzte Seite umgeblättert hatte, fiel mir kaum noch ein, was im vergangenen Akt geschehen war. Thomas Bernhard hat meiner Ansicht nach nur ein wirklich gutes und politisch relevantes Stück geschrieben: Den 'Heldenplatz'. Wenn eines seiner Dramen jemals in einem Theater in meiner Umgebung gespielt wird, dann bin ich mit Sicherheit der erste, der eine Karte kauft: Als Lesestoff sind seine Stücke jedoch weder eine angenehme, noch eine bereichernde Lektüre und mit diesem Fazit kann ich nur jedem geneigten Bernhard-Fan von dem Erwerb dieses Sammelbands abraten.
197-1Auf Amazon Kindle teilweise kaum lesbar. Zuerst vorweg: Das Buch selbst hat mir extrem gut gefallen, ich würde es jederzeit wieder kaufen. Die Umsetzung auf den Kindle ist jedoch suboptimal gelöst. Das gesamte Buch hat ein Datenvolumen von rund 16MB, was für ein Kindlebuch schon etwa 10mal mehr ist als normal, und bei meiner etwas begrenzten Internetleitung schon erheblich länger in der Lieferung dauert als gewohnt. Wenn man es liest sieht man auch warum: Die Definitionen der Lehrertypen im Buch sind als Grafik abgespeichert und, aufgrund der begrenzten Zoom-Möglichkeiten des Kindle, nur sehr schlecht zu lesen. Weiterhin ist der Kontrast dieser Bilder zu gering und der verwendete Schriftfont nicht gerade optimal gewählt. Insgesamt sind dadurch rund 30 Seiten des Buches nur schwer auf dem Kindle zu lesen. Amazon schreibt ja selbst euphemistisch das "die Darstellung für große Displays optimiert" sei, danke, ich habe den Warnhinweis nun verstanden und werde ihn dann bei zukünftigen Einkäufen beachten;-(. Ach ja, in der Leseprobe kann man dies natürlich nicht bemerken da dort ein entsprechendes Kapitel nicht mitgeliefert wird.
198-1Ist das politische Drama gescheitert? Der Dichter, der sich in Belgrad zum Ritter schlagen ließ, hatte mit seinem Stück "Die Fahrt im Einbaum" schon bevor irgendein Resenzor nur eine Zeile gelesen hatte einen schweren Stand. Doch ist die Fahrt im Einbaum kein Stück über den Kosovo, und ebenso wenig eine Rechtfertigung von Massakern oder Greultaten. Das moralische Sprachrohr Handkes, "Der Grieche", beklagt die Sprache der Berichterstattung ("Die Internationalen"). Eine Sprache, mit einseitiger Sichtweise, die nur ein Opfer und nur einen Schuldigen kennt (Serbien ist von Handke nicht genannt, aber wohl gemeint). Mit realen Beispielen, die Handke eingebaut hat über Lügengeschichten westlicher Medien (das ITN-Foto eines angeblichen KZ's) gewinnt. Die Fahrt im Einbaum - trotz Handkes fortwährend bekundeten Apologismus gegenüber Greultaten - eine ehrliche und vor allem auch nachvollziehbare Note. Doch mit seiner wohl durchaus berechtigten politischen und sprachlichen Kritik an der westlichen Berichterstattung schafft er mit seinem Drama (was nach Lessings Definition keines ist) keinen literarischen Gleichklang. Seine Sprache ist noch immer die eines begabten Dichters, doch strukturell von starken Schwächen gezeichnet. Sehr platt werden die einzelnen Positionen gegenübergestellt: Handke läßt keinen Zweifel zu, daß der GRIECHE recht und die INTERNATIONALEN unrecht haben. Doch zum Schluß kommt es wirr und zusammenhangslos zu einer Art Versöhnung mit geballter Naturmysthik. Der erhobene Zeigefinger des bösen Gewissens ist bei der Fahrt im Einbaum allgegenwärtig und manchmal für den Leser widerwärtig einfach und banal. Sein politischer Anspruch geht in seinem Stück zugrunde. Weder hat er ein dezidiertes Bild von der Politik - es sind wohl nur 'verarbeitete Eindrücke -, noch hat er es geschafft irgendeine Spannungskurve in den Film im Stück zu entwickeln. Aber gerade Handke-Kritikern sei geraten zu lesen, worüber sie sprechen wollen, damit sie verstehen, daß Handke nicht der personifizierte Apolgist ist. Vielleicht kann man Peter handke auch einmal zugestehen, daß er in seiner Kritik nicht irrt. Literarisch, sollte Handke wieder ein bißchen üben. (Dies ist eine Amazon.de an der Uni-Studentenrezension.)
199-1hyperintellektuelle Literatur. Dieser Roman enthält stilistisch so unterschiedliche Kapitel, daß man erst nach einer Weile versteht, daß es wirklich eine zusammenhängende Geschichte ist, und keine Ansammlung von Kurzgeschichten. Das erste Kapitel handelt vom Scheitern eines jungen unbekannten Regisseurs namens Leon an zwei bekannten Schauspielerinnen, die ihn zur Verzweiflung treiben, so daß er seinen Beruf aufgibt. Dann folgt ein Kapitel im Stil des magischen Realismus, daß von einer jungen Frau handelt, die einen Geschäftstermin wahrnehmen soll, aber ihr Gedächtnis verliert, anschließend in phantastische Abenteuer verwickelt wird, die sie in einen Turm, wo man Stimmen kaufen kann, und in die Unterwelt führen. Danach folgt eine Art Sience-fiction-Kapitel, in dem ein Anthropologe eine Bevölkerungsgruppe in einem Wald bei Köln wissenschaftlich beobachtet, die nach völlig anderen Werten als den gesellschaftlich etablierten lebt. Diese Aussteiger faszinieren ihn so, daß auch er seine Konventionen aufgibt und gesellschaftlichen Ausschluß erfährt. Später folgt ein großes Kapitel in Anlehnung an die Geschichte von Belsazar, das eine Abrechnung mit dem Dritten Reich darstellen soll und zugleich die Schwächen der jetztigen Gesellschaft aufzeigen möchte. Dazu treffen vier Weltanschauungen von vier Freunden aufeinander, die sich gegenseitig quasi einen Vortrag halten. So geht es weiter bis man am Ende einige Fäden in der Hand hält, die Leon, den Held des ersten Kapitels, einen Arbeitskollegen aus der Theaterzeit wiedertreffen läßt, und er überrascht feststellt, daß die damals ersehnte, faszinierende Welt dieses Bekannten ihre Schattenseiten hat und ihm heute nichts mehr bedeutet. Ich habe dieses Buch nur stellenweise gern gelesen und habe am Schluß gekämpft, um es zu Ende zu bringen. Die schönsten Momente gab für mich in den phantastischen Kapiteln. Aber auch da fasziniert mich ein Calvino oder ein Borges mehr. Die sehr langen, intellektuellen Ausführungen, vor allem in dem Belsazar-Kapitel, haben mich einfach nicht berührt. Es mag durchaus sein, daß das für andere Menschen anders ist. Die Sprache ist sehr ausgefeilt. Mancher kann das sicher genießen, aber ich spüre kein Herz dabei. Deshalb läßt mich die Geschichte schlicht kalt. Auch das Ende bringt mir keine Erkenntnis, kein Aha-Erlebnis, sondern wirkt auf mich eher banal. Ich empfinde den Stilmix wie eine schriftstellerische Übung. Das Ziel entgeht mir. Ich möchte das Buch gar nicht schlecht machen; das kann ich gar nicht, denn die Welt dieses Buches ist mir so fremd, das ich mir kein Urteil erlauben kann. Ich kann nur sagen, daß es mich nicht anrührt, daß es mir zu intellektuell ist. Vielleicht habe ich den Intellekt nicht, um es zu verstehen. Ich kann aber sagen, daß mich aus anderen fremden Dingen dennoch etwas anwehen kann, das in mir den Wunsch weckt, mehr davon kennenzulernen. Das war hier leider auch nicht der Fall. Ich würde sehr gerne jemanden kennenlernen, der dieses Buch liebt und mir erklärt, was er daran liebt. Beim Lesen hat es sich mir nicht erschlossen. Fazit: nicht meine Wellenlänge!
200-1Deutlich mehr erwartet. Nach den diversen Rezensionen hatte ich mich auf das Buch gefreut; Romane, die lebendig in die Handlung integriert aus dem "echten" Leben berichten, lese ich gerne und auch Nepal mag ich sehr. Hier wurde ich zum Teil aber doch recht enttäuscht. Man merkt zwar an vielen Beispielen, dass der Autor sehr viel über Kultur und Geschichte des Landes und seiner Menschen weiß, aber leider ist die literarische Umsetzung wenig gelungen. Die Handlung ist vielfach sprunghaft, die Charaktere sind nicht durchgezeichnet und die Sprache ist an vielen Stellen eher schlicht denn einem Roman angemessen. Mir scheint, dass sich der Autor da wesentlich mehr Zeit hätte gönnen sollen, um an seinem Werk zu feilen. Und ein freundlicher, aber strenger und akkurater Lektor hätte dem Buch sicher gut getan. Dass sich der Autor und seine Korrektoren mehr Zeit hätten lassen sollen, lässt sich auch gut ablesen an der schauderlich fehlerhaften Interpunktion (die ersten drei Seiten bspw. sind grausig) und den zahlreichen Rechtschreibfehlern, über die man (wenn sie auch für den Roman selbst nicht wesentlich sind) doch immer wieder stolpert - und sich ärgert. Man bekommt so unterschwellig den Eindruck, dass das Ganze "hingeschludert" wurde. Man möchte dem Autor deshalb zu einer Neuauflage seines Werks raten - wenn es deutlich überarbeitet wurde. Wäre ja schade, wenn er sein umfangreiches Wissen über Nepal nicht in eine bessere Verpackung bringen könnte.